Chandra Muzaffar
Pr�sident des International Movement for a Just World, Malaysia
Zu Beginn m�chte ich einige Begriffe definieren. Mit Sicht der Welt ist eine umfassende Philosophie oder Auffassung von der Welt und dem menschlichen Leben gemeint. Mit Ethik ist ein moralisches System oder Kodex gemeint. Sichten der Welt formen unsere moralischen Haltungen und ethischen Standards. Sie �ben einen entscheidenden Einfluss darauf aus, welche Beziehung wir zu unserer Umwelt haben und wie wir uns der Frage nach Entwicklung n�hern. Es gibt wohl mindestens vier Sichten der Welt, die mit Entwicklung und Umwelt zu tun haben. Wir werden die St�rken und Schw�chen einer jeden einzelnen untersuchen. Da gibt es die Auffassung, dass unsere Natur heilig ist, dass sie um ihrer selbst willen erhalten werden muss. Weil jeder Baum und jeder Fluss wertvoll ist, sind die Anh�nger dieser Sicht der Welt oft gegen�ber jeder Art der Entwicklung sehr skeptisch. F�r sie ist die Erhaltung der Sch�tze der Natur manchmal viel wichtiger als die Verbesserung des Lebensstandards der Armen. Ihre Haltung, die Natur zu sch�tzen, ist zwar lobenswert, ihre Antipathie gegen�ber einem Entwicklungsprozess jedoch bedauerlich. Es kann zum Beispiel n�tig sein, B�ume zu f�llen, um H�user f�r die Armen zu bauen oder einen Fluss umzuleiten, um f�r eine l�ndliche Gemeinschaft Strom aus der Wasserkraft zu gewinnen. Achtung vor der Natur sollte nicht zu einer irrationalen Verg�tterung der Natur f�hren � wie es schon bei einigen Umweltgruppen im Westen und ihren Nachfolgern im Osten geschehen ist. Eine andere Sicht herrschte stark am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts vor: Die Meinung, dass der Mensch das Recht hat, die Natur und die Umwelt zu beherrschen, dass die nat�rlichen Ressourcen auf der Erde und im Meer dazu da sind, vom Menschen nach seinem Belieben ausgebeutet zu werden. Nach dieser Sicht der Welt ist das Hauptziel von Wissenschaft und Technologie, den Menschen zu bef�higen, seine manchmal launische physikalische Umwelt zu erobern und zu unterwerfen. Die Anw�lte dieser Sicht der Welt glauben so sehr an die M�glichkeiten der Technologie, dass sie �berzeugt sind, sogar das Problem der Umweltzerst�rung durch Technik in den Griff zu bekommen. Die schwere Umweltkrise der zweiten H�lfte des 20. Jahrhunderts hat dieser Sicht der Welt die Legitimation entzogen. Es war diese Auffassung von der gott�hnlichen Gr��e des Menschen, die f�r die massive Ausbeutung der Natur und ihrer Ressourcen als Rechtfertigung diente. Es ist eine bedeutsame Tatsache, dass die s�kulare westliche Kultur, die diese Ideologie der Dominanz � deren Inbegriff nat�rlich der westliche Kolonialismus war � hervorgebracht hatte, in den letzten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gegen�ber der Umwelt eine weniger aggressive Haltung einnahm. W�hrend die Erfahrung vielen westlichen Gesellschaften die Bedeutung des Umweltschutzes bewusst machte, scheinen schnell wachsende Wirtschaftsgr��en in Ost- und S�dostasien fundamentale Gegebenheiten der Umwelt zu vernachl�ssigen, indem sie mit zielstrebiger Leidenschaft Fortschritt und Entwicklung verfolgen. In der Tat haben einige eine derart kurzsichtige Sichtweise von Entwicklung angenommen, dass sie bereit sind, ein langfristiges Wohlergehen von Umwelt und Gemeinschaft zugunsten von kurzfristigen Gewinnen f�r die wohlhabende Schicht ihrer Gesellschaft zu opfern. Mit ihrer habgierigen Haltung gegen�ber der Umwelt scheinen die Eliten einiger dieser asiatischen Wirtschaftssysteme eine gewisse �hnlichkeit mit der Sicht der Welt der f�hrenden Schichten des fr�hen 20. