Aachen 2003

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Montag, 8. September 2003 - Eurogress
Alte Menschen und die Weisheit des Friedens

  
  

Frances M. Alguire
Ehemalige Pr�sidentin des Weltrates Methodistischer Kirchen, USA
  

Ich wurde vor kurzem gefragt: "Wer sind die alten Menschen?" Man hat uns gelehrt zu glauben, dass der alte Mensch ein �lteres Individuum ist, einer, der Autorit�t besitzt aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung, und in einigen Religionen bedeutet der Begriff �lterer ein Mitglied des Klerus.

Ich besuchte L�nder, in denen man die �lteren M�nnern vor allen anderen bediente, doch ich lebe in einem Land, in dem an die Gleichheit zwischen Mann und Frau glaubt, und deshalb versuche ich dieser Linie zu folgen. Da mein Geburtsdatum auf mehr als drei Viertel eines Jahrhunderts zur�ckweist, werde ich als eine alte Frau zu unsere Thema sprechen. Doch jedenfalls gef�llt mir der Gedanke, dass das Alter eine Frage des Geistes ist.

Wer unter uns 76 Jahre oder �lter ist, hat eine stimmte Anzahl von Konflikten in der Welt erlebt, B�rgerkriege und Kriegsf�hrung.

Wir waren Zeugen f�r den Verlust von Menschenleben, und f�r eine massive Zerst�rung von H�usern und Infrastrukturen. Die Umweltverschmutzung und die Behinderung einer normalen Entwicklung, gemeinsam mit den zahllosen Minen, die noch immer unschuldige Opfer verst�mmeln, sind ferne Anzeichen von Krieg. Das sind einige Faktoren, die dazu f�hren, dass man fragt: "Wann werden die menschlichen Wesen lernen, dass Krieg nicht die Antwort f�r die L�sung von Konflikten ist?" Die alten Menschen haben gelernt, dass das Wohlergehen der Menschheit wichtiger ist als egoistischer materieller Gewinn.

Ich bin �berhaupt nicht stolz auf das, was die derzeitige F�hrung der Vereinigten Staaten durch die Invasion von Afghanistan und dem Irak tut, mit der Perspektive eines andauernden Chaos und weiterer bewaffneter Konflikte in der Zukunft.

Im August traf ich mit einer Gruppe von 40 alten Menschen zusammen. Es waren M�nner und Frauen, die zwischen 80 und 90 Jahre alt waren. Sie sind intellektuell sehr lebendig und politisch aktiv in der Entwicklung von Zielen und halten sich �ber Themen von allgemeinem Interesse auf dem laufenden. Derzeit verbreiten sie ein schriftliches Kommunique, in dem Argumente f�r eine Diskussion �ber einen Regierungswechsel in den Vereinigten Staaten im Jahr 2004 enthalten sind, wenn die n�chsten Pr�sidentschaftswahlen stattfinden. Ihre Vereinigung mit dem Namen "Alte f�r den Frieden" ist ein Verein, der nicht in einem politischen Lager steht, und diese alten Menschen engagieren sich stark f�r Fragen, die den Frieden f�rdern. Sie untersuchen, was in der Wirtschaft geschieht, sie untersuchen die Arbeitslosenquote und viele andere Ver�nderungen, die von sich gegangen sind im Namen des "Krieges gegen den Terrorismus".

Das ist nur eine der Gruppen von alten Menschen, die sich einsetzt, um das �ffentliche Bewu�tsein und die politische Debatte zu bereichern. Derzeit bereiten sie eine website vor. Es war stimulierend, dieser Gruppe zu begegnen und ihre Aktivit�ten kennenzulernen. Sie laden interessierte Personen aus allen politischen Parteien ein, religi�se Gruppen und gesellschaftliche Gruppen, um das was den Frieden und die Wahlen 2004 betrifft kennenzulernen. Sie sind begierig danach, zu verstehen, was in der Welt geschieht, und das tun sie durch die Berichte, die bei ihren Treffen vorgestellt werden.

Viele von uns glauben, dass die Vereinten Nationen eine ausgezeichnete Arbeit auf ihrem Gebiet geleistet haben und dass sie in den unilateralen Dialog und die humanit�ren Hilfsleistungen einbezogen werden m�ssten.

