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Aachener Zeitung |
08/09/2003 |
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Aachen. So international zeigt sich die Stadt noch nicht einmal beim Karlspreis - denn �ber 3500 aktive Teilnehmer aus 70 L�ndern, die das Weltfriedenstreffen 2003 nach Aachen gelockt hat, waren am Himmelfahrtstag noch nicht versammelt. Dass 500 hochrangige Vertreter der Weltreligionen - wie beim Karlspreis - auch ein gr��eres Aufgebot an Sicherheitskr�ften mit sich bringen, ist heutzutage leider nicht vermeiden. Die in Dutzenden von Foren engagierten Menschen werden dadurch nicht abgelenkt. Vor der T�r des Konferenzsaales von Missio stehen kleine Kisten mit Personalausweisen. Was jedoch wie eine Sicherheitsma�nahme anmutet, ist rein praktischer Natur: Jeder Zuh�rer der Gespr�chsrunde zum Thema �Das Gebet als Wurzel des Friedens� bekommt im Austausch einen Kopfh�rer f�r die Simultan�bersetzung in Deutsch, Englisch, Franz�sisch, Italienisch oder Japanisch - und bei R�ckgabe des Ger�tes seine Papiere zur�ck. Beatrice und Irene aus Italien managen die Verteilung, dankbar registrieren sie die Vielsprachigkeit einiger G�ste; es gibt n�mlich weniger Pl�tze und Kopfh�rer als Interessenten. Selbst kommen die beiden nicht dazu, sich in die Veranstaltung einzuschalten. �Wir h�ren hier drau�en zu, das ist okay�, l�cheln sie. Sie machen es wie viele der Mitglieder von Sant'Egidio, die sich f�r das Friedensgebet engagieren: W�hrend der Foren �bernehmen sie organisatorische Aufgaben, noch nicht einmal f�r ein ausgiebiges Kennenlernen der Gastgeberstadt bleibt Zeit. �Der Dom ist wundervoll�, hat Irene zumindest im Umfeld des Er�ffnungsgottesdienstes ein paar Eindr�cke sammeln k�nnen. Freundlich gibt sie einen frei gewordenen Kopfh�rer weiter, der Empf�nger setzt sich mangels Platz im Saal wenigstens auf einen Heizk�rper im Foyer. Dass nicht in jedem Falle die �bersetzung eine Hilfe ist, zeigt sich parallel dazu in der Bisch�flichen Akademie. Noch ein wenig aufgeregt, aber schon wieder lachend erz�hlt dort �bersetzerin Eva Maria Marold dem orthodoxen Metropoliten von Deutschland, Augoustinos, dass durch einen technischen Defekt ihre italienische Version des Gesprochenen �ber s�mtliche Kopfh�rer gelaufen ist; doch friedlich haben die Betroffenen versucht, dem Geschehen ohne �bersetzung zu folgen, ihre Wissensl�cken in der nun zu Ende gehenden Pause zu stopfen. Der Metropolit kennt Aachen sehr gut, �ich liebe die Stadt und bin schon hundertmal hier gewesen, wir haben hier schlie�lich eine aktive Gemeinde�. Auch das Friedenstreffen genie�t seine allergr��te Sympathie, �nur leider kann ich wegen meiner vielen Verpflichtungen nicht regelm��ig teilnehmen�. Nach Venedig ist Aachen erst seine zweite Sant'Egidio-Station. Zum ersten Mal in Kontakt mit der Gemeinschaft ist unterdessen Eurogress-Gesch�ftsf�hrer Eugen Rinder. �Aber so etwas k�nnten wir jedes Jahr machen�, l�sst er sich von der positiven Atmosph�re in allen S�len und auf s�mtlichen Fluren anstecken. Flexibilit�t ist zwar hier und da gefragt, wenn Menschen vieler Nationen zum Teil ohne Deutsch- und Englischkenntnisse in ihrem Urlaub mithelfen, das Weltfriedenstreffen in Aachen auszugestalten. Aber weder die Beschaffung des �vergessenen� Hochleistungskopierers f�r eben mal 100000 Abz�ge an einem Tag noch der kurzfristige Ersatz f�r einige anscheinend noch nicht gen�gend ausgeschlafene Gast-Techniker am fr�hen Morgen stellt die Aachener Profi-Veranstalter vor Probleme. Bei der Beschallung der Abschlusskundgebung am Dienstag auf dem Katschhof setzt Sant'Egidio allerdings von vornherein auf Aachener Kr�fte. Das Eurogress-Team sorgt daf�r, dass sogar auf den Wegstrecken des Sternmarsches Lautsprecher h�ngen, und fast ist man geneigt, auf die Abdeckung der Technik zu verzichten. �Wenn es um das Wetter ging, haben wir nur zu h�ren bekommen: ,Wir haben eine starke Verbindung nach oben, es wird nicht regnen'�, erz�hlt Rinder. �Und mittlerweile glaube ich das auch...� Nicht ganz so gutgl�ubig sind Veranstalter und Polizei allerdings in Bezug auf die Sicherheit. �Wir haben keinerlei St�r-Erkenntnisse, d�rfen aber die allgemeine Sicherheitslage nicht aus den Augen verlieren�, sagt Polizei-Einsatzleiter Helmut Lennartz. �Da sind die Eskalation in Nahost, der weiter schwelende Irak-Konflikt - und zahlreiche f�hrende Vertreter der Weltreligionen in Aachen. Die sind nicht akut sicherheitsgef�hrdet, aber wir k�nnen St�rungen nicht g�nzlich ausschlie�en. Wir versuchen jedoch, so dezent und zur�ckhaltend wie m�glich zu agieren.� Wie beim �kleinen Karlspreis� hat die Polizei auch ausw�rtige Kollegen in Aachen zusammengezogen, ist zwar �berall sichtbar, aber optisch nicht dominierend: Das Friedenstreffen soll keine falschen Attribute erhalten. Dass jedoch gerade beim Open-Air-Abschlussfest auf dem Katschhof eine h�here Sicherheitsstufe herrscht, steht au�er Frage - ebenso wie die Flughafen-�hnliche Sicherheitskontrolle f�r alle Teilnehmer im Eurogress. �Ich liebe Sant'Egidio, diese Gemeinschaft gibt Beispiel f�r ein friedvolles Leben miteinander�, sagt Metropolit Augoustinos. Leider erreicht sie nicht alle Menschen�
Hanns Bittmann
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