Homilie des Heiligen Vaters
Liebe Br�der und
Schwestern,
diese unsere
Begegnung in der alten Basilika des Heiligen Bartholom�us auf
der Tiberinsel k�nnen wir als Pilgerreise im Gedenken an die
M�rtyrer des 20. Jahrhunderts verstehen. Es sind zahllose
bekannte und unbekannte M�nner und Frauen, die im 20.
Jahrhundert ihr Blut f�r den Herrn vergossen haben. Eine
Pilgerreise unter der F�hrung des Wortes Gottes, das als
Leuchte f�r unsere F��e und Licht f�r unsere Pfade (vgl. Ps
119,105) mit seinem Licht das Leben aller Gl�ubigen erhellt.
Mein geliebter Vorg�nger Johannes Paul II. hat diese Kirche
eigens zum Gedenkort f�r die M�rtyrer des 20. Jahrhunderts
bestimmt, und er hat sie der Gemeinschaft Sant'Egidio
anvertraut, die in diesem Jahr dem Herrn f�r den vierzigsten
Jahrestag seit ihren Anf�ngen dankt. Ich gr��e von Herzen die
Herren Kardin�le und Bisch�fe, die an dieser Liturgie
teilnehmen wollten. Ich gr��e Prof. Andrea Riccardi, den
Gr�nder der Gemeinschaft Sant'Egidio, und danke ihm f�r die
Worte, die er an mich gerichtet hat; ich gr��e Prof. Marco
Impagliazzo, den Pr�sidenten der Gemeinschaft Sant'Egidio, den
Assistenten Msgr. Matteo Zuppi und auch Msgr. Vincenzo Paglia,
den Bischof von Terni-Narni-Amelia.
An diesem
erinnerungsreichen Ort fragen wir uns: Warum haben diese
M�rtyrer, unsere Schwestern und Br�der, nicht versucht, um
jeden Preis das unersetzliche Gut des Lebens zu retten? Warum
haben sie weiter der Kirche gedient trotz schlimmer Drohungen
und Einsch�chterungen? In dieser Basilika, in der die
Reliquien des Apostels Bartholom�us aufbewahrt sind und die
sterblichen �berreste des Hl. Adalbert verehrt werden,
erklingt das beredte Zeugnis derer, die nicht nur im 20.
Jahrhundert, sondern schon seit Beginn der Kirche die Liebe
gelebt und im Martyrium ihr Leben f�r Christus hingegeben
haben. Auf der Ikone, die auf dem Hauptaltar steht und einige
dieser Glaubenszeugen darstellt, sind die folgenden Worte der
Apokalypse zu erkennen: "Es sind die, die aus der gro�en
Bedr�ngnis kommen" (Apk 7,14). Dem �ltesten, der fragt, wer
diese sind und woher die gekommen sind, die wei�e Gew�nder
tragen, wird geantwortet, dass sie "ihre Gew�nder gewaschen
und im Blut des Lammes wei� gemacht" haben (Apk 7,14). Diese
Antwort erscheint auf den ersten Blick seltsam. Doch in der
verschl�sselten Sprache des Sehers von Patmos wird hierbei
direkt Bezug genommen auf die helle Flamme der Liebe, die
Christus dazu bewegt hat, sein Blut f�r uns zu vergie�en. Dank
dieses Blutes wurden wir rein gemacht. Gest�tzt durch diese
Flamme haben auch die M�rtyrer ihr Blut vergossen und sich in
der Liebe gereinigt: in der Liebe Christi, die sie bef�higt
hat, sich ihrerseits aus Liebe zu opfern. Jesus sagt: "Es gibt
keine gr��ere Liebe, als wenn einer sein Leben f�r seine
Freunde hingibt" (Joh 15,13). Jeder Glaubenszeuge lebt diese
"gr��ere" Liebe und ist nach dem Vorbild des g�ttlichen
Meisters bereit, sein Leben f�r das Reich zu opfern. Auf diese
Weise wird man zum Freund Christi; auf diese Weise wird man
ihm �hnlich, indem man das Opfer bis aufs �u�erste annimmt und
der Gabe der Liebe und dem Dienst des Glaubens keine Grenzen
setzt.
