change language
sie befinden sich in: home - news newsletterkontaktlink

Unterstützung der Gemeinschaft

  
13 August 2011 | ITALIEN

Pressemitteilung: Sofortige Veränderungen im Gefängnis. Das repressive Justizsystem steht vor dem finanziellen, erzieherischen und menschlichen Ruin

 
druckversion

Eine gute Nachricht für die Italiener. Wer das Gefängnis früher verlässt, begeht weniger Verbrechen. Die schlechte Nachricht lautet, dass man länger im Gefängnis bleibt, bis zum Ende der Strafe und unter immer unwürdigeren Bedingungen. Wenn man dann frei kommt, begeht man mehr Verbrechen und kehrt ins Gefängnis zurück. Es ist ein verzweifelter und abzulehnender Teufelskreis.

In Italien liegt die Rückfallquote bei 68,45%. Bei einem Strafnachlass liegt die Quote bei 33,92%, also bei der Hälfte. Ende 2008 waren es 29,14% (Universität Turin). Wenn man die Zahlen genauer betrachtet, ist dieser Trend noch deutlicher: Bei einem Strafnachlass und gleichzeitig anderen Maßnahmen (Therapien, Hausarrest oder anderes) lag die Rückfallquote bei 22%, also dreimal niedriger als bei normalen Gefangenen, die die ganze Strafe abgesessen haben. Ein Paradox? Nein nur die Realität. Das muss geändert werden, unabhängig von juristischen Streitereien.
 
Das Ergebnis ist für alle eindeutig: Die Zahl der Gefangenen liegt seit dem Krieg auf einem Höchststand von 70.000. Das ist eine Überbelegung von 100% in vielen italienischen Gefängnissen. Die Gelder werden bis zu einem Drittel gekürzt durch Sparmaßnahmen und die Überbelegung. In einigen Abteilungen gibt es dreifache Stapelbetten, es kommt zu Selbstverstümmelungen und zur Todesstrafe durch Suizid, da auch angemessene Krankenbetreuung fehlt. Um einem Strafurteil von Straßburg zu entgehen, werden in vielen Haftanstalten mit Überbelegung die Türen der Zellen offen gelassen und die Korridore mit einberechnet bei der Pro-Kopf-Belegung, sonst würde die Mindestgrenze unterschritten, und es käme zu Sanktionen.
 
Die Arbeitsbedingungen des Personals sind auch alarmierend, weil nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen. Da ist keine Lösung in Sicht.
 
Wenn zwei von drei Gefangenen im Gefängnis sind und die steigende Kriminalisierung die Zahl der vom Gefängnis Gefährdeten erhöht, dann ist es keine Überraschung, dass in nur drei oder vier Jahren und zusätzlich durch die Wirtschaftskrise die Zahl der Gefangenen stark gestiegen ist, wie es in der Geschichte Italiens noch nicht vorgekommen ist. Das entspricht auch nicht der Kriminalitätsrate, denn mit wenigen Ausnahmen nimmt seit ca. zwei Jahrzehnten die Zahl fast aller Vergehen ab.
 
Diese Lage ist schädlich für das Land, das Sicherheitsmaßnahmen verstärkt und nicht vermindert und zu häufig die Menschenwürde der Gefangenen und auch derer, die mit ihnen zu tun haben, verletzt. Das ist unangemessen für ein Land wie Italien mit einer großen Kultur und auch einer hohen Rechtskultur.
 
Ausgehend von der Krise des Systems müssen einfache und mutige Entscheidungen getroffen werden: Amnestie für geringfügige Vergehen und vorzeitige Entlassung vor Strafende. Alternative Maßnahmen für die Kranken und älteren Gefangenen, die kaum Zugang zum nationalen Gesundheitssystem haben, weil die Mittel und das Personal fehlen. Geringere Strafen und alternative Maßnahmen, die bei Vergehen hilfreich sind, die die Allgemeinheit nicht gefährden und keine Inhaftierung erfordern. Das wäre bei leichten Vergehen der Fall, bei denen das Gefängnis nur eine Gewöhnung an schlechtes Verhalten fördert.
 
Die Gemeinschaft Sant'Egidio ist bereit, einen Katalog für dringende Maßnahmen und sofortige und umfassende Veränderungen mit dem Justizminister und den Verantwortlichen der Justizkommission aus Abgeordnetenhaus und Senat zu erarbeiten.
 
 
 
 

 
 

 LESEN SIE AUCH
• NEWS
22 Dezember 2017
NAKURU, KENIA

In Teilen der Welt ist Wasser das schönste Weihnachtsgeschenk: eine Zisterne für die Gefangenen von Nakuru

IT | ES | DE | FR | PT | CA | NL
14 August 2017
MAROUA, KAMERUN

Lesen und Schreiben lernen im Gefängnis – so beginnt die Freiheit

IT | ES | DE | FR
16 Juni 2017
JOS, NIGERIA

Sant’Egidio organisiert fließendes Wasser für das Jugendgefängnis von Jos in Nigeria

IT | ES | DE | FR
3 Kann 2017
ABUJA, NIGERIA

Hilfsgüter für Frauen im Gefängnis von Suleja

IT | EN | ES | DE | PT | NL
9 Marsch 2017
MAPUTO, MOSAMBIK

Essen und Rosen im Frauengefängnis Ndlavela in Mosambik verteilt, wo die Armut zur Verlassenheit wird

IT | ES | DE | PT
21 Februar 2017
EL SALVADOR

25 Jahre Frieden in El Salvador - Sant' Egidio feiert mit der Versendung von Hilfsgütern an Gefangene

IT | ES | DE | FR | PT | NL | RU
alle neuigkeiten
• RELEASE
2 Januar 2018
Il Messaggero - ed. Civitavecchia

La comunità di Sant'Egidio offre il pranzo ai detenuti

29 Dezember 2017
La Stampa

Sant’Egidio e il pranzo della serenità nel carcere

29 Dezember 2017
Avvenire

Kenya, Natale in cella. Adesso arriva l'acqua

24 November 2017
La Repubblica - Ed. Firenze

Fuori dal carcere: la guida per orientarsi in città

23 November 2017
Famiglia Cristiana

Quelle coperte che scaldano le notti degli ultimi di Roma

24 September 2017
Notizie Italia News

Giovani stranieri in carcere

die ganze presseschau
• DOKUMENTE
Comunità di Sant'Egidio

ALCUNI NUMERI DELLA SOLIDARIETA’ NEL 2012 DALLA COMUNITA’ DI SANT’EGIDIO

Comunità di Sant'Egidio

Le carceri in Italia:tra riforma, sovraffollamento e problemi di bilancio. Analisi e proposte delle Comunità di Sant'Egidio

Comunità di Sant'Egidio

Mai così tanti in carcere nella storia dell’Italia Repubblicana

Comunità di Sant'Egidio

CALANO I REATI, MA CRESCONO GLI ARRESTI E LE DETENZIONI

alle dokumente

FOTOS

314 besuche

261 besuche

306 besuche

282 besuche

246 besuche
alle verwandten medien