Am 3. Dezember wird weltweit der von den Vereinten Nationen der Tag der vollständigen Inklusion von Menschen mit Behinderung begangen. Über eineinhalb Milliarden Menschen leiden unter irgendeiner Form von physischer, psychischer, emotionaler und intellektueller Behinderung. Ein Fünftel von ihnen ist gezwungen, große Probleme im Alltagsleben zu bewältigen.
Viele Fortschritte wurden in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich der Anerkennung der Würde und des Lebenswertes dieser Menschen erzielt, auch was ihre vollkommene Teilhabe in der Gesellschaft betrifft.
Im Dezember 2006 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung: 50 Artikel weisen den Weg, den die Staaten der Welt einschlagen sollen, um Gleichheit und soziale Inklusion aller Bürger zu garantieren.
Die Konvention wurde bisher von 153 Staaten ratifiziert. Das italienische Parlament hat sie am 24. Februar 2009 und Deutschland am 21. Dezember 2008 ratifiziert.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio betreut seit vierzig Jahren Tausende Menschen mit Behinderung in Rom und anderen Teilen der Welt und fördert die vollständige Inklusion in der Gesellschaft, in Arbeit und Kultur. Diese Verbundenheit hat zu innovativen Erfahrungen geführt und ist in besonderer Weise durch die Freundschaft gekennzeichnet. Denn die Freundschaft ermöglicht es, konkret die Würde von Menschen mit Behinderung anzuerkennen und Vorurteile und Ausgrenzung zu überwinden, denn sie ist der Schlüssel, um neue und inklusive soziale Beziehungen aufzubauen.
Die Kunstwerkstätten der Gemeinschaft Sant'Egidio antworten auf das Bedürfnis nach Bildung von erwachsenen Behinderten, die häufig keine Gelegenheit zu inklusiver Schulbildung hatten. Dort wird Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit gegeben, den Reichtum ihrer Innenwelt, ihr Denken und ihre Sichtweise des Lebens durch neue Technologien und insbesondere durch die Kunst zum Ausdruck zu bringen. Dadurch wird in letzter Konsequenz der Weg "durch Kunst vom Menschen mit Behinderung zur Person" zurückgelegt. Auf diesem Weg haben die Kunstwerkstätten in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Künstler César Meneghetti an der 55. Biennale von Venedig teilgenommen.
Die kulturelle, menschliche und soziale Befreiung der künstlerischen Tätigkeit zeigt sich besonders deutlich in der Ausstellung wirgeben[ ]sinn der drei Künstler Annamaria Colapiertro, Giovanni Fenu und Roberto Mizzon, die eine Vergangenheit als Insassen geschlossener Nervenheilanstalten hinter sich haben. Ihre Werke werden bis 13 Dezember im Gebäudekomplex Santa Maria della Pietà in Rom ausgestellt.
Auch weiterhin muss eine neue Kultur aufgebaut werden, die im Menschen mit Behinderung eine Chance und einen Reichtum erkennt.
Die Gaststätte "Die Freunde" ist ein Restaurant in Rom, in dem 14 junge Behinderte arbeiten. Dort wird eine grundlegende Entscheidung umgesetzt: es handelt sich nicht nur um Inklusion von einigen Behinderten in einem vorher existierten Unternehmen und auch nicht um Erfüllung eines Gesetzes. Es ging darum, eine neue Aktivität mit allen Risiken eines Unternehmens zu beginnen auf der Grundlage von Arbeitskräften mit geistiger Behinderung. Das ist der Schwerpunkt und die Originalität der Erfahrung.
Der Glaube an die Entfaltungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung ist eine Investition in die Ausbildung. Die Ausbildungskurse "sapordiverSi" ("verschiedeneGeschäcker"), haben in den vergangenen beiden Jahren trotz der Krise in Italien 20 Menschen mit Behinderung geholfen, eine feste Arbeit zu finden. Einige Firmen wie Birra Peroni, Divella, Eataly haben die Bedeutung dieser Ausbildung erkannt und unterstützt.
Aktuell bereiten sich über 40 junge Menschen mit Behinderung darauf vor, im kommenden Jahr in die Arbeitswelt einzutreten. |