Am Donnerstag hat der italienische Staatspr�sident Ciampi in der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom die diesj�hrigen Preise der schweizerisch-italienischen Balzan-Stiftung �berreicht. Neben den Preisen f�r vier Wissenschafter wurde diesmal auch der nur alle drei bis f�nf Jahre verliehene und mit 2 Millionen Franken dotierte Sonderpreis f�r �Humanit�t, Frieden und Br�derlichkeit unter den V�lkern� �berreicht, und zwar an die christliche Laienbewegung Sant'Egidio. Die 1968 von Sch�lern und Studenten in Rom gegr�ndete Gemeinschaft, die neben verschiedenen humanit�ren Projekten im eigenen Land inzwischen auch weltweit t�tig ist und bereits �ber 40 000 Mitglieder in 75 L�ndern z�hlt, wurde von der Balzan-Stiftung im Besonderen f�r das soziale Hilfsprogramm Dream (Drug Enhancement Resource Against Aids and Malnutrition) in Mo�ambique ausgezeichnet.
Der weltweit h�chstdotierte Friedenspreis
Den Balzan-Sonderpreis, den weltweit h�chstdotierten Friedenspreis, hatten zuvor neben anderen auch schon Papst Johannes XIII. (1962), Mutter Theresa (1978) oder das IKRK (1996) erhalten. Die Gemeinschaft Sant'Egidio, die sich nach einem Kloster im R�mer Stadtviertel Trastevere benannt hat und 1986 von der katholischen Kirche als Laienbewegung offiziell anerkannt wurde, setzt sich neben ihrer konkreten Sozialarbeit seit Mitte der achtziger Jahre auch f�r den Frieden, die �kumene und den Dialog zwischen den Religionen ein. In Mo�ambique wurden bereits seit der Zeit des B�rgerkriegs Einrichtungen geschaffen, um die Entwicklung und Bildung von Kindern zu f�rdern sowie Betagten, Obdachlosen und Gefangenen Beistand zu leisten.
Die Organisation konnte so auch eine aktive und in mancher Hinsicht gar entscheidende Rolle in den Verhandlungen spielen, die von den Vereinten Nationen und zahlreichen Regierungen gef�hrt wurden. Nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens in Rom im Jahre 1992 stellte sich jedoch nicht nur die Herausforderung des Wiederaufbaus des Landes, sondern auch alsbald jene der Aids-Epidemie. Das Projekt Dream bem�hte sich in der Folge nicht nur um die unmittelbare Behandlung der Kranken, sondern vorab auch um die strukturellen Voraussetzungen f�r eine wirksame Pr�vention und Therapie.
Die Balzan-Stiftung verlieh bei der Feier in Rom auch wieder die seit 1961 vergebenen j�hrlichen Preise f�r herausragende Wissenschafter. Mit je einer Million Franken ausgezeichnet wurden folgende vier Forscher: die amerikanische Historikerin Nikki Ragozin Keddie (emeritierte Professorin der University of California in Los Angeles) f�r ihre Forschungen �ber die islamische Welt ab dem Ende des 19. Jahrhunderts, der aus Grossbritannien stammende Arch�ologe und Pr�historiker Colin Renfrew (emeritierter Professor der Universit�t Cambridge), der ebenfalls britische Begr�nder der Sozialepidemiologie Michael Marmot (University College London) und der belgische Mathematikprofessor vom Institute for Advanced Study in Princeton im amerikanischen Gliedstaat New Jersey.
Anders als Nobelpreise
Im Gegensatz zu den Nobelpreisen wird f�r die Balzan-Auszeichnungen jedes Jahr neu festgelegt, auf welchen Gebieten der Wissenschaft herausragende Forscher geehrt werden sollen. F�r 2005 sind Preise in den Disziplinen Populationsbiologie, Mineralphysik, Kunstgeschichte Asiens sowie Sozial- und Kulturgeschichte der Stadt seit Anfang des 16. Jahrhunderts ausgeschrieben worden. Eine weitere Eigenart der allj�hrlich abwechselnd in der Schweiz und in Italien vergebenen Fachpreise besteht darin, dass die Ausgezeichneten zur F�rderung des wissenschaftlichen Nachwuchses jeweils die H�lfte der Preissumme Forschungsprojekten ihrer Wahl zur Verf�gung stellen m�ssen.
Die in Z�rich und Mailand ans�ssige Balzan-Stiftung geht auf die Tochter von Eugenio Balzan (1874-1953) zur�ck. Der fr�here langj�hrige Gesch�ftsf�hrer und Mitherausgeber der Mail�nder Tageszeitung �Corriere della Sera� war 1933 wegen des wachsenden Drucks der Faschisten in die Schweiz emigriert und hatte seiner Tochter Angela Lina bei seinem Tod in Lugano ein bedeutendes und ertragreich angelegtes Verm�gen hinterlassen.
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