Aachen 2003

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Dienstag, 9. September 2003 - Eurogress
Die Religionen und das "gro�e Europa"

  
  

Antje Heider-Rottwilm
Evangelische Kirche in Deutschland, Europa-Abteilung
  

Ich danke herzlich f�r die Einladung einen Beitrag zum Thema �Die Religionen und das gro�e Europa� einbringen zu k�nnen und die Aufgaben und Handlungsfelder darzulegen, so wie sie sich einer reformierten Kirche - der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD)- stellen.

Einleitung

In Europa stehen wir zurzeit vor der Aufgabe, zu verstehen und zu gestalten, wie die Menschen auf diesem Kontinent in Zukunft zusammenleben k�nnen.

Das Christentum hat Europa gepr�gt � aber Europa ist eben nicht nur das sogenannte �christliche Abendland�. Die Geschichte dieses Kontinents ist �lter. Die europ�ischen Werte sind gepr�gt durch griechische und j�dische, durch r�mische und muslimische Erfahrungen, um nur einige zu nennen. Europa ist kein klar abgegrenzter Raum, weder geographisch noch politisch, kulturell oder gar religi�s. Es gab nie ein homogenes christliches Europa und das gegenw�rtige und zuk�nftige Europa wird pluralistisch sein.

Der S�den und der Norden Europas brachten in der Europ�ischen Union eher katholisch und protestantisch gepr�gte L�nder zusammen. Mittel- und Osteuropa sind durch die Orthodoxie gepr�gt. Der Fall des eisernen Vorhangs er�ffnete vor nun schon fast vierzehn Jahren, so hofften wir, Frieden und Vers�hnung zwischen Ost und West.

In vielen L�ndern gibt es Konflikte, in denen ethnische und religi�se Motive einander verst�rken.

Mit der Erweiterung der Europ�ischen Union stehen die Kirchen also vor ganz neuen Herausforderungen.

Wir m�ssen als Kirchen und Religionsgemeinschaften all unsere Kr�fte nutzen, um zum gegenseitigen Verst�ndnis, zum Abbau von Konflikten, zu Gerechtigkeit, zur Bewahrung der Sch�pfung beizutragen - in ganz Europa, nicht nur in einem westlichen Wohlstandseuropa, weltweit - nicht nur in einem als Festung abgeschotteten Europa.

Die christlichen Kirchen k�nnen einen Beitrag zur Entwicklung und Wahrung von Frieden und Gerechtigkeit in Europa leisten, wenn sie sich auf die Mitte ihrer Botschaft besinnen, denn aus ihr kommen Offenheit und Vers�hnungsf�higkeit. Die Kirchen m�ssen zugleich helfen, dem Missbrauch von Religion zu wehren.

1. Grundz�ge des europ�ischen Handelns der Evangelischen Kirche

Die Evangelische Kirche in Deutschland und ihre Gliedkirchen begleiten den europ�ischen Integrationsprozess mit gro�em Interesse und Engagement. Es ist uns bewusst, dass es beim Zusammenwachsens Europas widerspr�chliche Tendenzen gibt. �Ein Zusammenwachsen wird nur m�glich sein, wenn R�cksicht auf die Vielfalt genommen wird. So wie das protestantische Verst�ndnis von �kumene von einer Einheit in der Vielfalt ausgeht, so ist auch eine politische Einheit denkbar, die unterschiedliche Kulturen und Lebensformen respektiert. Wo Unterschiede zum Hebel f�r �konomische Ungleichheit und zum Ausschluss von politischer Teilhabe genutzt werden, da entstehen die Konflikte", so der Ratsvorsitzende der EKD, Pr�ses Manfred Kock, (Graz, 9.11.2002.)

Der Evangelischen Kirche geht es im Integrationsprozess um folgendes:

(1) Vers�hnung und Frieden f�r den gesamten Kontinent; die schrittweise Erweiterung der Europ�ischen Union,

(2) Vertiefung der Kirchengemeinschaft zwischen den evangelischen Kirchen, Vertiefung der Beziehungen zu den Schwesterkirchen in West- und Osteuropa einschlie�lich der Orthodoxie, Ausbau kirchlicher Partnerschaften und Kooperationen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene sowie grenz�berschreitende Zusammenarbeit

(3) Eintreten f�r Menschenrechte, Wahrnehmung sozial-ethischer Fragen wie sozialer Ausgleich, Migration und Flucht, Umwelt, Entwicklungspolitik, Bioethik im Lichte des christlichen Menschenbildes;

(4) Die Wahrnehmung institutioneller Interessen. Dazu geh�rt auch die Wahrung des gemeinn�tzigen Status der Diakonie.

