Comunità di S.Egidio


 

Aachener Zeitung

04/09/2003


Weltreligionen blicken drei Tage lang auf Aachen

 

Aachen. Fromme Buddhistenm�nche, orthodoxe Metropoliten, indische Sikhs - Aachen wird f�r drei Tage zur bunten Hauptstadt der Religionen und des Friedens.

Am Donnerstag liefen die letzten Vorbereitungen f�r das erstmals in Deutschland stattfindende, dreit�gige Weltfriedensgebet der katholischen Laienbewegung Sant�Egidio, das am Sonntag er�ffnet wird. Die Organisatoren rechnen mit mehr als 3500 Teilnehmern.

Selbst in �gypten interessiert man sich zurzeit f�r Aachen. Am Donnerstagmittag orderte eine Tageszeitung aus dem Land der Pharaonen letzte Infos �ber das Weltfriedenstreffen, das am Sonntagnachmittag im Aachener Eurogress er�ffnet wird. Im Tagungsb�ro bimmelt das Telefon ohne Unterlass, doch Martin Herrmann bleibt stets ganz gelassen und auffallend freundlich. Der 32-J�hrige geh�rt zu insgesamt etwa 1300 Menschen, die bei der dreit�gigen Veranstaltung ehrenamtlich f�r die Organisation zust�ndig sind.

�Die Vorbereitungen laufen bereits seit einem Jahr�, erz�hlt der Informatiker aus W�rzburg, der als Student Sant�Egidio kennen lernte und sich als Mitglied dieser Basisgemeinschaft nicht nur zu gemeinsamen Gebetsstunden trifft, sondern auch alte Menschen betreut.

Jetzt in Aachen laufen viele F�den bei ihm oder auch Francesco Dante zusammen, der aus Rom angereist ist. Bei �ber 500 geistlichen W�rdentr�gern, die die Kaiserstadt besuchen, gilt es, einiges zu regeln. �Alle Helfer investieren viel Zeit und Kraft, aber sie tun es gerne, um ihren Traum von mehr Frieden Realit�t werden zu lassen�, l�chelt Herrmann. Gravierende Probleme gebe es im �brigen nicht.

Die illustre G�steschar - darunter Gr��en wie Seine Heiligkeit Abune Paulos, Patriarch der �thiopisch-Orthodoxen Kirche, oder Seiner Gnaden Mar Odisho Oraham, Assyrischer Bischof f�r Europa, gelten als wenig anspruchsvoll. Lediglich bei den Mahlzeiten m�sse auf spezielle Bed�rfnisse besonders R�cksicht genommen werden.

Die Religionsoberh�upter geben sich ansonsten mit bescheidenen Quartieren zufrieden, einige n�chtigen sogar in Bundeswehr-Kasernen. Bemerkenswert ist, dass die meisten Teilnehmer ihre weite Anreise aus eigener Tasche finanzieren. �Viele G�ste aus �rmeren L�ndern m�ssen ihren Aufenthalt aber nicht bezahlen�, betont Herrmann. Das Bistum steuert immerhin 900.000 Euro zum Weltfriedensgebet bei, viele Spender und Sponsoren aus der Wirtschaft zeigen sich ebenfalls gro�z�gig.

Dass gerade Aachen Schauplatz des gro�en Religionstreffens wird, ist f�r Herrmann kein Zufall: �Zu Bischof Heinrich Mussinghoff verbindet Sant�Egidio seit vielen Jahren ein enges Verh�ltnis. Er ist ein gro�er Freund unserer Gemeinschaft und bei zahlreichen Weltfriedensgebeten dabei gewesen.�

Die hohen Pers�nlichkeiten der verschiedensten Konfessionen wollten in Aachen auf keinen Fall unter sich bleiben, unterstreicht Cesare Zucconi, Sprecher von Sant�Egidio: �Jeder ist ganz herzlich eingeladen, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen. Man kann sich bis zur letzten Minute zu allen Angeboten anmelden.� Dahinter stecke der �starke Wunsch, in politisch schwierigen Zeiten neue Wege des Dialogs zu suchen�.

Zucconi unterstreicht: ��berall in den Krisengebieten der Welt ist der Dialog weiter m�glich, ja er ist sogar der einzige Weg, den wir gehen k�nnen.� In den Foren des Weltfriedensgebetes werde es keine theoretischen Abhandlungen geben. �Es geht um brennende Themen unserer Zeit, von der Aids-Seuche in Afrika �ber den Kampf um sauberes Wasser bis zur �kumene zwischen katholischen und evangelischen Christen.

Mussinghoff erinnert daran, dass weltweit derzeit 30 Kriege stattf�nden. �Auch Religionen k�nnen etwas f�r den Frieden tun.� Deshalb sei es �beraus wichtig, dass die verschiedenen Glaubensgemeinschaften in Aachen die M�glichkeit zu Begegnung und Freundschaft erhielten. Ein gemeinsamer Friedensappell soll zum Abschluss des Weltfriedensgebetes am Dienstag verk�ndet werden.

Der Bischof wandte sich nachdr�cklich gegen das �Klischee vom Kampf der Kulturen�. Mussinghoff: �In allen Weltreligionen gibt es zahlreiche Elemente des Friedens.�

Ralph Allgaier