Die Jungen Leute von Sarajewo, die während des Bosnienkrieges (1992-1995) geboren wurden, sind heute 18 bis 20 Jahre alt: "Es gibt unverantwortliche Politiker, doch Gott sei Dank hören die Jugendlichen nicht auf sie". Der Bürgermeister von Sarajevo, Alija Behmen, Premierminister der Föderation Bosnien-Herzogovina von 2001 bis 2003, legte auf einem besonderen Zusammentreffen von hohen Religionsvertretern und politischen Führern der Gemeinschaft Sant'Egidio dar, dass sich im Bild der belagerten Stadt die Wahrheit einer "multikulturellen Seele" zeige, die immer überlebt habe. "Die Krankheit des Nationalismus darf nicht unterschätzt werden, die die Seelen vergiftet hat". Der Friede hingegen sei zur "Geisel unverantwortlicher Politiker" geworden. Die Bürger der Stadt aber hätten "der Versuchung widerstanden, indem sie weder mit dem Gift der Feindseligkeit reagiert noch Faschismus mit Faschismus beantwortet" hätten.
In sechs verschiedenen Schulzentren, die von der deutschen Organisation Renovabis im gesamten Land gegründet curde, lernen etwa 6000 Schüler seit fünf oder sechs Jahren bis zum Alter von 18/19 Jahren zusammen, unabhängig von ihrem sozialen Status oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit. "Seit 1994 - erklärte der Präsident von Renovabis Stefan Dartmann - als die erste Schule für Europa hier in Sarajewo gegründet wurde, schien die Vorstellung , dass junge Menschen aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen lernen und auch ihre Freizeit gemeinsam verbringen würden, unglaublich. Heute sind diese Schulen ein Modell für das ganze Land.
In Sarajewo entwickelte sich in diesen Tagen eine positive Dynamik - mit dem gemeinsamen mutigen öffentlichen Zeugnis des serbisch-orthodoxen Patriarchen Irenej, des Großmuftis Mustafà Ceric, des Kardinals Vinko Puljic und des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Jacob Finci. Valentin Inzko, der Hohe Repräsentant für Bosnien-Herzegowina ist zuversichtlich, dass das gute Klima unter den Religionsgemeinschaften positive Auswirkungen auf die Politiker in der Region haben werde. "Sarajewo steht zwischen Konflikt und Begegnung", sagte der orthodoxe Bischof Grigorije. "Hier kann niemand sagen, er würde die anderen nicht brauchen. Andererseits ist derjenige, der Fehler begangen hat, nicht von Gott verlassen". |