Beim von der Gemeinschaft Sant'Egidio gemeinsam mit der Gemeinschaft "Brot des Lebens", der Kamilianska Misja Pomoca und anderen Verbänden aus ganz Polen organisierten Jubiläum der Barmherzigkeit waren über 1000 Arme versammelt: Obdachlose, alte Menschen, Behinderte, Kranke. Auch ein altes Ehepaar christlicher Assyrer aus Homs/Syrien, die seit einem Jahr in Polen leben, war mit dabei.
Den Vorsitz des Gottesdienstes übernahm Kardinal Kazimierz Nycz, er sagte: "Wir müssen der Gemeinschaft Sant'Egidio danken, dass sie uns hier zur Feier des Jubiläums der Barmherzigkeit an diesem Wallfahrtsort der Göttlichen Vorsehung zusammengeführt hat, der an die Liebe Gottes zu unserem Land erinnert. Gott hat uns nie verlassen! Das habt auch ihr erfahren, die ihr oft allein die Schwierigkeiten des Lebens ertragen müsst. Doch Gott hat euch nicht verlassen, er hat euch Zeugen seiner Barmherzigkeit gesandt, die Familienangehörige sind.
Heute ist ein Tag der festlichen Freude, ein Fest für alle: für Helfer und Hilfsempfänger. Die Kirche ist eine liebevolle Mutter für alle, sichtbar in einer Familie, die bei Jesus versammelt ist. Jesus war nicht nur arm, sondern hat Mitleid mit den Armen gehabt. Wir müssen dieses Mitleid nachahmen und uns fragen: Wer sind heute die Armen? Viele klopfen an unsere Tür, und wir müssen auf die Worte Jesu im Matthäusevangelium antworten: ‚Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen'. Wir dürfen unser Herz nicht verschließen und unsensibel werden. Folgen wir dem Vorbild von Papst Franziskus, der uns nicht nur durch seine Worte, sondern auch durch seine konkreten Gesten einen Weg der Aufnahme zeigt. Denkt an seine Reise nach Lesbos, als er einige syrische Flüchtlingsfamilien mitnahm!
Wir werden alle danach gerichtet, ob wir geholfen haben, ob wir unseren bedürftigen Geschwistern etwas geben oder nicht geben. Einige von ihnen sind auch Geschwister im christlichen Glauben. Daher hat die Polnische Bischofskonferenz vor kurzen entschieden, das von der Gemeinschaft Sant'Egidio mit den evangelischen Kirchen Italiens erfolgreich durchgeführte Projekt der humanitären Korridore zu übernehmen. Beten wir daher, dass auch unser Land bald die humanitären Korridore akzeptiert und Kriegsflüchtlinge aufnimmt.
Nach dem Gottesdienst gab es einen Empfang, bei dem vor der Wallfahrtskirche Musik und Vorträge dargeboten wurden.
Um 15.00 Uhr - der Stunde der Göttlichen Barmherzigkeit in der Frömmigkeitstradition der Hl. Faustina Kowalska - zogen viele Teilnehmer des Jubiläums durch die heilige Pforte. Die Prozession wurde mit dem Verlesen der Botschaft des Leiters des Almosenbüros, Erzbischof Konrad Krajewski, eingeleitet, der den Gruß und Segen von Papst Franziskus ausrichtete; der Titel lautete "Einige Gedanken zum Fest der Armen in Warschau".
Vor Gott sind wir alle gleich. Christus, unser Herr, hat nicht wie ein König gelebt, obwohl er einer war. Er wollte arm sein und hat dadurch gezeigt, dass die Armut wirklich ein hervorragender Weg zur ewigen Seligkeit ist. Vergesst jedoch nicht, liebe Schwestern und Brüder, dass das arme Leben Christi nicht bedeutet, die Armut zu akzeptieren: Christus hat die Menschen unterwiesen, er hat sie geheilt, getröstet, ihnen Hoffnung geschenkt und für sie und mit ihnen gebetet.
Heute bitte ich euch von ganzem Herzen um eine Sache: Betet für diese Welt und auch für uns: Da ihr für uns das Antlitz Christi seid, glaubt daran, dass euer Gebet sehr viel vermag. Ihr, die ihr nichts besitzt, breitet euch Hände über diejenigen aus, die trotz des Besitzes sichtbarer Güter, im Herzen leiden, weil sie keinen Sinn im Leben haben. Heilt uns! Gebt uns Hoffnung und Lebenssinn!
Vergebt denen großmütig, die euch beleidigen. Denkt immer - auf der Straße, am Bahnhof, im Krankenhaus, an den Schlafstätten, in den Heimen - an eure Würde, an euren Platz im Heilsplan Gottes. Zwar habt ihr weder Haus, Geld, Gesundheit, Freunde… doch vielleicht existiert diese Welt immer noch durch euch! Denkt an Abraham, der es wagte, bei Gott für Sodom Fürbitte einzulegen, dass unter tausend Menschen vielleicht noch fünf Gerechte zu finden waren. Vielleicht rettet grade ihr - die ihr auf der Straße lebt, die ihr wegen Einsamkeit und körperlichen Leiden Tränen vergießt - ohne es zu wissen unsere ungerechten Städte und erhaltet alle am Leben! Vielleicht hat Gott die Geschichte dieser kranken Welt noch nicht abgeschlossen und will uns noch eine letzte Chance geben: Ihr! Vielleicht seid ihr für die Welt das letzte Rettungsboot. Denn wenn wir euch liebevoll umarmen, werden unsere vernebelten Blicke endlich klar sehen, und wir werden unser Herz und unsere Seele retten.
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