Mario Giro
Gemeinschaft Sant�Egidio
Das Nachdenken �ber eine neue Beziehung zwischen Afrika scheint heute kein Thema mehr zu sein, das Schlagzeilen macht. Ich erinnere mich an den sch�nen Titel eines Buches �ber das frankophone Afrika: �Frankreich und Afrika � Handbuch f�r eine neue Reise�. Aber vielleicht denken ist heute kaum mehr die Idee, dass Afrika und Europa Nachbarn sind, dass sie miteinander verbunden sind. Glaubt man wirklich an ein gemeinsames Schicksal? Diese Frage ist der springende Punkt. Europa konzentriert sich auf sich selbst und auf seine internen Beziehungen: seine Erweiterung ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Nach der Einf�hrung des Euro dreht sich die Diskussion um die gemeinsame Geschichte von Ost und West. Dann gibt es noch die Beziehungen zwischen Europa und den USA, die wegen der Irak-Krise sehr im Gespr�ch sind. Es wird viel �ber diese Krise der transatlantischen Beziehungen geschrieben. Aber �ber Afrika? Der Kontinent der Kriege, der Armut, der Kontinent von AIDS, der verlorene Kontinent, der immer tiefer abrutscht. Bei der Vorstellung des neuen Buchs von Roberto Morozzo �ber die Friedensarbeit von Sant'Egidio in Mosambik, das annl�sslich des zehnj�hrigen Jubil�ums des Friedens (1992-2002) ver�ffentlicht wurde, machte Andrea Riccardi eine Bemerkung, die die Anwesenden sehr betroffen machte: 1992 waren Mosambik und Italien einander nahe, trotz der vielen Kilometer Entfernung, die sie voneinander trennten. Sie waren einander nahe wegen des Interesses der italienischen Gesellschaft und Politik f�r dieses Land. Es gab eine Zusammenarbeit, viele waren daran beteiligt und reisten hin und her, es gab Missionare, die vom Land erz�hlten. Zehn Jahre sp�ter geht es zwar dem Land besser, es hat Frieden und erlebt einen demokratischen Fortschritt, der es zu einem der Vorbilder f�r den afrikanischen Kontinent macht, aber Mosambik ist weiter entfernt. Die j�ngeren Generationen wissen nichts davon, man redet nicht dar�ber... Genauso ist das mit ganz Afrika, auch mit der Wahrnehmung der Elfenbeink�ste in Frankreich, wenn auch die Beziehung zwischen den L�ndern eine andere ist. Heute ist Afrika weiter entfernt, in st�rkerem Ma�e getrennt. Sogar in Afrika selbst findet man sich damit ab, und wenn man mit den Afrikanern �ber Afrika spricht, dann ist es meistens so, dass man sich einer traurigen Realit�t bewusst wird; von Stolz ist nicht die Rede; dies scheint widerspr�chlich in einer Zeit der Globalisierung, in der so viel von der gegenseitigen Abh�ngigkeit die Rede ist. Afrika und die Afrikaner bekommen das Gef�hl, dass sie alleine zurechtkommen m�ssen, zumindest gilt das f�r die Verantwortlichen in der Politik. Die Europ�er sehen Afrika nicht mehr als ihre Verantwortung an, die Zukunft Afrikas ist f�r sie nicht mehr ein erstrebenswertes Ziel am Horizont. Der Kontinent ist aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden, und macht sich dort nur durch h�ssliche Meldungen bemerkbar. So ist das auch bei den Kriegen in Westafrika, die als Ausdruck eines sinnlosen und unerkl�rbaren Massenwahns angesehen werden. Diese namenlosen und sinnlosen Kriege, von denen BHL sagt, sie seien atheistische Kriege, ein negativer Beweis f�r das Ende der Geschichte. Die Geschichte habe nur den Okzident in ihrem Gep�ck mitgenommen, und f�r die anderen bleibe nichts als die Verzweiflung oder das Unzul�ssige, das Tragische, um wieder in die Geschichte zu gelangen. Es sein dies eine letzte Rache der Verdammten der Erde. Wenn man nun aber durch die Stra�en der afrikanischen St�dte geht, wenn man mit den Leuten redet, dann bekommt man ein radikal anderes Bild. Das was man in Afrika denkt, hat fast gar keine �hnlichkeit mit dieser Diagnose einer Trennung, zumindest gehen die Hoffnungen in eine ganz