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Unterstützung der Gemeinschaft

  
24 April 2013

Gebetswache für die Befreiung der Metropoliten von Aleppo, Mar Gregorios Ibrahim und Paul Yazigi

Homilie von Weihbischof Matteo Zuppi

 
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Basilika Santa Maria in Trastevere, 23. April 2013-04-24
Homilie von Weihbischof Matteo Zuppi
Lk 18,1-8

Die abschließende herzzerreißende und besorgte Frage Jesu über den Glauben ist an alle gerichtet und hinterfragt alle, sie ist auch eine Bitte: dass es Glaube auf der Erde gibt. Glaube bedeutet eine größere Hoffnung als die Finsternis, Großzügigkeit bei der Suche nach Lösungen, bei der Umsetzung von Vorhaben in Entscheidungen und Handeln. Heute Abend sind wir hier, weil wir auch Glauben für Syrien wollen, das uns so nahe steht, in der Nachbarschaft zum Heiligen Land und eng mit ihm verbunden. Dorthin kam das Evangelium schon durch die Predigt Jesu, denn "sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte Kranke mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie alle". In Syrien hatte der Statthalter Quirinius seinen Sitz, unter dem die Volkszählung stattfand, durch die Jesus in Betlehem geboren wurde. In Syrien wirkten Barnabas und Saulus "miteinander ein volles Jahr in der Gemeinde und unterrichteten eine große Zahl von Menschen. In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen". In Syrien überschritt das Evangelium die Grenze Israels und traf auf die Heiden. Das Leben der Christen in Syrien, von wo aus die Apostel aufbrachen, um bis zu uns zu gelangen, ist seit jenen Tagen die Frucht dieser Predigt. Zu Syrien gibt es ein enges Band unserer Gemeinschaft, wie viele wissen, es besteht aus sehr vielen Besuchen, angefangen mit der frühen Pilgerreise, bei der wir auch die Heiligkeit dieser Kirche durch die Worte und Freundschaft eines anderen Bischofs von Aleppo erlebten, von Msgr. Edelby.

Der Glaube muss sich mit der Finsternis des Bösen auseinandersetzen, er muss die Angst überwinden, durch die man sich selbst rettet. Der Glaube greift die Macht der Finsternis an, des kleinen Reiches der Finsternis, das immer Ausdruck der Macht des Bösen ist. In diesen schrecklichen Stunden sind wir vereint durch unser Gebet mit dem Gebet einer großen Witwe, nämlich Syrien und die christlichen Gemeinden von Aleppo, die ihrer Hirten beraubt sind, der Metropoliten der syrisch-orthodoxen Kirche, Mar Gregorios Yohanna Ibrahim, und der griechisch-orthodoxen Kirche, Paul Yazigi, die in der Nähe von Aleppo entführt wurden. Das Gebet begleitet auch den armen Diakon, seine Familie und seine Gemeinde, der das Auto fuhr, während er den beiden Bischöfen half, vereint und menschlich zu bleiben inmitten des Bösen. Das ist die Entscheidung des Christen und die Voraussetzung für das Martyrium. Sie wollten Gefangene befreien und der Bevölkerung humanitäre Hilfen bringen, die seit Monaten vollkommen entkräftet sind durch Kälte, Hunger, Mangel an jeglicher Art von Medikamenten und ärztlicher Behandlung, Mangel an Strom mit all den Folgen, die das hat, wobei auch das Wasser zu einem kostbaren Gut wird. Das wissen wir, aber eigentlich wissen wir es zu wenig und nehmen zu wenig Anstoß daran.

Mar Gregorios und Yazigi lebten, wie glaube ich viele wissen, ganz im Geist der Gemeinschaft Sant'Egidio und sind mit ihr durch das wahrhafte und persönliche Band einer tiefen und langjährigen spirituellen Brüderlichkeit verbunden. Sie nahmen an den interreligiösen Treffen teil und arbeiteten zusammen in der Entscheidung des Evangeliums, Brücken unter verschiedenen Kulturen und Konfessionen zu errichten. Durch ihre Entführung erleben wir die Sorge von Kirchen und Gemeinden und von einem ganzen Land, das ganz in den Fängen der Gewalt und in einen hoffnungslosen Karfreitag des Todes und des Grabes geraten ist, an dem die Freude der Auferstehung in so große Ferne gerückt ist. Vor Monaten hatten sie einen Appell veröffentlicht, Syrien nicht allein zu lassen und eine politische Lösung zu suchen, die eine militärische Eskalation aufhält. Dieser Appell ist nicht in der Leere verhallt, denn unsere Gemeinschaft hat ihn aufgenommen, sie hat Wege des Dialogs gesucht und Hilfe für die Zivilbevölkerung in Syrien und den Nachbarländern organisiert. Doch wir müssen sagen, dass der Appell bei vielen Regierenden nicht gehört wurde. Mar Gregorios schrieb vor einigen Monaten (heute klingen seine Worte noch flehender): "Macht etwas für Syrien, erfindet etwas, um dieses Desaster zu beenden. Wo die internationale Gemeinschaft bisher versagt hat, hoffe ich, dass Sant'Egidio direkt mit der Opposition und der Regierung sprechen kann, um diese Zerstörungen zu beenden". Metropolit Yazigi sprach 2010 in einer schon extrem schwierigen Lage in seinem Land beim Friedensgebet über Kain und Abel, und ich glaube, dass er auf das Missverständnis unter Brüdern anspielte. Damals half es uns, die wahre christliche Entscheidung mit sehr wichtigen und wahren Worten aus dem Evangelium zu verstehen, die er gelebt hat. Das ist auch die Entscheidung, den Armen, allen Armen und Opfern der Gewalt weiter zu helfen. Yazigi sagte: "Kain und Abel. Zwei Personen. Jeder ist Bruder des anderen, sie sind durch ein einziges Band vereint. Der erste ist der Mörder. Der zweite liebt. Beide verehren Gott. Der erste 'bringt sein Opfer dar', um sich vor seinem Gott zu rechtfertigen. Der zweite verehrt, weil er liebt. Der erste verehrt, aber sein Herz ist voller anderer Sehnsüchte. Der zweite verehrt, und sein Herz ist ehrlich. Der eine bringt dar, was 'pflichtgemäß' erscheint. Der andere bringt das 'Herz' dar. Alle fordern Geschwisterlichkeit, doch nicht alle sind Geschwister. Alle fordern Liebe, doch nicht alle sind wirklich Menschen, die lieben! Kain liebte seinen Bruder.

