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Westdeutsche Allgemeine |
08/09/2003 |
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WAZ Aachen. Die Stadt Karls des Gro�en hat schon eine Menge an Staatsg�sten gesehen. Doch die G�ste, die an dem dreit�gigen Weltfriedensgebet teilnehmen, stechen aus der Reihe deutlich sichtbar heraus. Buddhisten-M�nche gehen w�rdevoll in safranfarbenen Umh�ngen durch enge Altstadt-Gassen, am noblen Eurogress stehen b�rtige orthodoxe Metropoliten und diskutieren mit schwarz gekleideten Juden und Sikhs mit Turbanen. Sie alle machen Aachen zu einer bunten Welt-Hauptstadt des Friedens. Drei Tage lang - bis zum heutigen Dienstag - wollen mehr als 3500 Kardin�le, Patriarchen, Rabbiner und Imame an einem Ziel mitarbeiten: Sie wollen zum Frieden in der Welt beitragen. Erreichen wollen das die Veranstalter, die Laienorganisation Sant'Egidio und das Bistum Aachen, indem sie eine Vision umsetzen: Sie wollen ein Netzwerk zwischen allen Religionsoberh�uptern der Welt kn�pfen. Denn "Frieden ist ein Schl�sselwort in der Sprache der Religionen", davon ist Professor Andrea Riccardi, der Sant'Egidio 1968 in Rom gr�ndete, �berzeugt. Aachen ist Teil ihres Netzwerkes. Unter dem Symbol des Regenbogens und der Taube debattieren sie in vielen Foren �ber die Rolle Europas f�r den Frieden, �ber Probleme der Einwanderer, Umweltfragen und dar�ber, wie Aids und Armut in Afrika besiegt werden k�nnen. �ber die Schwierigkeiten, Hass und Gewalt zu besiegen, erz�hlte Professor Elias Chacour, ein christlich-arabischer Pal�stinenser. 20 Jahre lang hat er daf�r gearbeitet, eine Universit�t zu gr�nden, die f�r alle offen ist. "Jetzt endlich ist es soweit", sagt er. "Am 21. Oktober wird in Ibilin bei Nazareth die erste arabisch-israelisch-christliche - oder umgekehrt - Universit�t in Israel er�ffnet. "F�r Sie mag das eine Banalit�t sein", meint er, "f�r uns ist es eine Errungenschaft. Wir wollen Frieden schaffen �ber die Schulb�nke." Wie schwer es jedoch f�r die Religionen gerade in Israel ist, ohne solch konkrete Projekte zum Frieden beizutragen, zeigte sich in dem Forum "Israel - Pal�stina". Hamed Al-Tamini, der Bruder eines Richters am Scharia-Gericht in Pal�stina, wies daraufhin, dass der Islam eine friedensliebende Religion sei, die f�r Menschenw�rde und Menschenrechte eintrete. Doch wo der Beitrag des Islam liegen k�nnte, junge Menschen von Selbstmord-Attentaten abzubringen, konnte auch er nicht beantworten. Ebenso wenig wie Oded Ben-Hur, der Botschafter Israels am Heiligen Stuhl. Seine Antwort klang angesichts der Spirale der Gewalt nur hilflos. "Ich w�rde allen vorschlagen, vom Vatikan bis zum Priester: Fragt alle Leute, ob sie nicht ins Heilige Land kommen wollen, sie sollen beide Seiten sehen. Wenn eine gro�e Anzahl das t�te, w�re das eine Botschaft." Auch wenn da Grenzen f�r die Religionen sichtbar wurden, in anderen F�llen wurden sie �berwunden. Schlie�lich waren es gerade die Kirchen, die verhinderten, dass der Islam nach den Anschl�gen vom 11. September im Westen zum Feindbild werden konnte. Daran erinnerte auch Felix Genn, der neue Ruhrbischof. "Religion war all zu oft Quelle f�r Kriege. Deshalb halte ich es geradezu f�r notwendig, dass wir miteinander reden wie hier in Aachen", sagte er der WAZ. �hnlich dr�ckt es Siaka Kamara aus, ein Muslim von der Elfenbein-K�ste. "Es gibt viel Ungerechtigkeit, die Vorbehalte gegen�ber den USA ausl�sen. Wir wollen zeigen, dass Menschen, die miteinander reden, zum Frieden beitragen k�nnen. Deshalb bin ich hier."
Angelika W�lk
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