|
Frankfurter Allgemeine Zeitung |
08/09/2003 |
|
|
D.D. FRANKFURT, 7. September. Mehr als 500 Repr�sentanten von Religionen, dazu Pers�nlichkeiten des �ffentlichen Lebens aus 50 L�ndern sind am Sonntag in Aachen zu einem Friedenstreffen zusammengekommen. �Dieses Treffen will nicht die Vermischung der Religionen, sondern den gegenseitigen Respekt und die Achtung des anderen", sagte der Bischof von Aachen, Mussinghoff, in der Predigt des Festgottesdienstes. Unter dem Motto �Zwischen Krieg und Frieden. Religionen und Kulturen begegnen sich" sollen Religionsf�hrer sowie einflu�reiche Pers�nlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einander besser kennenlernen, damit �aus dieser Begegnung, ganz besonders vom Gebet her, ein Friedens-Netzwerk entsteht, das auch in unserem Land noch mehr Freunde gewinnt", wie es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, ausdr�ckte. Die Initiative zu dem Treffen ging im vergangenen Jahr von der �Gemeinschaft Sant'Egidio" aus. In dem Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, der der Gemeinschaft seit langem verbunden ist, fand sie einen Gastgeber f�r das Friedenstreffen, das das erste seiner Art in Deutschland ist. Gegr�ndet wurde die Gemeinschaft 1968 in Rom. Auf Initiative des damals 20 Jahre alten Andrea Riccardi beschlo� eine Gruppe r�mischer Jugendlicher, sich in den Dienst des Evangeliums zu stellen. Gemeinsames Gebet, Weitergabe des Evangeliums, Dienst an den Armen und Einsatz f�r den Frieden sind die vier Elemente der Gemeinschaft, die nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 40000 Mitglieder z�hlt. In Deutschland hat die Gemeinschaft, deren Mitglieder Beruf und religi�ses Engagement miteinander verbinden, nur an einigen Orten Fu� gefa�t. In L�ndern wie Mozambique hingegen ist Sant'Egidio Teil des kirchlichen und politischen Lebens: Der Friedensvertrag, der 1992 den 16 Jahre w�hrenden B�rgerkrieg in dem ostafrikanischen Land beendete, kam in Rom unter Vermittlung der Gemeinschaft zustande. Dagegen haben sich in Guatemala, Algerien, dem Kosovo, Elfenbeink�ste und Kongo die Hoffnungen der Gemeinschaft nicht erf�llt, nach vom Vorbild Mozambique zwischen Feinden Frieden stiften zu k�nnen. Gleichwohl setzt die Gemeinschaft darauf, den Frieden in der Welt durch Gespr�che und Kontakte zwischen Politikern, Repr�sentanten vieler Religionen und Pers�nlichkeiten des �ffentlichen Lebens zu bef�rdern. Diesem Ziel dienen die Friedenstreffen, die Sant'Egidio seit 1987 in jedem Jahr veranstaltet. Im Jahr zuvor hatte Papst Johannes Paul II. Repr�sentanten der Weltreligionen zu einem Friedensgebet nach Assisi eingeladen. Die Gemeinschaft ergriff daraufhin die Initiative, den �Weg von Assisi" Jahr f�r Jahr fortzusetzen: �Wie eine ideelle Pilgerreise von einer Stadt zur anderen", so formulierte es Riccardi am Sonntag nachmittag in Aachen. In ihrem Eintreten f�r den Dialog der Religionen wird die kirchlich anerkannte Laienbewegung von vielen Amtstr�gern, unter ihnen mehrere Kurienkardin�le, unterst�tzt. Der Ablauf des Friedenstreffens in Aachen ist von der Absicht bestimmt, den Teilnehmern m�glichst viel Gelegenheit zu geben, sich im Gespr�ch und bei zwanglosen Zusammenk�nften besser kennenzulernen. Am Montag und Dienstag stehen Foren �ber aktuelle Krisen und Konflikte von Irak und Israel-Pal�stina, Aids und Wasser bis zur Zukunft Europas auf dem Programm. Deutschland ist bei diesen Veranstaltungen im wesentlichen durch die gastgebende Di�zese Aachen, mehrere Kardin�le, evangelische und katholische Bisch�fe sowie Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) repr�sentiert. Die Bundesregierung l��t sich durch Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) vertreten. Sie hat in Aachen ihren Wahlkreis.
|