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21/08/2004 |
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SCHWERPUNKT SUDAN |
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ROM �Es ist schon eine positive Tatsache, dass diese Treffen stattfinden." Vittorio Scelzo, Mitglied der katholischen Laiengemeinschaft Sant Egidio (Rom), nimmt am Montag als offizieller Beobachter an den Friedensgespr�chen in der �thiopischen Hlauptstadt Addis Abeba zwischen den verfeindeten Gruppen des Darfur- Konflikts teil. Durch die Verhandlungen soll das Morden im Westen des Sudans beendet werden. Eingeladen zu den Verhandlungen wurde Sant Egidio von der Afrikanischen Union. Dem Optimismus ist inzwischen Ern�chterung gewichen. �Die Vertreter der afrikanischst�mmigen Rebellengruppen haben den Verhandlungstisch verlassen", erkl�rt Mario Giro, in der Gemeinschaft Sant Egidio verantwortlich f�r internationale Beziehungen. Der Ort ist ein Hindernis Das �Haupthindernis" f�r eine Fortsetzung - m�glichst Ende August - sei der Verhandlungssitz Addis Abeba. �Die Rebellen fordern einen neutraleren Ort, denn die �thiopische Regierung habe enge Bindungen zu den Machthabern im Sudan", so Giro. Der Vorschlag der Rebellen, sich in Genf zu treffen, st��t allerdings auf das Veto der Regierung in Khartum. Um die sudanesischen Machthaber zu ernsthaften Verhandlungen zu zwingen, spricht sich Sant Egidin auch f�r starke Druckmittel wie Sanktionen aus. Denn: Angesichts des gro�en Leids der Menschen m�sse etwas geschehen. Der Konflikt hat f�r Mario Giro seine Wurzein vor allem in der Auseinandersetzung zwischen umherziehenden Viehz�chtern und sesshaften Ackerbauern. In der Darfur-Region seien dies die arabisch st�mmigen Janjaweed-Nomaden sowie die afrikanischst�mmigen Landwirte. Materielle Hilfe Die Janjaweed-Milizen, denen Gr�ueltaten unter der b�uerlichen Bev�lkerung mit Zehntausenden toter Zivilisten zur Last gelegt werden, werden von der sudanesischen Regierung In Khartum unterst�tzt. �Erschwerend kommt noch der Hunger der Menschen hinzu, der die Verzweiflung und das Feuer des Konflikts weiter n�hrt", betont der Vertreter von Sant Egidio. Der Einsatz f�r
den Frieden geht f�r die Mitglieder von Sant Egidio einher mit der materiellen Hilfe f�r die Notleidenden. Auf Bitten internationaler Organisationen und der katholischen Bisch�fe im Nachbarland Tschad sorgt eine Gruppe von Sant Egidio f�r die Verteilung von Hilfsg�tern in Fl�chtlingslagern. Neben Kleidung werden auch Tausende von Moskitonetzen zum Schutz vor Malaria verteilt. Mit der Berufung der kirchlichen Laiengemeinschaft zu den Verhandlungen werden deren erfolgreiche Friedensbem�hungen in zahlreichen L�ndern Afrikas gew�rdigt. Dieses schloss auch islamisch gepr�gte L�nder wie Algerien oder Somalia ein, was auch Bedeutung f�r den aktuellen Konflikt im sudanesischen Darfur hat: die Mitglieder der beiden verfeindeten Volksgruppen geh�ren beide mehrheitlich dem Islam an. Besonders ragt in der Friedensarbeit von Sant Egidio das Abkommen heraus, mit dein am 4. Oktober 1992 ein 16 Jahre w�hrender B�rgerkrieg in Mosambik beendet wurde. Der Friedensschluss legte den Grundstein zu einer ruhigen Zukunft - bis heute. Dies fand seinen Ausdruck in den ersten freien Wahlen in dem s�dostafrikanischen Land im Jahr 1994. Vorausgegangen waren �ber zweij�hrige Verhandlungen in den R�umen von Sant Egidio in Rom. In der italienischen Hauptstadt ist die Bewegung 1968 von Andrea Riccardi gegr�ndet worden. �Dieses Haus ist in diesen Tagen ein mosambikanisches Haus f�r Mosambikaner. Wir selbst sind Gastgeber eines Ereignisses und eines Treffens, das wir als vollkommen mosambikanisch empfinden", erkl�rte Riccardi zu Beginn der Verhandlungen. Die Pr�senz von Sant Egidio wolle stark sein, was die Freundschaft betrifft, aber auch zur�ckhaltend und respektvoll. Der damalige Generalsekret�r der Vereinten Nationen, der �gypter Boutros Boutros-Ghali, sagte �ber die Methode der Friedens Vermittlung von Sant Egidio: �In Mosambik arbeitete die Gemeinschaft �ber Jahre hinweg in diskreter Weise daf�r, dass sich die beiden gegnerischen Parteien begegnen. Als besonders wirkungsvoll erwies sich ihre F�higkeit, bei der Suche nach L�sungen andere mit einzubeziehen."So wurden neben vertraulichen und informellen Gespr�chen auch offizielle Verbindungen zu Regierungen beteiligter L�nder unterhalten. Italien und Portugal Neben dem mosambikanischen Erzbischof Jaime Goncalves waren auch Vertreter der Regierungen Italiens und Portugals (bis 1975 Kolonialmacht in Mosambik) in die Verhandlungen mit einbezogen. Selbst Enrico Berlinguer, damaliger Chef der Kommunistischen Partei Italiens, war an informellen Gespr�chen beteiligt. Dessen Gespr�che mit Erzbischof Goncalves schufen Vertrauen bei der linksgerichteten Regierung in Mosambik. Der Friedensschluss am 4. Oktober war von Sant Egidio mit Bedacht gew�hlt. An diesem Tag gedenkt die katholische Kirche des heiligen Franziskus von Assisi. Dieser Heilige ist den Mitgliedern der Bewegung ein wichtiges Vorbild. Denn neben dem gemeinsamen Gebet ist ihnen die �Freundschaft mit den Armen", aber auch der �Dialog mit den anderen Religionen" wichtig. Deutlich wird dies bei den Weltfriedensgebeten, zu denen die Gemeinschaft j�hrlich einl�dt. Das erste fand auf Anregung von Papst Johannes Paul U. 1986 in Assisi statt, 2003 war das Bistum Aachen zusammen mit Sant Egidio Gastgeber. Sant Egidio Die katholische Gemeinschaft Sant Egidio wurde 1968 von einer Hand voll Sch�ler in Rom gegr�ndet. Ziel war es, die Botschaft des Franz von Assisi zu diskutieren, zu verbreiten und zu leben. Entsprechend sahen die Mitglieder die Armenhilfe als eines ihrer Ziele. Bis heute ist die Gemeinschaft eine Laiengruppe, in der es keine Priester oder Kardin�le gibt. Inzwischen geh�ren ihr weltweit 40000 Mitglieder an.
Hans-Joachim Stoehr
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