Doch er liebte sich selbst mehr. Es ist unwichtig, ob du 'viel' liebst. Wichtiger ist, dass du 'mehr' liebst. Die authentische Liebe, die wahre Liebe  besteht nicht nur in Worten, auch nicht in Gefühlen, Wünschen oder Emotionen. Es geht mehr darum zu geben, als zu nehmen. Nur in dieser Liebe wird die Feindesliebe möglich, wie sie vom Evangelium geboten wird! Die authentische Liebe besteht darin, den anderen sich selbst vorzuziehen. Indem ich von dem, was dein ist nehme und es dem anderen schenke. Es gibt keine größere Liebe als ein Mensch, der all seinen Besitz einer anderen Person schenkt, die ihm nichts geschenkt hat. Wie die Liebe Jesu zu uns und zu denen, die ihn gekreuzigt haben, während wir noch Sünder waren. Liebst du Gott? Dann liebe wie er". Diese Worte helfen, die Entscheidung der Kirche in Syrien zu verstehen, sie zeigen die Kraft des Christen, die Kraft einer Liebe, die größer ist als die Ängste und Vorsicht, die dazu führen, sich selbst zu retten. Wir haben für ihre Befreiung gebetet, und das Gebet wurde erhört. Deshalb vereinen wir uns im Dank mit allen Gemeinden und Kirchen in Syrien und mit allen, denen das Schicksal des Landes am Herzen liegt. Dieses Ereignis ist wie ein Licht, das die Finsternis erleuchtet und diese Tragödie sichtbar macht. Es stellt allen die Frage des Glaubens für dieses Land. Wir glauben, dass das Böse besiegt werden kann, und spüren, dass dieses Ereignis das Lied von Tausenden von Menschen erleuchtet hat. Der Tod des Diakons ist eines von Zehntausenden Opfern der Sinnlosigkeit des Krieges. Das weist uns auf die Notwendigkeit hin, mit größerer Kraft und inständiger für Syrien zu beten und zu fordern, dass alle notwendigen Anstrengungen gemacht werden, damit dieser Witwe von einem Richter Recht verschafft werde, der wirklich ungerecht ist. Die Witwe wurde zu sehr allein gelassen in ihrer Aufdringlichkeit ihm gegenüber. Mögen viele die Pläne des Bösen zunichte machen, die inmitten von Gleichgültigkeit heranreifen und zu wenig durch Leidenschaft eingeschränkt werden! Mögen viele Witwen durch die Aufmerksamkeit des Gebetes vieler Hilfe erfahren! Das ist auch der Sinn unseres Gebetes. Wir dürfen nicht müde werden, denn das Böse wird nicht müde, es erwischt uns gerade in der Niedergeschlagenheit, um gewissermaßen seine Macht zu zeigen und sein Gift zu verbreiten.

Die Witwe darf davor nicht aufgeben. Jesus will, dass die Seinen nicht aufgeben und aus Liebe Menschen des Gebets sind. Der Jünger ist keiner, der Befehle umsetzt, kein unverständiger Knecht, der benutzt wird und nicht stören darf. Der Jünger ist ein Sohn, der mit seinem Vater immer sprechen darf und der sogar aufgefordert wird, aufdringlich und lästig zu sein. Das Gebet schenkt die Kraft, um nicht aufzugeben und zu verzweifeln, es hilft uns, nicht zynische Zuschauer dessen zu werden, was um uns herum geschieht. Wir sind inständig und manchmal besessen im Wiederholen mancher Gewohnheiten, die wir fast nie verändern und die einen Großteil unseres Lebens bestimmen. Werden wir so, um zu beten und Gerechtigkeit zu fordern, damit das System des Bösen besiegt werde, das die Gewalt in Syrien ist, die Aussaat von Hass und Missverständnis, die so schwer zu beseitigen sind!
Wie diese Witwe dürfen wir nicht mit dem Bitten aufhören, dass die Gewalt in Syrien endet, dass die Zivilisten beschützt werden, mit der Bitte für unsere christlichen Geschwister und alle Menschen, die unter der Gewalt leiden. Das Gebet wird selbst inständig wie der Schrei nach Frieden, der sich Tag und Nacht aus den Flüchtlingslagern, den Friedhöfen, den Krankenhäusern, den völlig zerstörten Häusern und vor allem aus dem heiligen Tempel Gottes erhebt, der der Mensch ist. Ja, möge bald Friede herrschen auf die Fürbitte des Hl. Georg, dessen Gedenken heute gefeiert wird und der in den Kirchen des Ostens wegen seines Sieges über den Drachen so sehr verehrt wird. Möge der Herr Gefühle schenken, damit wir uns wie diese arme Witwe keine Ruhe gönnen, bis das volle Licht dieses Ostern aufleuchtet, das der Friede ist.

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