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika zu zeigen. Dies f�hrt uns zu unserer dritten Sicht der Welt, die man in der Politik und den Programmen zahlreicher derzeitiger westlicher Regierungen findet. Wir sagten schon, dass sie der Umwelt gegen�ber aufmerksamer und weniger gleichg�ltig sind. Dies beweisen - besonders in L�ndern wie Schweden, Norwegen, D�nemark, Holland, �sterreich - die Vielzahl von Gesetzen und Regeln, die jedes Jahr herauskommen, um die verschiedenen Formen von Umweltverschmutzung zu �berpr�fen, und das kr�ftige Vorantreiben der Entstehung eines Umweltbewusstseins durch Schulen und Massenmedien. Im Grunde ist diese neue Sicht der Welt eine praktische und pragmatische Antwort auf eine Krise und deshalb beinhaltet sie eine gewisse Portion Eigennutz. Sie ist nicht das Produkt einer gr��eren Ver�nderung der Sicht der Welt, die aus einem Verst�ndnis der engen Beziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt hervorgeht. Deshalb gibt es noch sehr wenig Unterst�tzung � alternative Gruppen ausgenommen � innerhalb des einflussreichen Teils der westlichen Gesellschaft, den starken Konsum zu z�geln, eine Ma�nahme, die f�r ein ausgeglichenes und harmonisches Verh�ltnis mit unserer Umwelt grundlegend ist. Nur wenn es in den mittleren und oberen Schichten der westlichen Gesellschaft eine radikale Ver�nderung des Konsumverhaltens gibt, wird ein bescheidenerer Lebensstil entstehen. Aber muss sich nicht erst die Sicht der Welt der westlichen Gesellschaft grundlegend �ndern, bevor ein bescheidenerer Lebensstil entstehen kann? Unsere vierte und letzte Sicht der Welt versucht mehrere Schwachstellen und Irrt�mer der anderen drei Sichten der Welt aufzugreifen. Es ist eine Sicht der Welt, die die Einzigartigkeit Gottes als Zentrum hat. Die Natur ist Gottes Sch�pfung. In der Tat ist es durch Wunder der Natur, dass man die einzigartige Macht und au�erordentliche Gr��e Gottes zu verehren beginnt. Daher muss der Mensch die Natur und die Umwelt mit Liebe, Achtung und Sorge behandeln. Aber es ist zu betonen, dass es Gott ist, und zwar Gott allein, der angebetet wird und nicht die Natur oder die Kr�fte der Natur. Dementsprechend sind die Bodensch�tze, die wir in der Umwelt finden, Gottes Geschenk an die Menschheit. Der Mensch muss sie f�r das individuelle und das kollektive Wohlergehen nutzen. Das Wissen, dass die Menschen erwerben � im Bereich der Wissenschaft und Technologie zum Beispiel � sollte auf die kreative Entwicklung der Geschenke Gottes ausgerichtet werden. Diese Sicht der Welt entwirft eine dynamische Beziehung zwischen dem Menschen und der Natur, eine Beziehung, die in eine Erh�hung und Bereicherung seiner Umwelt m�ndet, zum besseren Wohle der Menschheit und gr��eren Ruhm Gottes. Die Idee, dass die Natur eine unbewegliche, statische Sch�nheit ist oder dass die Umwelt in ihrer urspr�nglichen Reinheit bewahrt werden muss, ist dieser Sicht der Welt fremd. Dennoch darf der Mensch � dies sollte jetzt offensichtlich sein � seine Umwelt nicht verschmutzen oder zerst�ren. Er muss sicherstellen, dass die nat�rlichen Ressourcen auf gerechte Weise gebraucht werden, so dass auch die noch ungeborenen Generationen in fernerer Zukunft von Gottes Gaben werden profitieren k�nnen. Dies muss der Mensch beachten, weil er ein Verwalter der G�ter Gottes ist. Er ist Gott gegen�ber verantwortlich. Um Gottes Vertrauen bez�glich der Umwelt und der Gemeinschaft zu rechtfertigen, muss sich der Mensch an Werte und Lebensprinzipien halten, die im Herzen von Gottes ewiger Botschaft an die Menschen enthalten sind. Dies bedeutet, dass Gerechtigkeit, Liebe und Mitleid den Menschen in seiner Interaktion mit der Gemeinschaft und der Umwelt f�hren sollen. Er sollte Gier und Geiz und die allzu menschliche Tendenz, seine eigenen Interessen zum Schaden seines N�chsten zu verfolgen, z�geln. Wenn ihm