Heinrich Mussinghoff
Katholischer Bischof von Aachen, Deutschland
Liebe Schwestern und Br�der! Sie alle, die den Frieden lieben! Verehrte Pers�nlichkeiten und hohe Autorit�ten der christlichen Kirchen und Gemeinschaften und der gro�en Weltreligionen! Werte G�ste aus Religion, Politik und Kultur! Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens! Die Tage des Friedenstreffens von Aachen gehen zu Ende. Begl�ckt von vielen Gespr�chen und Erfahrungen, bewegt von Gesten und Worten der Verst�ndigung und Freundschaft beschlie�en wir unsere Begegnung. Wir haben um den Frieden gebetet im Dom, in Synagoge und Moschee, in anderen R�umen. Wir haben im Sternmarsch hier zum Katschhof den Pilgerweg des Friedens sichtbar gemacht. Nun gilt: "Light a candle, say a prayer" � "Z�nde eine Kerze an, sprich ein Gebet". Verpflichte dich selbst auf das Gebet des heiligen Franziskus von Assisi: "Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens ...". Wir sehen die Taube mit dem �lzweig des Friedens, die Noah einst aus der Arche entlie� und die in diesen Tagen bei uns hier in Aachen Rast gemacht hat. Wir sehen sie �ber dem farbigen Regenbogen, der Gottes Frieden anzeigt. Wir sagen: Fliege Taube und bringe die Botschaft des Friedens in die Familien, in zerstrittene Gruppen, unter k�mpfende Parteien, in verfeindete V�lker. Wir sollen und wollen die Taube des Friedens sein und den Geist von Assisi, der unsere Friedenstreffen Jahr f�r Jahr inspiriert, in unsere Lebenswelten hineintragen. Mit dem 34. Psalm, den schon Benedikt von Nursia im Prolog seiner M�nchsregel zitiert, spreche ich Ihnen zu : "Meide das B�se, tue das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach" (Ps 34, 15). Wir wissen: Der wahre Friede, als Gabe und Aufgabe Gottes zugleich, kann nur in einem aktiven Prozess wachsen, belebt vom wachen Geist f�r Gerechtigkeit und Liebe. Unsere Sehnsucht nach Frieden, unsere Leidenschaft f�r Freiheit und Gerechtigkeit, unsere Liebe zu den Armen und Benachteiligten unserer Erde treiben uns an: Suche den Frieden und jage ihm nach. Wir haben Menschen unter uns, die diese Friedensbotschaft gelebt und f�r sie gelitten haben: - Abuna Paulos, der Patriarch der orthodoxen Kirche von �thiopien, der 20 Jahre im Gef�ngnis eines totalit�ren Regimes gelitten hat; - Schwester Emmanuelle, die den M�llmenschen in Cairo eine Mutter war; - Bischof Jorge Enrique Jim�nez Carvajal, der in die H�nde der kolumbianischen Guerilla geriet und wieder frei ist; - Paul Spiegel, Pr�sident des Zentralrats der Juden in Deutschland, dessen unmittelbare Verwandte im Holocaust ermordet wurden; - Sister Helen Prejean, die mutig gegen die Todesstrafe auf der Welt k�mpft, weil sie wei�, was Verurteilte leiden; - Erzbischof Jaime Pedro Gon�alves, der so viel f�r den Frieden in Mo�ambique getan hat: - viele Muslime und Menschen aus den asiatischen Religionen, die f�r den Frieden gelitten haben. Diese Liste lie�e sich leicht fortsetzen. Wir wollen der Toten gedenken, die Opfer geworden sind, weil sie eine Friedensmission aus�bten, die Opfer geworden sind wegen ihres Glaubens, ihrer Religion, ihrer �berzeugung, Opfer von Terror, Gewalt und Krieg, Kinder und Jugendliche, Frauen und M�nner, alte Menschen. Wir gedenken der Stra�enkinder und Kinder-Soldaten, der vergewaltigten und zur Prostitution gezwungenen M�dchen und Frauen, der Aids-Kranken und an Hunger sterbenden Menschen, derer, die vor Angst und Schmerz vergehen, die nur schlechtes Wasser zu trinken haben und von Seuchen dahingerafft werden, der Opfer ausbeuterischer Wirtschaft und Politik. Andrea Riccardi hat in seinem Buch "Salz der Erde � Licht der Welt" das Martyrium so vieler Menschen aus dem 20. Jahrhundert ersch�tternd dargestellt und festhalten � ihrer gedenken wir. Wir gedenken der zahllosen Opfer der Kriege und des Terrorismus im Irak, im Nahen Osten und in Israel, in Kolumbien und Tschetschenien, in Afghanistan und Sudan, in Liberia und Elfenbeink�ste, im Kongo, in Ruanda und Burundi, der Opfer der Anschl�ge vom 11. September 2001 in New York und Washington. Wir wissen, Kriege brechen nicht aus, Kriege werden gemacht. Wir brauchen Menschen, verpflichtet dem Prinzip der Verantwortung, der Einhaltung der Menschenrechte, einer Ethik des Friedens. "Es ist besser, eine Kerze anzuz�nden, als die Dunkelheit zu verfluchen" sagte der Oberrabbiner von Israel, Abraham Kook. Deshalb gilt es heute Abend: "Light a candle, say a prayer". Ich danke heute Abend Andrea Riccardi und der Comunit� di Sant�Egidio und allen, die bei der Vorbereitung und Durchf�hrung geholfen haben, f�r die Ermutigung in dem diesj�hrigen Friedenstreffen. Ich danke Papst Johannes Paul II. f�r seine Friedensbotschaft und f�r sein best�ndiges Interesse an diesem j�hrlichen Friedensgebet; er ist der eigentliche Inspirator und Promotor dieser Begegnungen. Ich bitte Sie, Eminenz Etchegaray, dem Heiligen Vater unseren Dank auszusprechen. Ich danke allen aus allen Religionen, die wichtige Beitr�ge, Botschaften und Vermittlungen in diesem Friedenstreffen gesprochen und geleistet haben. Ich freue mich sehr �ber so manche Initiative, so manche Verst�ndigung, so manche Freundschaft, die hier in Aachen neu ihren Ausgang nehmen. Sie alle, die Repr�sentanten der verschiedenen Weltreligionen und Kulturen dieser Erde waren und sind uns liebe G�ste und Botschafter des Friedens in ihren Bereichen. Ich danke den vielen Unterst�tzern, Spendern und Helfern dieser Tagung. Ich danke vor allem Ihnen, die Sie die verschiedenen Foren besucht und an den Veranstaltungen aktiv teilgenommen haben. Ich bin stolz auf Sie, die gastfreundlichen Aachenerinnen und Aachener in Stadt und Bistum, den hilfreichen Nachbarn und den zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Sie sind bewegte und bewegende Menschen, die etwas in Bewegung bringen: den Frieden "Meide das B�se, tue das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach" (Ps 34,15). Ich w�nsche uns allen diese Sehnsucht nach Frieden, diese Leidenschaft f�r Freiheit und Gerechtigkeit, diese Compassion mit den Armen und Entrechteten. Mit Ihnen spreche ich das Gebet des heiligen Franz von Assisi: "Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist; dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung qu�lt; dass ich Licht entz�nde, wo Finsternis regiert; dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt. Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getr�stet werde, sondern dass ich tr�ste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empf�ngt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben." (Gotteslob 29, 6) Lord, make us instruments of your peace. Signore, fa di me un strumento della tua pace. And now we will do it: Light a candle, say a prayer. Good bye. Salaam, MHR, peace, Friede, pace, vrede, paix.
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