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Zeit |
14/06/2007 |
FRAGEN ZU EUROPA: ANDREA RICCARDI, ITALIEN |
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Woran denken Sie zuerst, wenn Sie �Europa� h�ren? Einheit und Frieden. Das war die Lehre nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Vielfalt Europas, die Vielfalt seiner nationalen Subjekte, musste und konnte sich mit der Einheit verbinden. Man konnte nicht verschieden bleiben, wenn man nicht eins wurde. Ein halbes Jahrhundert lang hat der Traum von der europ�ischen Einigung den politischen Horizont Westeuropas gebildet, und jetzt erweitert er sich. Mit dem Frieden ist der Wohlstand gekommen, eine Entwicklung, wie die Geschichte sie noch nicht erlebt hat, die die St�dte gro� gemacht hat, das Land entv�lkert, die uns l�nger leben l�sst und zahllose Einwanderer aus den armen L�ndern anzieht. Was war Ihre erste pers�nliche Erfahrung mit Europa? Ich f�hle mich als Europ�er. Meine Generation hat sich immer Europa zugeh�rig gef�hlt. Ich habe Europa immer als gemeinsames Haus empfunden. Warum ist es gut, dass Ihr Land zur EU geh�rt? Italien hat durch die europ�ische Einigung viel gewonnen. Nicht blo� �konomisch, bei der Entwicklung des Landes (das nach dem Krieg arm, diskreditiert und b�rgerkriegsgef�hrdet war). Italien hat eine europ�ische Berufung, eine gemeinsame Bestimmung mit Europa � aber es ist auch ein Br�ckenland f�r die Mittelmeer-Welt, es hat eine mediterrane Berufung, wie Spanien und Frankreich. Erst recht heute in Anbetracht des schwierigen Verh�ltnisses mit der islamischen Welt. Das Mittelmeer darf nicht die neue Berliner Mauer werden. Womit kann oder wird Europa die Welt noch �berraschen? Ich bin �berzeugt, dass es auf der Welt ein gro�es Bed�rfnis nach Europa gibt. Ich glaube, dass Europa ein Modell f�r Mittelamerika ist. Ich sehe, dass die Afrikanische Union sich an der EU orientiert, in einem bedeutsamen Einigungsprozess. Ich denke an den Nahen Osten, an die Kriege in Afrika. Es gibt die Frage nach Europa, und es gibt an Europa die spezifische Frage nach der Solidarit�t. Was uns heute zu fehlen scheint, ist ein gemeinsames europ�isches Empfinden. Wo liegen f�r Sie Europas Grenzen? Eine Grenze ist klar: dass Staaten nicht auf ihren Raum verzichten wollen, um in einer Union aufzugehen. Die andere Grenze ist: auf die eigene Mission in der Welt verzichtet, ja sie gar nicht begonnen zu haben. 1950 hat einer der V�ter Europas, Maurice Schumann, erkl�rt: �Europa wird die Erf�llung einer seiner wesentlichen Pflichten verfolgen k�nnen: die Entwicklung des afrikanischen Kontinents.� Ein gro�er Afrikaner, Leopold Senghor, hat von �Eurafrika� gesprochen, als der gemeinsamen Bestimmung der beiden Kontinente. Ohne eine gro�e Idee entsteht nichts, auch Europa nicht. Wer sind in Ihren Augen Europas gef�hrlichste Feinde? Der wahre Feind ist der Mangel an Zukunft, der auf :Europa lastet. Im 19. und 20. Jahrhundert haben die europ�ischen L�nder die Erfahrung der nationalen Unabh�ngigkeit und der Expansion �ber die Horizonte und M�rkte der Welt gemacht. �Zukunft� hei�t heute nicht mehr politische Expansion. Und doch m�ssen sich die Europ�er der Herausforderung der Zukunft stellen: Welches ist ihr Beitrag, und wozu werden sie im Weltsystem gut sein? Ich bin �berzeugt, dass es in Europa die kulturellen und wirtschaftlichen Ressourcen gibt, um die Zukunft zu bestehen. Andrea Riccardi, geboren 1950 in Rom, ist Historiker und Gr�nder der Gemeinschaft Sant'Egidio, einer katholischen Laienbewegung. Der spektakul�rste Erfolg ihres politischen Engagements war 1992 die Vermittlung eines Friedensvertrags zwischen den B�rgerkriegsparteien in Mosambik. Gerade ist Andrea Riccardi in Rom mit Pr�sident Bush zusammengetroffen, um f�r die Armen der Welt zu werben
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