Die EKD geht verschiedene Wege um auf europ�ischer Ebene an der Einigung zu arbeiten und die oben genannten Ziele umzusetzen. Dies geschieht einerseits durch multilaterale Beziehungen, anderseits durch die Mitarbeit in europ�ischen �kumenischen Gemeinschaften, sowie durch Beziehungen zur politischen Ebene der Europ�ischen Union.

1.1. multilaterale Beziehungen

Die Kirchen bringen sich in den europ�ischen Integrationsprozess ein, indem sie an der Basis, in den Gemeinden, in grenz�berschreitenden Partnerschaften und auf europ�ischer Ebene, Begegnungen organisieren zu dem, was in Europa passiert und passieren m�sste. Aber Grenzen �berschreiten hei�t auch, die Grenzen der EU zu �berschreiten und das Bewusstsein wach zu halten, dass Europa sich nicht auf das Europa einer EU beschr�nkt.

Die evangelische Kirche pflegt bilaterale Partnerschaften. Sie f�rdert multilaterale Gespr�che, Konsultationen und Tagungen. Bei allem geht es immer um das, was unser gemeinsamer Auftrag ist � die Botschaft von der Liebe Gottes in Jesus Christus gemeinsam zu bezeugen in Wort und Tat. Dies wurde in der Geschichte und wird immer wieder durch historische Entwicklungen, theologische Weichenstellungen und politische und kulturelle Machtinteressen verdunkelt.

Die vielen bi- und multilateralen Beziehungen sind ein wichtiges Element f�r das gegenseitige Verstehen im Blick auf die Vergangenheit und f�r das gemeinsame Engagement f�r Vers�hnung in Europa, sie geben Gelegenheit, die europ�ische Idee und Wirklichkeit aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und erm�glichen das Kennenlernen der Anliegen von Kirchen in anderen gesellschaftlichen und kirchlichen Situationen, aber auch Hilfe f�r Menschen in Not und beim Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen. Als Evangelische Kirche in Deutschland haben wir zum Beispiel zusammen mit dem Polnischen �kumenischen Rat und mit der Deutschen R�misch-Katholischen Bischofskonferenz Schritte unternommen, um �ber die zuk�nftige Au�engrenze der EU hinweg die Kirchen aus der Ukraine, aus Belarus und Polen an einen Tisch einzuladen und die Lasten der Vergangenheit gemeinsam aufzuarbeiten.

1.2. europ�ische �kumenische Gemeinschaften

Ein weiteres Instrument ist die Mitarbeit und das Engagement der EKD in verschieden �kumenischen Gemeinschaften auf europ�ischer Ebene. Die wichigsten m�chte ich Ihnen hinsichtlich Zielsetzung und Aufgaben n�her vorstellen: Die Konferenz europ�ischer Kirchen, KEK, und die Leuenberger Kirchengemeinschaft, LKG.

a) KEK

Die Konferenz europ�ischer Kirchen (KEK) wurde vor mehr als 40 Jahren in d�nischen Nyk�bing gegr�ndet. Ihre Gr�ndung war Zeichen der Vers�hnungsbereitschaft der europ�ischen Kirchen in Nord und S�d, Ost und West nach dem Desaster des Holocaust, des 2. Weltkrieges, der Vernichtungsfeldz�ge der deutschen Wehrmacht und damit auch des Versagens der deutschen evangelischen Kirche. Die KEK als Verbund anglikanischer, protestantischer und orthodoxer Kirchen in ganz Europa hatte ihre besondere Bedeutung darin, Gemeinschaft �ber politische Gr�ben hinweg aufzubauen und aufrechtzuerhalten, gerade auch zu den Kirchen in den L�ndern jenseits des damaligen eisernen Vorhangs. Die KEK verstand sich als wichtige Br�cke in den Zeiten des aufkommenden Ost-West-Konflikts.

