Comunità di S.Egidio


 

Deutschlandradio

16/11/2005


Schulen des Friedens in Antwerpener Problemvierteln

 

In allen L�ndern mit hohem Ausl�nderanteil sind die Integrationsbem�hungen ins Gerede gekommen. In Belgien widmen sich seit geraumer Zeit so genannte Schulen des Friedens dem konfliktfreien Miteinander zwischen den Kulturen. Sie wurden von der katholischen Gemeinschaft San Egidio gegr�ndet und unl�ngst mit einem Friedenspreis ausgezeichnet. Ruth Reichstein berichtet.

"Ich bin neun Jahre. Ich komme aus Belgien-Angola und ich hei�e Christopher. Wir sind in der Friedensschule und wir rechnen und spielen gemeinsam."

"Ich hei�e Fatma und ich komme aus der T�rkei und ich bin zehn Jahre alt. Ich komme oft hierher und ich mache hier meine Hausaufgaben."

Christopher und Fatma sind regelm��ige Besucher in der Friedensschule der Sant'Egidio-Gemeinschaft in Antwerpen-Nord. Es ist eines der �rmeren Stadtviertel. Hier leben besonders viele Ausl�nder, Einwanderer aus Afrika und anderen europ�ischen L�ndern. In diesem Viertel finden auch diejenigen Zuflucht, die illegal im Land sind. Die Arbeitslosigkeit ist hoch.

Zwischen kleinen Lebensmittell�nden und D�ner-Buden hat die Sant'Egidio-Gemeinschaft eine ihrer Friedensschulen errichtet. Jeden Samstag holen freiwillige Helfer die Kinder zu Hause ab und verbringen den Nachmittag mit ihnen. Das ist in diesem sozialen Brennpunkt besonders wichtig, sagt Birgit Burbaum. Die Deutsche lebt seit einigen Jahren in Antwerpen und arbeitet als Freiwillige bei Sant'Egidio:

"Unser Anliegen ist es, Kinder - auch kleine Kinder - vorzubereiten in einer Gesellschaft zu leben, wo man mit verschiedenen Kulturen und Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft zusammen leben muss, lernen muss, zusammen zu leben. Und das geht sicherlich, wenn man Kind ist und klein ist besser, als wenn man gro� ist. (...) F�r uns ist das ein ganz wichtiger Schritt der Integration, um nicht die Konflikte gro� werden zu lassen."

Die christliche Gemeinschaft hat ihren Ursprung in Rom. Dort gab es auch die ersten Projekte f�r arme und sozial benachteiligte Kinder.

In Antwerpen gibt es mittlerweile vier Friedensschulen. Jede betreut zwischen 25 und 35 Kinder. In den bunt gestrichenen R�umen k�nnen sie einmal in der Woche durchatmen. Sie machen ihre Hausaufgaben und spielen gemeinsam.

"Wir wollen den Kindern wirklich eine Erziehung geben - wie unseren kleinen Br�dern und Schwestern. Es ist sehr wichtig f�r uns, dass sie eine Ausbildung bekommen, dass sie aufmerksame Kinder werden, dass sie gerne mit den alten Menschen lernen, andere Fremde respektieren und die Belgier nat�rlich auch. Und wir denken, dass ein Kind, das sich daran gew�hnt, das sp�ter ganz normal findet."

"So", sagt Carelle, "wollen die Helfer vermeiden, dass ihre Sch�tzlinge sp�ter auf der Stra�e landen und etwa Autos anz�nden wie in den vergangenen N�chten in den Pariser Vorst�dten". Carelle arbeitet schon seit Jahren ehrenamtlich mit den Kindern. Sie kennt sie alle mit Namen, ihre Herkunft und ihre Geschichte:

"Sie haben ganz verschiedene Nationalit�ten. Ich sehe da jemanden aus dem Kosovo, aus dem Irak, Kongo, Belgien, Angola und aus der T�rkei. Das ist eine sehr gemischte Gruppe."

Besondere Programme, um die anderen Kulturen kennen zu lernen, gibt es in der Friedensschule nicht. Das sei aber auch gar nicht n�tig, meint Carelle:

"Die Kinder sind es gewohnt, das ganze Jahr �ber hier zusammen zu spielen. Jeden Samstag treffen ihre Freunde aus anderen Kulturkreisen. Und so lernen sie auch das t�gliche Zusammenleben. Einmal im Jahr, im Mai, organisieren wir ein gro�es Fest in einem Antwerpener Park. Dann tanzen die Kinder. Sie singen und zeigen einige selbst gemalte Bilder. So wollen wie der ganzen Stadt zeigen, dass friedliches Zusammenleben m�glich ist."

Wenn die Kinder gr��er werden, wechseln sie die Gruppe und treffen sich alle zwei Wochen im Gemeindezentrum. Dann �bernehmen sie selbst ein St�ck Verantwortung f�r das Zusammenleben in ihrem Viertel, erz�hlt Peter, einer der Helfer:

"Wir treffen uns hier alle zwei Wochen mit einer Gruppe von Kindern aus ganz verschiedenen Vierteln und Kulturen. Wir wollen gegen den Rassismus in der Stadt und gegen die Einsamkeit der alten Leute k�mpfen. Wir organisieren Feste. Die Kinder bekommen Verantwortlichkeit. Sie bereiten das alles vor. Sie �berlegen, welche Spiele sie spielen k�nnen, das Essen und die Getr�nke. Die Kinder kommen wirklich aus allen m�glichen Kulturen und deshalb ist es so wichtig, dass Freundschaften mit den alten Menschen hier in Belgien entstehen."