andere Richtung. Die jungen Afrikaner denken �berhaupt nicht an eine solche Abtrennung, sondern suchen vielmehr den Kontakt. Man muss nur durch ein afrikanisches Viertel irgendeiner Stadt gehen und zuh�ren: es gibt dort eine Art allgegenw�rtige Hintergrundmusik, n�mlich das Radio. Die Afrikaner h�ren st�ndig und unabl�ssig unsere Radiosender (RFI, BBC und so weiter.) Sie sind viel mehr auf dem Laufenden als die Europ�er selbst, sie sind viel st�rker mit unserer Welt verbunden, h�ren viel h�ufiger unsere Nachrichten, und wissen viel besser, was bei uns passiert. Manchmal hat man den Eindruck, dass sie auch �ber die Details Bescheid wissen. So ist das �berall. Ich w�rde sagen, es gibt eine kulturelle Globalisierung, die viel st�rker ist, als wir es hier glauben; es gibt einen Durst nach Wissen, nach Nachrichten, eine verbl�ffende Gemeinsamkeit der Ideen. Diese Situation ist vom Internet noch verst�rkt worden, trotz aller Schwierigkeiten, eine Verbindung herzustellen. Es scheint als habe eine Art Umw�lzung stattgefunden: Fr�her einmal war es Europa, das eine gewisse Vorstellung von Afrika hatte, die vielleicht unvollst�ndig und korrekturbed�rftig war, aber immerhin eine Vorstellung. So war das seit der Kolonisierung. Heute gibt es eine Vorstellung von Europa in Afrika, die vielleicht auch unvollst�ndig ist, aber es gibt sie. Was f�r eine Vorstellung ist das? Nat�rlich ist da der Gedanke der Auswanderung: viele junge Afrikaner und Afrikanerinnen haben vor, auszuwandern, hierher zu kommen. Das ist die schmerzhafte Geschichte von Yaguine und Fod�: ein Appell, ein Schrei, der sich an die Verantwortlichen Europas richtet, weil �wir hier schrecklich leiden m�ssen�, wie sie geschrieben haben, bevor sie im Fahrgestellraum eines Flugzeugs von Sabena starben. Dies ist eine Tatsache, die man sich vor Augen halten muss, aber sie ist nicht alles. Die Erfahrung der Gemeinschaft Sant'Egidio in Afrika ist die Erfahrung einer neuen Beziehung, einer neuen Partnerschaft mit dem Ziel, im eigenen Land mit einer neuen Hoffnung bleiben zu k�nnen. Heute ist Sant'Egidio in Afrika gro�, besteht aus tausenden und abertausenden jungen und weniger jungen Leuten in 30 L�ndern, aus einheimischen afrikanische Gemeinschaften, die mit den Armen arbeiten und von afrikanischen Verantwortlichen geleitet werden. Die Gemeinschaften von Sant'Egidio in Afrika werden nicht von Wei�en geleitet, sondern von Afrikanern, sie sind in ihrer Arbeit im Lande eigenst�ndig, aber mit dem internationalen Netz der Gemeinschaft verbunden, leben in einem Geist, k�mpfen f�r die selben Anliegen und beteiligen sich an den weltweiten Kampagnen. Wir haben entdeckt, dass eine afrikanische Gemeinschaft m�glich ist ohne den Zwiespalt einer materiellen Abh�ngigkeit, aber mit der Solidarit�t einer gegenseitigen Abh�ngigkeit in der Freundschaft. Das ist nicht gerade leicht. Heute gibt es auf dem afrikanischen Kontinent zahlreiche Nicht-Regierungs-Organisationen, die eine gute, n�tzliche und beachtenswerte humanit�re Arbeit leisten, die aber gleichzeitig eine Abh�ngigkeitsbeziehung fortf�hren k�nnen, die vor allem wegen der materiellen Ausrichtung ihrer Arbeit problematisch ist. Dass es anders geht, sieht man daran, dass wir bei Sant'Egidio alle ehrenamtlich sind, dass niemand von der Gemeinschaft f�r das, was er tut, bezahlt wird, nicht einmal in Afrika. Die Verbindung, die zwischen den Gemeinschaften entsteht, beruht deswegen �berall auf der gleichen Idee: �Niemand ist zu arm, um nicht etwas f�r einen anderen tun zu k�nnen, der noch �rmer ist.