dies gelingt, wird er es verm�gen, den �berfluss zu z�geln und einen moderaten Lebensstil zu f�hren, der mit der Gemeinschaft und der Umwelt harmoniert. Ein moderater Lebensstil, der auf Ausgleich und Gleichgewicht gerichtet ist, ist das angestrebte Ideal dieser Sicht der Welt. Aus unserer Beschreibung der vierten Sicht der Welt wird deutlich, dass seine Kraft und St�rke darin liegt, dass sie Gott als Zentrum sieht. Weil die Natur Gottes Sch�pfung ist, verdient sie h�chsten Respekt und Ehrfurcht. Gleichzeitig aber darf man ihre Verehrung nicht �bertreiben, eben weil es Gott gibt. Weil der Mensch Gottes Verwalter auf Erden ist, hat er eine Verantwortung f�r die Entwicklung der Umwelt und den Fortschritt, aber in �bereinstimmung mit gottgewollten Werten und ethischen Grunds�tzen. Geistige und moralische Werte, die auf einen unersch�tterlichen Glauben an Gott gr�nden, helfen somit, dass Entwicklung nicht zu einer Leidenschaft wird, die die Umwelt und alles andere, was ihr im Wege steht, zerst�rt. Auch Entwicklung kann daher in dieser Sicht der Welt nicht zu einem Gott werden � eben weil es Gott gibt. So verbindet Gott als letzter Bezugspunkt des Glaubens und des Vertrauens die Umwelt mit dem Menschen durch geistige und moralische Werte und hilft, ein Gleichgewicht zwischen der Erhaltung der Umwelt und den Anforderungen der Entwicklung zu erhalten. Die vierte Sicht der Welt ist nicht, wie an dieser Stelle unterstrichen werden soll, eine Art esoterische Theologie des Lebens und der Umwelt. Fast jede ihrer Grunds�tze � Gott, die Natur als Gottes Werk, die Harmonie mit der Umwelt als ethischer Grundsatz, die Entwicklung der nat�rlichen Ressourcen innerhalb eines geistig-moralischen Rahmens, gem��igter Lebensstil und Gleichgewicht als f�hrende Prinzipien des Lebens � ist nicht nur Bestandteil fast aller Weltreligionen, sondern was noch wichtiger ist: Sie wurden in verschiedener Form seit Menschengedenken praktiziert. Der alte Taoismos hat zum Beispiel wundersch�ne Architektur hervorgebracht, die in v�lliger Harmonie mit der Umwelt bestand. Die Buddhistischen Heiligt�mer in Kandy (Sri Lanka) wurden ber�hmt wegen ihrer Bew�sserungssysteme, die die Erfordernisse der Umwelt peinlich genau ber�cksichtigten. Von den Hindu-Reichen im alten Indien erz�hlt man, dass es ganze St�dte gab, die auf nat�rliche Weise mit ihrer Umwelt verschmolzen. Die benediktinischen M�nchsregeln der fr�hen Christenheit (um das 6. Jahrhundert herum) verwendeten gro�e Sorgfalt auf ein Leben in �bereinstimmung mit ihrer Umweltethik, da sie die Harmonie mit der Natur als wesentlichen Teil der Lehren Jesu betrachteten. Wie die anderen Religionen achtet auch der Islam die Natur und h�lt die Menschen an, seine Gaben zu sch�tzen und in Harmonie mit der Umwelt zu leben. Dies ist im Koran sehr sch�n ausgedr�ckt. Er sagt zum Beispiel (50, 6-11): �Haben sie nicht zum Himmel �ber ihnen emporgeschaut, wie Wir ihn erbaut und geschm�ckt und wie makellos er ist? Und die Erde � Wir haben sie ausgebreitet und feste Berge darauf gesetzt; und Wir lie�en auf ihr von jeglicher sch�nen Art Paare hervorsprie�en, Zur Aufkl�rung und Ermahnung f�r jeden Diener, der sich bekehrt. Und vom Himmel senden Wir Wasser hernieder, das voll des Segens ist, und bringen damit G�rten hervor und Korn � Ernten zum Einheimsen. Und schlanke Palmen mit �bereinanderstehenden Fruchtkn�pfen Als eine Vorsorgung f�r die Diener, und Wir beleben damit ein totes Land. Also wird die Auferstehung sein.