Menschenrechtsarbeit, Begleitung der OSZE-Beschl�sse sowie der Unterst�tzung der KEK-Mitgliedskirchen in Mittel- und Osteuropa z.B. zum Thema Religionsfreiheit, aber auch in zwischenkirchlicher Hilfe waren und sind neben der theologischen Arbeit wichtige Handlungsfelder der KEK.

Die 127 anglikanischen, protestantischen, katholischen und orthodoxen Mitgliedskirchen der KEK wollen gemeinsam beitragen zur Bewusstseinsbildung, zur Entstehung eines gesellschaftlichen Grundkonsenses, zu b�rgernahen Entscheidungsprozessen, zur Einhaltung der Menschenrechte und zum Entstehen demokratischer Gesellschaften, um Europa mitzugestalten 'als Kontinent zwischen Atlantik und Ural, zwischen Nordkap und Mittelmeer', wie es in der Charta Oecumenica hei�t - und nicht zerfallen zu lassen in einen 'integrierten Westen und einen desintegrierten Osten' (S.9).

Die KEK arbeit eng mit dem Rat der Europ�ischen r�misch-katholischen Bischofskonferenzen (CCEE) zusammen. KEK und CCEE bildeten zum Beispiel einen gemeinsamen Ausschuss zum Thema �Islam in Europa�. Der Ausschuss soll den Kirchen in Europa bei der Begegnung mit Muslimen helfen, und den Dialog auf europ�ischer Ebene gestalten.

b) Leuenberger Kirchengemeinschaft

Die zweite Gemeinschaft, die ich hier ansprechen m�chte, ist die Leuenberger Kirchengemeinschaft. In der Konkordie haben 102 protestantische Kirchen einander Abendmahls- und Kanzelgemeinschaft zugesagt - eine Gemeinschaft von Kirchen, die die Unterschiedlichkeit zwischen einer evangelischen Minderheitenkirche in Spanien, einer lutherischen Staatskirche in D�nemark, einer reformierten Minderheitenkirche in Ungarn und einem methodistischen Kirchenverst�ndnis als Reichtum geistlichen Lebens respektiert und dennoch das Mahl an einem Tisch feiert und sich zu gemeinsamem Zeugnis und Dienst verpflichtet hat.

Das schlie�t absolut nicht aus, dass es Divergenzen - insbesondere zu den gesellschaftlichen Herausforderungen in Europa - gibt.

Die Leuenberger Kirchengemeinschaft begr��t die Erweiterung der Europ�ischen Union und unterst�tzt die Entwicklung der EU zu einer Wertegemeinschaft. Dabei m�sse aber die kulturelle Vielfalt der Mitgliedsstaaten erhalten bleiben. Die LKG macht es sich zur Aufgabe in den politischen Integrationsprozess evangelische Perspektiven und Positionen einzubringen.

1.3. Beziehung zur europ�ischen Union

Die Kirchen mischen sich engagiert ein in die Debatte um die Zukunft der Europ�ischen Union. Die vorgeschlagene Verfassung und die darin integrierte Charta der Grundrechte ist ein Versuch, der Europ�ischen Union gemeinsame Werte und Zielsetzungen zugrunde zu legen. Europa ist mehr als ein Raum f�r wirtschaftlichen Wettbewerb. Dies wird deutlich in der Pr�ambel, in der die Rede ist von den �kulturellen, religi�sen und humanistischen �berlieferungen Europas, deren Werte in seinem Erbe weiter lebendig sind und die die zentrale Stellung des Menschen und die Vorstellung von der Unverletzlichkeit und Unver�u�erlichkeit seiner Rechte...verankert haben.� Damit wird auch Bezug genommen auf das religi�se Erbe als Beitrag zur Werteentwicklung in Europa. Die Kirchen bringen die Perspektive derer bei den europ�ischen Institutionen ein, die zur EU geh�ren, wie derer, die (noch) nicht dazugeh�ren � ob es um europ�ische Asyl- und Fl�chtlingspolitik, um Sicherheits- und Verteidigungspolitik, um Agrarfragen oder Bioethik geht. Und nat�rlich muss auch im Blick bleiben, welche Folgen die Entscheidungen auf EU-Ebene f�r das Engagement und die Rolle der Kirchen haben werden.

