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03/09/2002 |
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Rom, 3.9.02 (Kipa) Die Verantwortung der Weltreligionen nach den 11. September war Hauptthema am ersten Arbeitstag der in Palermo tagenden interreligi�sen Friedenskonferenz. Einer der Hauptredner war der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, Pr�sident des p�pstlichen Einheitsrates, der sich mit Nachdruck gegen die Einvernahme von Religionen f�r Krieg und Gewalt aussprach. "Es gibt keinen Heiligen Krieg, es gibt nur heiligen Frieden, denn Gott selbst ist Frieden, Gott will das Leben. Daher ist es eine Beleidigung Gottes und der Menschen, wenn jemand in Gottes Namen Krieg macht", der Chef des vatikanischen "�kumene-Ministeriums". Auf die Frage, warum die menschliche Logik so oft �ber die Logik Gottes gestellt werde, betonte der Kardinal, es gebe keinen Widerspruch zwischen Gott und der Vernunft. Gott habe dem Menschen die Vernunft geschenkt, um Frieden zu schaffen. Daher bestehe auch kein Widerspruch zwischen Vernunft und Frieden, denn Gott sei die Quelle des Friedens, und nur Gott k�nne die Herzen der Menschen ber�hren. "Die Gl�ubigen, die Geistlichen und die Religi�sen sind die wahren Friedensarbeiter."
Der einzige Weg zu einer gemeinsamen �kumenischen Zukunft sei, das gegenseitige Misstrauen zwischen den Religionen zu �berwinden. "Man kann nicht die Unterschiede �berwinden, ohne das Misstrauen zu besiegen", betonte Kasper. Die Unterschiede k�nnten nur in der pers�nlichen Begegnung �berwunden werden, "wenn wir uns in die Augen schauen." Ein Dialog gelinge nicht ohne pers�nliche Begegnung. Freundschaft geh�re genauso dazu wie gemeinsames Beten und gemeinsames Essen. "Die Erfahrung vieler Dialoge habe gezeigt, dass Freundschaft zur �berwindung von Vorurteilen beitrage. "Es ist heute unsere Pflicht, dies zu verwirklichen," betonte der Kardinal und lobte die beispielhafte Initiative von Sant'Egidio: "Der wahre Frieden beginnt, wenn er die ganze Welt umfasst".
Zuvor hatte der Vorsitzende der Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi, die Frage aufgeworfen, ob eine optimistische Vision der Beziehungen zwischen Kulturen und V�lkern heute noch zeitgem�ss sei. "Ist nicht die Zeit des Dialogs vor�ber? Wozu dient der Dialog zwischen Kulturen, V�lkern, Religionen?" Nach dem Fall der Berliner Mauer schienen das Ende des Kommunismus im Osten, Demokratisierungsprozesse in Afrika sowie Abkommen zwischen Israelis und Pal�stinensern in greifbare N�he zu r�cken. Dieser Optimismus sei jedoch "St�ck f�r St�ck zu Nichte gemacht worden": durch die Kriege in Jugoslawien und im Kosovo, durch die Krise im Gebiet der Grossen Seen in Afrika, durch die unglaublicher Gewalt in Nahost, durch die Probleme einiger lateinamerikanischer Staaten. "Der 11. September schien schliesslich das Ende des Klimas der Hoffnung zu besiegeln."
F�r Riccardi drohen eine "Abschottungsmentalit�t und eine allgemeine Angst" in der globalisierten Welt und inmitten der Konflikte alle zu erfassen. Daher sei "der gemeinsame Weg von Gl�ubigen verschiedener Religionen hilfreich, wenn sich die Wolken des Unverst�ndnisses verdichten, wenn ein diffuser Pessimismus in der Luft liegt". Diese Gl�ubigen k�nnten ein zukunftsweisendes Bild darstellen: den eigenen Glauben vertiefen und in Frieden miteinander leben. Das greifbare Ergebnis dieses gemeinsamen Weges sei, dass man sich durch den Dialog gegenseitig besser kennen gelernt habe. "Wir �bertragen nicht etwas, was sich auf ein Individuum bezieht, auf eine ganze Gemeinschaft. Wir haben die geistigen Reicht�mer der einzelnen Religionen sch�tzen gelernt."
Miyahira J. Hiroshi
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