Indem wir an den
sechs Alt�ren innehalten, die an die Christen erinnern, die
unter der totalit�ren Gewalt des Kommunismus und des
Nationalsozialismus umkamen, die in Amerika, Asien und
Ozeanien, in Spanien und Mexiko und in Afrika get�tet wurden,
durchlaufen wir im Geist viele leidvolle Geschichten des
vergangenen Jahrhunderts. Viele sind umgekommen, w�hrend sie
im Dienst der Evangelisierung der Kirche t�tig waren: ihr Blut
vermischte sich mit dem Blut einheimischer Christen, denen der
Glaube weitergegeben worden war. Andere wurden, oft als
Minderheiten, im Hass gegen den Glauben get�tet. Schlie�lich
haben sich nicht wenige geopfert, weil sie die Bed�rftigen,
die Armen, die ihnen anvertrauten Gl�ubigen nicht verlassen
haben und keine Bedrohung und Gefahr f�rchteten. Es sind
Bisch�fe, Priester, Ordensleute, Laien. Es sind viele! Der
Diener Gottes Johannes Paul II. sagte bei der �kumenischen
Jubil�umsfeier f�r die neuen M�rtyrer am 7. Mai 2000 am
Kolosseum, dass diese unsere Br�der und Schwestern im Glauben
f�r uns gleichsam ein gro�es Fresko christlicher
Menschlichkeit im 20. Jahrhundert darstellen, ein Fresko der
Seligpreisungen, die bis zum Blutvergie�en gelebt wurden. Und
er wiederholte immer wieder, dass das Zeugnis f�r Christus bis
zum Blutvergie�en mit lauterer Stimme spricht als die
Trennungen der Vergangenheit.
Das ist wahr:
�u�erlich hat es den Anschein, dass sich die Gewalt, der
Totalitarismus, die Verfolgung oder blinde Brutalit�t als
st�rker erweisen und die Stimme der Glaubenszeugen zum
Schweigen bringen, die menschlich gesehen als Verlierer der
Geschichte erscheinen k�nnen. Doch der auferstandene Jesus
erleuchtet ihr Zeugnis, und wir verstehen auf diese Weise den
Sinn des Martyriums. Dazu sagt Tertullian: "Plures efficimur
quoties metimur a vobis: sanguis martyrum semen christianorum"
- Immer wenn wir von euch geerntet werden, wird unsere Zahl
vergr��ert : das Blut der M�rtyrer ist der Same f�r neue
Christen (Apol., 50,13). In der Niederlage, in der
Erniedrigung derer, die f�r das Evangelium leiden, ist eine
Kraft wirksam, die die Welt nicht kennt: "Denn wenn ich
schwach bin, dann bin ich stark", ruft der Apostel Paulus aus
(2 Kor 12,10). Es ist die Kraft der Liebe, die auch in der
scheinbaren Niederlage wehrlos und siegreich ist. Es ist die
Kraft, die den Tod herausfordert und besiegt.
Auch dieses 21.
Jahrhundert hat unter dem Zeichen des Martyriums begonnen.
Wenn die Christen wirklich Sauerteig, Licht und Salz der Erde
sind, werden auch sie, wie es Jesus geschah, Ziel von
Verfolgungen; wie er sind sie ein "Zeichen, dem widersprochen
wird". Das br�derliche Zusammenleben, die Liebe, der Glaube,
die Entscheidungen f�r die Kleinsten und Armen, die die
Existenz der christlichen Gemeinde pr�gen, rufen manchmal
gewaltt�tige Gegnerschaft hervor. Wie n�tzlich ist es daher,
auf das leuchtende Zeugnis derer zu schauen, die uns im
Zeichen einer heldenhaften Treue bis zum Martyrium
vorausgegangen sind! In dieser alten Basilika wird dank der
Sorge der Gemeinschaft Sant'Egidio das Gedenken an viele
Glaubenszeugen bewahrt und verehrt, die in j�ngster Zeit
umgekommen sind. Liebe Freunde der Gemeinschaft Sant'Egidio,
im Blick auf diese Helden des Glaubens bem�ht auch ihr euch,
ihren Mut und ihre Ausdauer im Dienst am Evangelium
nachzuahmen, besonders unter den Armen. Seid Arbeiter f�r
Frieden und Vers�hnung unter denen, die verfeindet sind oder
sich bek�mpfen. N�hrt euren Glauben im H�ren und in der
Meditation des Wortes Gottes, durch das t�gliche Gebet und die
t�tige Teilnahme an der heiligen Messe. Die authentische
Freundschaft mit Christus wird die Quelle eurer gegenseitigen
Liebe sein. Gest�tzt durch seinen Geist k�nnt ihr dazu
beitragen, eine br�derlichere Welt aufzubauen. Die heilige
Jungfrau, K�nigin der M�rtyrer, st�tze und helfe euch,
authentische Zeugen f�r Christus zu sein. Amen!
(Eigene
�bersetzung)
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