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12 Září 2017

Gegen die Ohnmacht

Beim kirchlichen Friedenstreffen in Münster freut sich Angela Merkel über Lob für ihre Flüchtlingspolitik. Auch sonst zeigen die Vertreter von fünf Konfessionen viel guten Willen - und verzichten auf Kritik.

 
verze pro tisk

Hier käme niemand auf die Idee, Tomaten in Richtung der Kanzlerin zu werfen. In der Münsterlandhalle trifft Angela Merkel auf ungeteiltes Wohlwollen. "Allen Widerständen zum Trotz", so ruft Felix Genn, der Bischof von Münster, in den Saal, hätte sich die Kanzlerin 2015 für die Aufnahme von Flüchtlingen eingesetzt, "es ist meine Überzeugung, dass sie dafür tiefen Respekt verdienen!" 5000 Menschen aus Deutschland, Europa, der ganzen Welt klatschen, bis Merkel mädchenhaft verlegen wirkt. Sie spricht dann von der Verantwortung Europas für die Welt und besonders für Afrika, von Bildung, wirtschaftlicher und demokratischer Entwicklung, nichts, was wirklich aufhorchen ließe. Außer dem Satz vielleicht, dass es legale Wege nach Europa bräuchte, um den Menschenschmugglern das Handwerk zu legen. Das Publikum aber - Muslime, Juden, Buddhisten, Protestanten, Katholiken - ist über die Religions- und Konfessionsgrenzen hinweg zur Dankbarkeit entschlossen.

Seit 1986, als Johannes Paul II. die Religionen zum Friedensgebet nach Assisi einlud, gibt es das jährliche Friedenstreffen der Gemeinschaft, jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt; in Deutschland zuletzt 2011 in München. Damals blühte der Arabische Frühling und mit ihm der Optimismus auf dem Treffen: Eine junge Generation, muslimisch und weltoffen, schien die alten Autokraten der Region hinwegzufegen. Sechs Jahre später haben Assad und der IS die Region verwüstet, Kämpfer, die Gott für sich reklamieren, haben den Terror nach Europa gebracht, Europa ist zerstritten, auch über die Aufnahme oder Abwehr von Flüchtlingen. Die syrischen Erzbischöfe Gregorius Yohanna Ibrahim und Boulos Yazigi, die in München noch auf dem Podium saßen, sind seit vier Jahren verschleppt, vermutlich von muslimischen Extremisten. Der antiochenische Patriarch Johannes X. hält zur Eröffnung des Treffens eine zornige Rede: "Gibt es jemanden, der mit den verwitweten Müttern Mitleid hat? Der für die Entführten, Gefangenen oder Verletzten sorgt? Oder wird das Elend von der Welt ignoriert?" Er ist der Bruder eines der Entführten.

 

Die Logik des Krieges der Abschreckung und der Abgrenzung lässt sich dennoch durchbrechen, das sagen viele Teilnehmer des Treffens geradezu trotzig: Wenn man sich trifft, dem anderen zuhört, seine Situation und seine Motive erst einmal zu verstehen sucht. Das ist die Methode der Friedenstreffen: Wer sich guten Willens zeigt, ist eingeladen; er darf auf einem der zahlreichen Panels seinen Zehn-Minuten-Vortrag halten, ohne dafür allzu scharf in der Diskussion angegangen zu werden. So spricht zum Beispiel Metropolit Anatolij von der ukrainisch-orthodoxen Kirche, die zum Moskauer Patriarchat gehört, über das Leid der Menschen in der Ostukraine, ohne über die unrühmliche Rolle seiner Putin-nahen Kirche Auskunft geben zu müssen. So beklagt Butros Marayati, der armenisch-katholische Erzbischof von Aleppo, die Gewalt der Terroristen, ohne sich der Frage stellen zu müssen, warum er die Aufhebung der Sanktionen gegen das Assad-Regime fordert. Und so nennt der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad Muhammad Al-Tayyeb, den islamistischen Terror ein schreckliches Kind, dessen Vaterschaft unklar sei - als gäbe es hier keine selbstkritischen Fragen für die Muslime.

Ja, sagt Cesare Zucconi, der Generalsekretär von Sant'Egidio, das sei der Preis des Treffens, "aber die Religionsvertreter reden miteinander und lernen voneinander". Nach dem 11. September 2001 hätten viele dies für naiv gehalten - "und wie viel haben wir seitdem erreicht!" Den Frieden in der Zentralafrikanischen Republik habe man mit vermittelt, auch weil man mit Vertretern von Gruppen geredet habe, die für die klassische Diplomatie keine Gesprächspartner sein könnten. Er ärgere sich über den "Ohnmachtskult", der da gerade populär sei, dass man ohnehin nichts ändern könne, weil die Welt zu kompliziert und überhaupt zu schlecht sei. Und das Treffen sei ein Zeichen dagegen, dass Gewalt und Egoismus wieder zunehmend als selbstverständliche Mittel der Politik und der Konfliktlösung angesehen würden. "Jedes Menschenleben ist ein Menschenleben", sagt Zucconi.

Bis zu diesem Dienstag sitzen sie zusammen und reden miteinander - die Gespräche jenseits der Podien seien mindestens genauso wichtig wie die offiziellen Veranstaltungen, sagt Zucconi. Dann wird am Nachmittag jeder auf seine Weise für den Frieden beten - Juden, Muslime, Christen, jeder an einem anderen Ort. Und von dort aus werden sie zum Marktplatz von Münster ziehen, zur gemeinsamen Abschlusserklärung. Dorthin, wo vor fast 470 Jahren das Ende des Dreißigjährigen Krieges in Deutschland beschlossen wurde.

 

 

Sant’Egidio

Das Welt-Friedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio ist eine ziemlich erstaunliche Initiative von einfachen Bürgern, Christen, Katholiken. 1968 gründete der Geschichtsstudent Andrea Riccardi mit ein paar Freunden im römischen Stadtteil Trastevere, das damals noch ein Armenviertel war, eine Basisgemeinde, die gemeinsam betete und sich um die Armen im Viertel kümmerte. Bald knüpfte die Gemeinschaft weltweite Kontakte und wurde ein Ort diskreter kirchlicher Diplomatie. In den Räumen der Gemeinschaft wurde in den 90er Jahren der Bürgerkrieg in Mosambik beendet.


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