� Und in einem anderen Vers erinnert er die Menschheit (78, 6-16): �Haben Wir nicht die Erde zu einem Bette gemacht, Und die Berge zu Pfl�cken? Und wir haben euch in Paaren erschaffen, Und wir haben euch den Schlaf zur Ruhe gemacht Und die Nacht zu einer H�lle Und den Tag zum Erwerb des Unterhalts. Und Wir haben �ber euch sieben starke (Himmel) erbaut; Und Wir haben eine hellbrennende Lampe gemacht Und Wir senden aus den Regenwolken Wasser in Str�men hernieder, Auf dass Wir damit Korn und Kraut hervorbringen m�gen Und �ppige G�rten.� In diesen Versen beobachtet man, dass die Natur und seine Gaben als Geschenk Gottes dargestellt werden. Dies ist in der Tat eine Gott-zentrierte Sicht der Welt, die die Natur und den Menschen der Macht und der Majest�t des Allm�chtigen unterstellt. Es ist eine Sicht der Welt, die es Moslems zwischen dem 8. und dem 13. Jahrhundert erm�glichte, Wissenschaft und Technologie auf die dramatische Umwandlung ziemlich r�ckst�ndiger Gesellschaften in entwickelte kulturelle Zentren anzuwenden � ohne der Umwelt in irgendeiner Weise zu schaden. Riesengro�e St�dte wie Samarkand, Bokhara, Allepo, Damaskus und Bagdad wuchsen und entwickelten sich, es entstanden Krankenh�user, Universit�ten, B�chereien, Parks und Gartenanlagen. Es ist zu beachten, dass Bagdad am Gipfel seines Ruhmes ungef�hr eine Million Einwohner hatte, die im Gro�en und Ganzen in Frieden lebten und keine Probleme der Umweltverschmutzung und �zerst�rung hatten, wie wir sie heute in den St�dten dieser Gr��enordnung kennen. H�tte es nicht unter den f�hrenden Schichten ein gewisses Verst�ndnis f�r die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt und zu Gott gegeben � ein Verst�ndnis, das zweifellos ihre Haltung zur Technik bestimmte -, dann h�tten sich Bagdad und die anderen muslimischen St�dte der Antike anders entwickelt. Diese religi�se Sicht der Welt, die ein gutes Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Umwelt errichtete, hat innerhalb der muslimischen Welt und auch in allen anderen Kulturen abgenommen. Welches sind die Gr�nde daf�r? In aller K�rze k�nnen wir f�nf Hauptgr�nde skizzieren. 1. Die Verkn�cherung innerhalb religi�ser Kulturen, wodurch sehr oft zugrundeliegende Werte und Sichten der Welt beiseite gelegt und statt dessen statische Gesetze, au�er Mode geratene Regeln und veralterte Praktiken als Charakteristika eines bestimmten Glaubens angesehen werden. Historisch gesehen sind sowohl interne Faktoren als auch externe Gr�nde f�r diese Starrheit und Verfall in den meisten religi�sen Kulturen verantwortlich. 2. Die derzeitige dominante Machtf�lle und Einfluss der s�kularen westlichen Kultur in der Welt. Die S�kularisation der Gesellschaft, die ihre Wurzeln in der europ�ischen Renaissance hat, erreichte ihren H�hepunkt im 20. Jahrhundert mit der allgemeinen �bereinstimmung des Westens bez�glich der Idee, dass Religion eine pers�nliche Angelegenheit jedes einzelnen ist und nichts mit den Themen der �ffentlichkeit zu tun hat, die Beziehung der Gemeinschaft zu seiner Umwelt eingeschlossen. Umwelt, Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft, Politik und andere Bereiche �ffentlichen Lebens sollten � nach Auffassung der s�kularen Philosophie � nicht von Werten und ethischen Normen, die religi�sen Ursprung haben, geleitet werden. Wenn diese s�kulare Sicht der Welt heutzutage fast �berall vorherrscht, dann zum Teil deshalb, weil die gr��eren Machtzentren des Westens es geschafft haben, ihre Herrschaft w�hrend der Kolonialzeit durch neuere, kultiviertere Formen der Kontrolle und der Diktatur aufrechtzuerhalten. 3. So bedeutsam wie die Verbreitung einer s�kularen Sicht der Welt war die dramatische Expansion der globalen Wirtschaft, die so sehr die Maximierung des Profits, das Eindringen in die M�rkte und das Erreichen hoher Wachstumsraten betont und so wenig Aufmerksamkeit dem Umweltschutz, einer ausgleichenden Entwicklung und ethischen Werten schenkt. Der Antrieb in Richtung Globalisierung geht zwar zu weiten Teilen von m�chtigen multinationalen Konzernen des Nordens aus, wird aber von der nationalen Elite des S�dens unterst�tzt und vorangetrieben, die oft �Wachstum um jeden Preis� als einzige Rettung f�r die Entwicklung ihres Landes sieht. Oft hat diese Elite keine Skrupel, Umweltethik am Altar einer einseitigen Entwicklung zu opfern. 