Die Kirchen begr��en deshalb, dass die Erkl�rung 11 des Amsterdamer Vertrags in den Entwurf f�r eine Europ�ischen Verfassung aufgenommen wurde. In diesem sogenannten �Kirchenartikel�, Artikel 51 hei�t es:

(1) Die Union achtet den Status, den Kirchen und religi�se Vereinigungen und Gemeinschaften in den Mitgliedsstaaten nach deren Rechtsvorschriften genie�en, und l�sst ihn unangetastet.

(2) Die Union achtet den Status von weltanschaulichen Gemeinschaften in gleicher Weise.

(3) Die Union pflegt in Anerkennung der Identit�t und des besonderen Beitrags dieser Kirchen und Gemeinschaften einen offenen, transparenten und regelm��igen Dialog mit ihnen.

Damit w�re gew�hrleistet, dass durch europ�isches Gesetz nicht in die nationale Gestaltung des Verh�ltnisses Staat � Kirche eingegriffen werden kann, solange die individuelle und kollektive Religionsfreiheit aller Menschen in einem Staat respektiert wird. Absatz 3 tr�gt dem Rechnung, dass die Europ�ische Union eine breitestm�gliche Partizipation der B�rgerinnen und B�rger anstrebt. Zu diesem Zweck steht sie im Dialog mit der Zivilgesellschaft und entwickelt diesen weiter. Kirchen und Religionsgemeinschaften bringen in diesen Dialog ihre besonderen Werterfahrungen aus ihrem Wirken auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene ein, die so unterschiedliche Felder wie Sozialpolitik, Migration, Entwicklungspolitik, Erziehung und Seelsorge betreffen.

2. Charta Oecumenica

2.1. Verpflichtungen zur Zusammenarbeit der Kirchen

Ein wichtiges Dokument f�r unser gemeinsames Engagement ist die Charta Oecumenica.

Auf der 2. Europ�ischen �kumenischen Versammlung in Graz 1997 wurde angesto�en, ein Dokument zu erarbeiten, das gemeinsame Grundlagen des Glaubens und daraus resultierende Pflichten der christlichen Kirchen in Europa benennt. Die Charta wurde nach einem intensiven Konsultationsprozess Ostern 2001 in Stra�burg von dem Pr�sidenten der Konferenz Europ�ischer Kirchen und dem Pr�sidenten des Rates der Europ�ischen Bischofskonferenzen unterzeichnet. Die deutschen Kirchen haben sie auf dem �KT in Berlin unterzeichnet. Die Charta bringt die Selbstverpflichtung der Kirchen zur Vertiefung der �kumenischen Zusammenarbeit zum Ausdruck. Sie bekr�ftigt, dass die Herausforderungen im zusammenwachsenden Europa eine Aufgabe f�r Menschen aller Konfessionen bedeuten, denen sich die Kirchen gemeinsam stellen m�ssen - sowohl in Bezug auf die Verk�ndigung der frohen Botschaft als auch im Engagement f�r Gerechtigkeit und Vers�hnung.

In der Charta verpflichten sich die Kirchen unter anderem im 3. Abschnitt f�r die gemeinsame Verantwortung in Europa einzustehen und Europa mitzugestalten.

So hei�t es in der Charta:

'Die Kirchen f�rdern eine Einigung des europ�ischen Kontinents. Ohne gemeinsame Werte ist die Einheit dauerhaft nicht zu erreichen. Wir sind �berzeugt, dass das spirituelle Erbe des Christentums eine inspirierende Kraft zur Bereicherung Europas darstellt. Aufgrund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns f�r ein humanes und soziales Europa ein, in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und Solidarit�t zur Geltung kommen. ... Als Kirchen und als internationale Gemeinschaften m�ssen wir der Gefahr entgegentreten, dass Europa sich zu einem integrierten Westen und einem desintegrierten Osten entwickelt. Auch das Nord-S�d-Gef�lle ist zu beachten. Zugleich ist jeder Eurozentrismus zu vermeiden und die Verantwortung f�r die ganze Menschheit zu st�rken, besonders f�r die Armen in der ganzen Welt.' (III. 7)