� Das gilt auch f�r Afrika. In unserer Erfahrung bedeutet das, dass unsere afrikanischen Br�der und Schwestern in ihrer Umgebung ungeahnte pers�nliche und gemeinsame Ressourcen entdecken, und vor Ort t�tig werden, inmitten der Gesellschaft, in der sie leben. Eine Gemeinschaft in Afrika aufzubauen bedeutet, wie auch anderswo, aber noch mehr als anderswo, dieses Gewebe der konkreten Solidarit�t wiederherzustellen, das die vor Ort verf�gbaren Mittel und Energien nutzen kann, ohne auf einen Anschub von au�en zu warten. Dies ist eine Art der neuen Verantwortlichkeit, die von unten entsteht, und die Gesellschaft in ihrer Umgebung mit einbezieht. Irgendetwas oder alles von au�en zu erwarten, bevor man selbst die Initiative ergreift, dieses Verhalten findet sich nicht nur in Afrika. So ist es auch in Europa, wie wir wissen, wenn die Gesellschaft st�ndig Anforderungen stellt, wenn der Staat und insbesondere der Sozialstaat in Frage gestellt werden. Es gibt also hier nichts �berraschendes. Allerdings hat bei uns der Staat die n�tigen Mittel zur Verf�gung, w�hrend der Staat � der so wichtig ist, um das Land aufrecht zu erhalten, und der im allgemeinen der wichtigste Arbeitgeber ist � in Afrika diese Mittel verloren hat. Und man kann nicht alles den Nicht-Regierungs-Organisationen anlasten, die dem Staat die Arbeit wegnehmen w�rden, dies w�re eine heuchlerische Einstellung der internationalen Gemeinschaft. Heute arbeiten die Gemeinschaften von Sant'Egidio auf verschiedenen Gebieten und unterst�tzen so die �rmsten Menschen: In den Gef�ngnissen � die wirklich wie eine H�lle sind, in der man aus Nahrungsmangel und Vernachl�ssigung stirbt � in den schlimmsten Elendsvierteln, mit den Stra�enkindern mit den Kriegswaisen, mit den Kranken, und seit einiger Zeit auch mit den alten Menschen, die verlassen wurden; letzteres ist auch in Afrika immer st�rker zu beobachten. Dieser wichtige solidarische Einsatz wird von Afrikanern geleistet die im Vergleich zu uns sehr wenige Mittel haben und auch selbst arm sind. Aber es ist m�glich, das auch mittellose Menschen die Verantwortung �bernehmen, anderen, noch �rmeren zu helfen, indem sie das nutzen, was sie haben: Mit ihrem Wissen k�nnen sie Kinder unterrichten; mit ihrer Gesundheit k�nnen sie zu den Armen gehen; und mit der gro�en Energie, die aus der Freundschaft und der Solidarit�t kommen, k�nnen sie den anderen helfen. Auch das ist diese �schwache Kraft�, die kennzeichnend ist f�r die ganze Geschichte der Gemeinschaft Sant'Egidio und f�r ihre Pr�senz in der Welt. Wir haben nie all die n�tigen Mittel, die wir gerne h�tten, aber mit dem was wir haben, k�nnen wir sofort etwas f�r die anderen tun, wie es Petrus an der Sch�nen Pforte sagt, wenn wir uns in Freiheit daf�r entscheiden, unser Leben mit Gro�z�gigkeit f�r die anderen zu �ffnen. Das ist die Geschichte von Zach�us, die gekennzeichnet ist von der Freiheit, mit der sich daf�r entscheidet, den Armen ihren Besitz zur�ckzugeben, ohne das Jesus ihm daf�r das Ma� angibt. Ich m�chte hier nicht die Motivation aus dem Evangelium zu verbergen, die die Grundlage f�r unseren Einsatz bildet, und die Sie kennen oder sich vorstellen k�nnen, aber ich m�chte hier aber auch nicht von einem rein religi�sen Thema sprechen. Ich sage es in einem gesellschaftlichen Sinn, der, wie ich glaube, auch politische Auswirkungen haben wird. Als Gemeinschaft Sant'Egidio in diesem gleichen Geist zu leben, den Geist von Sant'Egidio auf dem schwarzen Kontinent zu leben, das bedeutet, die Protagonistenrolle den jungen Leuten zur�ckzugeben, die sich frei daf�r entscheiden, sich in ihrer Gesellschaft einzusetzen und gegen den Pessimismus zu k�mpfen. Das � wie ich denke ? wohl grundlegende Merkmal der Probleme Afrikas ist eben dieser Pessimismus in Bezug auf sich selbst, der gen�hrt wird von den Ideen Europas �ber Afrikas sowie von der tragischen Bed�rftigkeit. Auch der Brief von Yaguine und Fod�, aus dem ich zitiert habe, ist gepr�gt von diesem Pessimismus in Bezug auf sich selbst, der keine Antwort