Comunità di S.Egidio


 

07/09/2006

Im Namen Franz von Assisis
Religionen beschw�ren den Weltfrieden

 

Hoch gelegen, noch innerhalb der alten Mauern, die Assisi, die "citt� serafica" (die friedfertige Stadt) umgeben, beten im Garten der Franziskanischen Schwestern f�nfzehn aus Japan angereisten Shintoisten. Sie folgen mit vielen anderen zwei Tage lang einer alten Tradition, die den Dialog zwischen den Gegens�tzen, die Verst�ndigung der unterschiedlichen Kulturen f�rdern m�chte. Das ist das Erbe von Franziskus, der zu Zeiten der Kreuzz�ge nicht als Eroberer, sondern als Besucher des Sultans ins Heilige Land gekommen war. In die Stadt dieses friedensbewegten Heiligen hatte Johannes Paul II. 1986 zum ersten Mal die Vertreter vieler Religionen zum Gebet f�r den Frieden eingeladen.

Zwanzig Jahre sp�ter sind mehr als zweihundert geistliche W�rdentr�ger gekommen. Der sch�nste Moment: An verschiedenen Pl�tzen haben sie nach den Regeln ihrer Religion gebetet, sind danach oben in der Stadt auf dem Platz zwischen Rathaus und dem antiken Minerva-Tempel zusammengekommen, um in gemeinsamer Prozession durch die enge Altstadt hinunter zur Piazza San Francesco zu ziehen. Heftig beklatscht von Einheimischen, Pilgern und Touristen. Alle folgen dem Geist des Heiligen, aber auch dem Wort Johannes Pauls II. Der Theologe Mohammed Amine Smaili, Professor im marokkanischen Rabat w�rdigte Wojtyla: "Das Konzept dieses au�ergew�hnlichen Mannes war die Globalisierung der Solidarit�t." Er habe gewusst, dass die Arbeit f�r den Dialog sich auf festen Prinzipien gr�nde, dass man dabei sehr gut die eigene Identit�t bekr�ftigen und gleichzeitig etwas f�r die Zukunft der Menschheit tun k�nne.

Zwischen Wojtyla und Ratzinger

Auf diesem feinen Grat zwischen Betonung von Gemeinsamkeit und Bekr�ftigung der Unterschiede l�sst Wojtylas Nachfolger Ratzinger seine alte Sorge um Vermischung, Verwirrung und vor allem weniger Vertrauen in den Dialog durchblicken. In der Ablehnung von Gewaltl�sungen aber unterscheidet den Papst nichts von seinem Vorg�nger. Nach dem 11. September 2001 war der Dialog von vielen bereits totgesagt worden, ein Irrtum. "Wir sind nicht entt�uscht", sagt Andrea Riccardi, der charismatische Gr�nder der Comunit� Sant' Egidio, einer Laienbewegung, die am Dialog der Religionen arbeitet. "Wir sind nicht einmal m�de der st�ndigen Wiederholung unseres Treffens", meint Riccardi und f�gt stolz hinzu: "Es ist ja nicht wenig, dass sich inzwischen der Rektor der Al-Azhar-Universit�t von Kairo und der oberste Rabbiner Israels an einen Tisch setzen k�nnen." Oberrabbiner Yona Metzger hat dabei den Austausch der Gefangenen in Nahost vorgeschlagen, die Mohammed-Karikaturen verurteilt und gleichzeitig die islamische Seite aufgefordert, Holocaust-Karikaturen zu unterlassen.

"Die Religionen rechtfertigen niemals Hass und Gewalt. Wer den Namen Gottes gebraucht, um den anderen zu zerst�ren, entfernt sich von der reinen Religion", hei�t es in der Abschlusserkl�rung des Treffens, die aber auch gleich ein Defizit offenbart. "Wir haben gezeigt, dass das Gebet nicht trennt, sondern eint. Wir haben gebetet, einer neben dem anderen, wir werden niemals gegeneinander beten." Warum dann nicht gleich zusammen?

Im Licht des fr�hen Sommerabends nach einem strahlenden Tag bekommt der helle Stein der Basilika eine warme F�rbung, als sich die Religionsf�hrer in ihren bunten Ornaten auf dem Podium der Piazza San Francesco niederlassen. Sie alle treten vor und entz�nden Friedenskerzen. Zuletzt kommt ein Laie von unten, entz�ndet ebenfalls eine Kerze und unterschreibt den Appell: Italiens Staatschef Giorgio Napolitano. Der Ehrengast hatte zuvor nicht nur auf den Frieden der Religionen untereinander, sondern auf die heimischen Probleme mit Immigranten aus verschiedenen Kulturen hingewiesen.

In der feierlichen Abendstunde war der italienische Alltag nicht ausgeblendet. Den sch�nen Friedens-Appell hat Zeinad Ahmed Dolal vorgelesen, eine junge Frau aus Somalia, die dem Islam-Rat beim Innenministerium angeh�rt. Dieses Beratungsgremium aus Moslems aller Richtungen wird derzeit von inneren Problemen gesch�ttelt, weil der Vertreter einer gro�en islamischen Vereinigung den Libanon-Krieg mit dem Holocaust verglichen hatte.

Neben diesen gro�en Dingen gab es aber auch die kleinen, bei denen man leichter zusammenkommt. Die betenden Shintoisten unter den �lb�umen der Franziskanerinnen f�hlten sich durch parkende Autos in ihrer Versenkung gest�rt. Die wurden flugs umgeparkt, um den Blick auf die weite Ebene Umbriens nicht zu st�ren.

Roman Arens