4. Neben allem anderen haben viele Eliten des S�dens, die entweder das direkte Produkt einer kolonialen Erziehung sind oder das indirekte Produkt einer neo-kolonialen kulturellen und medialen Indoktrination, nur d�rftige Kenntnisse dar�ber, was ihre religi�se Philosophie �ber die Umwelt und die Rolle des Menschen als Gottes Verwalter auf Erden oder �ber den Zusammenhang zwischen Werten, der Umwelt und Gott sagt. Dieser Mangel an Bewusstsein und Verst�ndnis einer religi�sen Sicht der Welt ist keinesfalls nur ein Ph�nomen, das die Eliten betrifft. Es zeigt sich auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft. Daraus ergibt sich, dass im S�den der Welt viele Planer, �ffentliche Verwalter, Studierte, Fachleute, Lehrer und Journalisten und andere einflussreiche Gruppierungen nicht in der Lage sind, Themen, die die Umwelt und die Entwicklung betreffen, von einer religi�sen Perspektive aus vorzubringen. 5. Selbst wenn es Gruppierungen gibt, die eine religi�se Sicht der Welt artikulieren k�nnen, gibt es keine Garantie, dass sie ihre Stimme immer erheben werden, um die Umwelt zu verteidigen oder F�rsprecher einer ausgeglichenen Entwicklung zu sein � besonders, wenn ihre eigenen Interessen oder die Interessen anderer, mit denen sie in Verbindung stehen, betroffen sind. Denn Interessengruppen, die mit Wohlstand, Macht und Status verbunden sind, haben gro�artige Werte und altruistische Ideale immer umgest�rzt � auch wenn diese Werte und Ideale in der Religion verwurzelt sind. Deshalb ist heute wie fr�her eine der gr��ten Bedrohungen f�r das Prinzip und die praktische Umsetzung einer harmonischen Beziehung mit der Umwelt der D�mon der eigenn�tzigen Interessenverfolgung, der unter verschiedenen Deckm�nteln erscheint. Obwohl der Eigennutz unsere Bem�hungen um eine St�rkung der Umweltethik immer herausfordern wird, sollten wir nicht das Vertrauen verlieren in diese Gott-zentrierte Vision des Lebens, die wir in dieser Analyse als vielleicht die einzige Philosophie vorgestellt haben, die den wuchernden Konsumismus, der heutzutage einen elit�ren Lebensstil symbolisiert, zu drosseln vermag und eine ausgeglichene Balance zwischen Umwelt und Entwicklung errichten kann. Denn es ist eine Sicht der Welt, die � nicht wie die meisten weltlichen Philosophien � die Art emotionaler und psychologischer Kraft besitzt, die f�r die Ver�nderung des menschlichen Charakters und sozialer Haltungen n�tig ist. Dies ist die nicht zu leugnende St�rke einer Sicht der Welt, die auf Glauben gerichtet ist. Deshalb sollte es eine gemeinsame Anstrengung geben, die Gesellschaft in dieser Sicht der Welt zu erziehen � nicht nur um der Umwelt oder um einer ausgeglichenen Entwicklung willen, sondern auch um der Zukunft der ganzen Menschheit willen. Schlie�lich hat sich der Versuch einer kleinen, aber starken Gruppe der menschlichen Familie, ohne Gott zu leben, als Katastrophe herausgestellt. Die Umweltkrise und alle anderen gro�en Trag�dien, mit der sich die Menschheit in diesem Augenblick der Geschichte konfrontiert sieht, zwingen uns, die Grundlage unserer Existenz wieder neu zu taxieren. Es ist Zeit, zu dieser Letzten Wahrheit zur�ckzukehren. Der verstorbene Dag Hammmarskjold dr�ckte es einst so aus: �Auf dem B�cherregal des Lebens ist Gott ein n�tzliches Nachschlagewerk. Es ist immer zur Hand, wird aber selten zu Rate gezogen."
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