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S�ddeutsche Zeitung |
08/09/2007 |
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Sibiu An diesem Freitag geht erstmals Begeisterung durchs Zelt, in dem im rum�nischen Sibiu mehr als 2000 Teilnehmer der �kumenischen Versammlung tagen. Andrea Riccardi redet, der Gr�nder der katholischen Basisgemeinde Sant'Egidio in Rom. �Europa ist unsicher und eingesch�chtert", ruft er, doch f�r die Christen gelte: �F�rchtet Euch nicht!" Der Kontinent k�nne �keine Insel werden, die wie eine Festung gesch�tzt ist". Er gei�elt, dass es Aids-Medikamente gibt, die zu teuer sind f�r die Infizierten in Afrika: �Das ist eine Schande f�r Europa, das fern davon in Freuden lebt und prasst, w�hrend Lazarus vor seiner T�r stirbt." Die V�lker m�ssten einander Bruderv�lkerwerden, die Kirchen Schwesterkirchen. Der lange Applaus zeigt: Hier spricht einer den versammelten Christen aus dem Herzen, die die �kume-nischen Streitigkeiten der vergangenen Tage als l�hmend empfanden. Am dritten Tag geht es in Sibiu um die Weltverantwortung der Christen, das l�sst die innerchristlichen Querelen in den Hintergrund treten. Europa muss Fl�chtlinge menschenw�rdig behandeln, da sind sich die Kirchenvertreter einig. Der Reichtum des Kontinents verpflichtet zum Einsatz f�r die Armen, mit der Umwelt darf kein Raubbau getrieben werden. Die Idee, an jedem 1. September einen Tag der Sch�pfung und des Friedens zu feiern, ist konfessions�bergreifend popul�r. Wobei auch hier immer wieder fundamentale Unterschiede offenbar werden - der russisch-orthodoxe Erzpriester Vsevolod Chaplin betont am Donnerstagabend in einem Forum �ber Europa, der Parteienzank in den westlichen Demokratien sei ein Zeichen f�r die geistige Verwirrung. Anastasios Yanula-tos redet am n�chsten Mittag ganz anders: Er sei �nicht der Anwalt anderer orthodoxer Kirchen", sagt er und spricht von �Europas Armutszeugnis", weil die reichen L�nder die weltweite Armut nicht entschieden genug bek�mpften. Uneinigkeit bis zum Schluss Delegierte aus dem Westen stehen ratlos vor diesem Widerspruch, aber insgesamt bessert sich die Stimmung. Sie beklagten, dass sie nur Vortr�ge anh�ren m�ssten, keine Zeit zum Diskutieren h�tten und dass Frauen und junge Delegierte praktisch keine Stimme h�tten, die vielen christlichen Basisgruppen aus Europa und die Christen aus Rum�nien fast keine Rolle spielten. �Da war ich sehr frustriert", sagt Sandra David von der evangelischen Landjugend. Insgesamt ist sie aber �fasziniert von den Begegnungen mit Christen aus ganz Europa". Auch deshalb sind die Gottesdienste voll mit Katholiken und Protestanten, die mal einen orthodoxen Gottesdienst mitfeiern wollen und mit Einheimischen, die die Faszination der Ges�nge der Br�der aus dem franz�sischen Taize entdecken. Zu inhaltlichen Ann�herungen wird das kaum f�hren. Die deutschen Katholiken dr�ngen darauf, dass die Gr�ben im Abschlussdokument auch erw�hnt werden. Andere kritisieren, dass die Konferenz �berhaupt einberufen wurde - das Geld h�tte man sparen k�nnen. Eine Auffassung, der Margot K��mann, die Hannoversche Landesbisch�fin, widerspricht. 1983 war sie auf der Vollversammlung des Welt-kirchenrates und seitdem macht sie die H�hen und Tiefen des �kumenischen Gespr�chs mit. �Es ist manchmal frustrierend", sagt sie, �aber was w�re die Alternative - einfach gar nicht mehr zusammenkommen?" (S�ddeutsche Zeitung, 8.9.2007)
Matthias Drobinski
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