Die Vereinten Nationen k�mmern sich auch um alte Menschen und haben ein Organisationskommittee, eine Nichtregierungsorganisation, zum Thema Altern. Es gibt Berichte, die zeigen, dass heute mehr als 600 Millionen Menschen �ber 60 Jahre alt sind und dass diese Zahl schnell w�chst. Mehr als die H�lfte von ihnen lebt in Entwicklungsl�ndern, wo sie die am meisten verletzlichen Opfer von Kriegen, Hungern und B�rgerkriegen darstellen. Die alten Menschen werden oft auf dem Land zur�ckgelassen, w�hrend die jungen Familienmitglieder in die Stadt gehen. Viele alte Menschen leben unter schwierigen Umst�nden, wenn auch in einem stabilen Zustand. Wenn Krisen oder Gewalttaten �ber ihre Region kommen, sind sie oft die ersten Opfer. Weil es ihnen an Kraft und k�rperlicher Mobilit�t fehlt, sind sie oft die ersten, die man als Fl�chtlinge auf den Stra�en liegen sieht. Wer zur�ckbleibt, f�hrt eine schmerzvolle Existenz und stirbt in verlassenen D�rfern, die von Gewalt oder milit�rischer Aggression betroffen sind. Der Krieg ist nicht die Antwort. Die Mitglieder von Sant'Egidio muss man loben f�r ihre zahlreichen Programme und den gro�en Dienst, den sie tun, wenn sie sich um alte Menschen k�mmern.

Im Jahr 2000 hat der Fl�chtlingshochkommissar f�r die Vereinten Nationen einen neuen Plan f�r alte Menschen als Fl�chtlinge verabschiedet, in dem die besondere lage von alten Menschen in Konflikten aufgezeigt wird. Im Jahr 2002 rief der internationale Plan von Madrid �ber das Altern die internationale Gemeinschaft dazu auf, alte Menschen zu besch�tzen und ihnen zu helfen, wenn sie in bewaffnete Konflikte geraten oder unter eine fremde Besatzung kommen. Delegierte aus 168 L�ndern haben den Aktionsplan verabschiedet, der sp�ter von der Vollversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet werden soll. Es gibt noch viel zu tun, um den verletzbaren alten Menschen Schutz zu garantieren. Die Vereinten Nationen versuchen zu erreichen, dass �ltere Erwachsene als Personen anerkannt werden, die unter besonderem Schutz stehen und nicht als Teil der k�mpfenden Truppen gelten. Wir wissen, dass diese alten Menschen viel Wisheit weitergeben k�nnen.

Was k�nnen wir also tun, die wir hier versammelt sind und bald wieder nach Hause zur�ckkehren werden?

Wir k�nnen - den Dialog weiterf�hren

Wir k�nnen - Frieden und Gerechtigkeit f�r alle f�rdern

Wir k�nnen - sprechen statt zu k�mpfen, wenn Konflikte aufkommen

Wir k�nnen - uns gegenseitig zuh�ren

Wir k�nnen - ein Beispiel des Friedens f�r alle um uns herum werden.

Ein chinesisches Sprichwort sagt, dass "Ein Bild hundert Worte wert ist". Die Kinder lernen genauso viel von dem, was wir tun wie von dem, was wir sagen. Ein bekannter, der 90 Jahre alt war, starb vor kurzem. Einer seiner Enkel erinnert sich mit den folgenden Worten an ihn. "Wenn man sah und h�rte, war die Botschaft �berall, angefangen von dem kleinen Spruch, der �ber der K�chenbank hingt und auf dem Stand "Der Krieg ist nicht gesund f�r Kinder oder andere Lebewesen", bis zur Tatsache, dass er regelm��ig Studenten bei sich aufnahm, dass er humanit�re Projekte rund um die Welt unterst�tzte. Nat�rlich waren f�r den Gro�vater Pazifismus, Gleichheit, Verschiedenheit, Toleranz, Erziehung, harte Arbeit, "Denken jenseits der Mauer", nicht nur Modew�rter, sondern Werte, die es zu teilen gilt, zu leben und weiterzugeben. An sein Beispiel wird man sich immer erinnern.

Wir sind hier aus verschiedenen L�ndern, verschiedenen geschichtlichen, ethnischen und religi�sen Situationen zusammengekommen, doch wir sind vereint in der Anstrengung, den Frieden zu suchen. M�ge diese Zeit, die wir zusammen verbracht haben, uns eine Erneuerung f�r unsere individuellen und gemeinsamen Anstrengungen in der st�ndigen F�rderung des Friedens bringen.

Es gibt einen sehr sch�nen Text, der am Geb�ude der Vereinten Nationen in New York angebracht ist. Es ist ein Zitat aus dem Buch Jesaja im 2. Kapitel, Vers 4:

"Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und �bt nicht mehr f�r den Krieg." M�ge jeder von uns seinen Anteil dazu leisten, dass dieser Vers heute und morgen und immer Wirklichkeit wird.

 

 

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