bekommt. Es ist n�tig, sich einem solchen Pessimismus entgegenzustellen, es ist n�tig, das sich die Afrikaner selbst ihm entgegenstellen und so beweisen, dass man davon tr�umen und daf�r arbeiten kann, dass die Gesellschaft selbst von unten erneuert wird. Ich m�chte hier nicht noch einmal die ganze Debatte der letzten Jahre aufrollen, in der es um die Frage ging, wie der Armut in Afrika abgeholfen werden kann (Handelshilfen usw.), ich m�chte nur sagen, dass unser Beitrag darin besteht, Gemeinschaften von jungen und weniger jungen Afrikanern um Ziele der Solidarit�t zu versammeln, die man sofort im eigenen Leben verwirklichen kann. Es gibt eine Energie, die man aufwecken kann, eine starke, verantwortliche und sehr ernsthafte Energie, die unsere afrikanischen Geschwister durch wirklich bewundernswerte Initiativen freisetzen und in die Praxis umsetzen. Ich denke an die Gef�ngnisse Afrikas, die wirklich Orte des Todes und der Verlassenheit sind: Die Gegenwart einer Gruppe der Gemeinschaft gen�gt, um Hoffnung wiederzugeben, um zu helfen, um Verwaltungsprobleme zu l�sen, die die Freilassung verhindern, um eine Umwandlung von Strafen (insbesondere der Todesstrafe) und auch Begnadigungen zu erm�glichen. Es wurden bisher Hunderte von Gefangenen, die fast ohne Kosten befreit wurden, und dies ist geschehen durch die Initiative unserer Gemeinschaften, denen es gelungen ist, in die Gef�ngnisse ihres eigenen Landes einzudringen und sich bei den Beh�rden den Ruf eines ernsthaften und effizienten Partners zu erwerben. Man muss sagen, dass es ohne die Arbeit und die Pr�senz unserer afrikanischen Geschwister f�r uns wei�e unm�glich w�re, in gewisse Umgebungen oder Viertel zu gelangen: dies ist eine wichtige Beobachtung, weil heute in einige Gegenden niemand mehr hineingeht, nicht einmal mehr die Staatsgewalt. Man denke nur an ganze Landstriche in verschiedenen L�ndern, die aufgrund von Kriegen, infolge des Zusammenbruchs der staatlichen Ordnung oder wegen Naturkatastrophen ihrem eigenen Schicksal �berlassen werden. In diesem Sinne kann man die �blichen Aussagen umdrehen: Wir sind es, die sie brauchen. Die Arbeit mit den Kindern (die arm sind, die auf der Stra�e oder in den Slums leben), die schon seit mehreren Jahrzehnten besteht, ist ein anderes Beispiel daf�r, wie es m�glich ist, Verbindungen der Solidarit�t in einer fragmentierten Gesellschaft wiederherzustellen, in der die g�ngige Mentalit�t h�ufig auf dem Motto �Rette sich wer kann� beruht. Tausende von afrikanischen Kindern lernen �n unseren Schulen des Friedens Lesen und Schreiben, k�nnen so zur�ckkehren in den Bildungszyklus der offiziellen Schulen und entgehen so der inzwischen weitverbreiteten Gefahr, ausgesto�en und ausgeschlossen zu werden und sich der gro�en Zahl der Verzweifelten anschlie�en zu m�ssen, die f�r die Warlords und Drogenh�ndler eine leichte Beute sind. Es sei hier angemerkt, dass ? entgegen unserem unvollst�ndigen Bild, das sich h�ufig in der Idee eines unerkl�rbaren Massenwahns ausdr�ckt � im allgemeinen die afrikanischen Kriege der j�ngeren Vergangenheit nach dem Ende des kalten Kriegs durch den Mangel an Schulen und Bildungswegen oder durch die Auswirkungen von AIDS verursacht werden als durch alles andere. Wenn man die jungen (und teilweise sehr jungen) K�mpfer in den Kriegen in Liberia und Sierra Leone interviewt, dann erz�hlen fast alle, dass sie vom Bildungsweg ausgeschlossen wurden, und dass dies der Hauptgrund daf�r ist, dass sie aus Verzweiflung in die H�nde der Warlords fielen. Die Wut und das Gef�hl, ausgeschlossen zu sein, entstehen oft aus sehr konkreten Ursachen, die schon ganze Generationen von Jugendlichen orientierungslos, mittellos und ohne Zukunft zur�ckgelassen haben. Fast alle Kindersoldaten sagen, dass sie wieder in die Schule