Daraus ergibt sich f�r die Unterzeichner der Charta die Selbstverpflichtung:

� jedem Versuch zu widerstehen, Religion und Kirche f�r ethnische oder nationalistische Zwecke zu missbrauchen, (III. 7)

� jeder Form von Nationalismus entgegenzutreten, die zur Unterdr�ckung anderer V�lker und nationaler Minderheiten f�hrt und uns gemeinsam f�r gewaltfreie L�sungen und f�r den Prozess der Demokratisierung in Europa einzusetzen. (III. 8)

In der Charta hei�t es:

'Wir verpflichten uns, uns �ber Inhalte und Ziele unserer sozialen Verantwortung miteinander zu verst�ndigen und die Anliegen und Visionen der Kirchen gegen�ber den s�kularen europ�ischen Institutionen m�glichst gemeinsam zu vertreten'. (III. 7)

Dass dies zu Themen wie europ�ische Sicherheitspolitik, Bioethik, Freiz�gigkeit etc. nicht einfach ist, k�nnen Sie sich vorstellen. Spannend ist, wie sehr oft nicht die Zugeh�rigkeit zur selben Konfessionsfamilie sondern der politische und kulturelle Kontext und/ oder die Rolle als Mehrheits- oder Minderheitenkirche die Argumente pr�gt und zu konfessions�berschreitenden Allianzen f�hrt!

2.2. Verpflichtung zum interreligi�sen Dialog

Die Pluralit�t von religi�sen und weltanschaulichen �berzeugungen und Lebensformen ist ein Merkmal der Kultur Europas geworden.

Menschen anderer Glaubensgemeinschaften sind bereits Teil unserer europ�ischen Identit�t. Viele, wie zum Beispiel Juden und Muslime, leben seit Generationen in den L�ndern Europas. Deshalb unterst�tzen die Kirchen Europas die Bem�hungen, den interreligi�sen Dialog auf allen Ebenen der Gesellschaft zu f�rdern.

Uns Christinnen und Christen ist bewusst, dass uns eine einzigartige Gemeinschaft mit dem Judentum verbindet. Es ist uns wichtig, diese tiefe Verbindung zwischen Judentum und christlichem Glauben auszudr�cken. Darum enth�lt die Charta Oecumenica die Selbstverpflichtung �allen Formen von Antisemitismus und Antijudaismus in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten und auf allen Ebenen den Dialog mit unseren j�dischen Geschwistern zu suchen und zu intensivieren.�

Ebenso soll der Dialog mit dem Islam intensiviert werden. Vorbehalte und Vorurteile sollen abgebaut werden, damit gute Kontakte und Nachbarschaft, die es bereits an vielen Stellen zwischen Muslimen und Christen gibt ausgebaut werden k�nnen. Wir wollen miteinander �ber den Glauben an den einen Gott sprechen und das Verst�ndnis der Menschenrechte kl�ren.

Aber auch �stliche Religionen und neue religi�se Gemeinschaften breiten sich in Europa aus und finden auch das Interesse vieler Christinnen und Christen. Uns ist bewusst, dass es immer mehr Menschen gibt, die den christlichen Glauben ablehnen, sich ihm gegen�ber gleichg�ltig verhalten oder anderen Weltanschauungen folgen. Die Charta ruft dazu auf, kritische Anfragen an die christlichen Kirchen ernst nehmen und uns gemeinsam um eine faire Auseinandersetzung zu bem�hen.

All diese Aussagen sind nur glaubw�rdig vor dem Hintergrund dessen, dass in den ersten beiden Kapiteln der Charta von dem Zentrum unseres gemeinsamen Glaubens die Rede ist: die frohe Botschaft, die wir gemeinsam verk�ndigen wollen - und der Wille, die sichtbare Gemeinschaft der Kirchen in Europa zu leben.

Dies muss unser erstes und vorrangiges Ziel als evangelische Kirche sein - sonst ist jeder Appell an die Vers�hnungs- oder gar Einigungsbereitschaft der Menschen der evangelischen Kirche, der Regionen, Ethnien und Nationen in Europa unglaubw�rdig.

Vielen Dank!

 

 

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