gehen wollen. Die Schule ist viel wichtiger als man denkt. Die Schule des Friedens zu machen ist eine der grundlegenden Antworten, die man den Kindern und Jugendlichen geben muss, um ihnen eine Zukunft gew�hrleisten zu k�nnen. Es gibt auch das Drama von AIDS, das einen neuen Krieg darstellt, der bek�mpft werden muss, und zu dessen Bek�mpfung die reiche Welt heute noch immer kaum bereit ist. Deswegen wollte Sant'Egidio ein Programm zur kostenlosen AIDS-Therapie namens DREAM ins Leben rufen, das in Mosambik eingesetzt wird (aber nun �berall genauso verwendet werden kann), um den einfachen Leuten und den Kranken, die sich eine sehr teure Therapie nicht leisten k�nnten, die Hoffnung wiederzugeben. So wollen wir auch dort Vertrauen und Hoffnung wiederherstellen, wo sie weggenommen und entfernt werden, und nichts als die Verzweiflung zur�ckbleibt, die den tragischsten Entwicklungen den Weg bereiten kann. (Vorstellung des DREAM-Programms an der UA Maputo) In diesem Sinne gibt es einen Wahnsinn in der reichen Welt, und insbesondere in Europa: einen selbstm�rderischen Wahn, der etwas ganz offensichtliches nicht mehr wahrnimmt: Wenn Afrika explodiert, wird Europa von den Auswirkungen der Katastrophe nicht verschont bleiben. Europa und Afrika sind durch die selbe Geschichte verbunden und befinden sich innerhalb desselben historisch-geographischen Raums, der unsere Schicksale aneinander bindet. Mehr als alles andere ist die ein Problem und eine Gelegenheit f�r Europa. Im Guten wie im Schlechten hat der Lauf der Geschichte Afrika zum gro�en S�den Europas gemacht. Die kulturellen Verbindungen sind viel st�rker als wir denken, und das trotz der Entfernung, die uns in unserer Vorstellung voneinander trennt. Denken Sie nur an die Sprachen. W�hrend Europa Afrika den R�cken zugekehrt hat, schaut Afrika mit neuem Interesse und mir Hoffung auf uns. Es ist dies eine politische Frage, die sich auch in den j�ngsten Ereignissen wiederspiegelt, wie etwa in den Debatten �ber die OGMs oder innerhalb der WTO. Heute muss Europa zu einem neuen Geist der Partnerschaft mit dem Sub-Sahara-Afrika finden, der auch wenn der die Erfahrungen der Vergangenheit beherzigt � einen neuen Elan und eine neue Motivation zur Zusammenarbeit finden muss. Jede Politik, die auf dem Ausschluss der anderen und auf der Selbstbezogenheit beruht, ist gef�hrlich und zum Scheitern verurteilt. Einige konkrete Ziele k�nnen von Europa erreicht werden: Die Bewahrung der Umwelt, etwa der W�lder und der Kampf gegen die W�stenbildung; die Unterst�tzung der Demokratisierungsprozesse durch Hilfen f�r die neuen gew�hlten afrikanischen Parlamente; eine Politik mit mehr und flexibleren Austausch- und Besuchsprogrammen im Rahmen der kulturellen Beziehungen, zwischen Universit�ten und Schulen; der Erlass der Schulden der �rmsten L�nder; ein neuer, gerechterer Ansatz im Bereich der Landwirtschaft und Ern�hrung; der Kampf gegen die gro�en Notst�nde auf dem Gebiet der Gesundheit, vor allem gegen AIDS. Gegen�ber diesen Herausforderungen ist ein starker Einsatz Europas n�tig. Besonders hervorheben m�chte ich das Thema der Demokratisierung und des Friedens. Ich spreche davon aus unmittelbarer Erfahrung. Die Gemeinschaft Sant'Egidio war sich n�mlich, wie Sie wissen, an verschiedenen Friedensverhandlungen beteiligt. Indem sie dort lernten zu diskutierten, sich als Teil der selben nationalen Familie zu erkennen, zusammen staatliche Einrichtungen und Organe wieder aufzubauen, haben beide Parteien an der Demokratie und an der Politik Gefallen gefunden. Auch hier kann Europa viel tun, besitzt sie doch hier einen Reichtum an Erfahrungen auf diesem Gebiet, n�mlich die Methode der Verhandlung, die sie entwickelt hat, das Ziel des Gemeinwohls.
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