Basilia Santa Maria in Trastevere am 26. März 2013
Homilie von Erzbischof Vincenzo Paglia
"Liebe Schwestern und Brüder,
wir sind zusammengekommen, um derer zu gedenken, die in der vergangenen Zeit ihr Leben für den Glauben hingegeben haben. Sie verlängern die lange Reihe der Jünger Jesu aus der Anfangszeit des Christentums, die große Menschenmenge aus allen Völkern, Rassen, Nationen und Sprachen, die im Himmel beim Herrn sind in weißen Gewändern und mit Palmzweigen in den Händen, da sie "aus der großen Bedrängnis" kommen, wie die Apokalypse schreibt.
Es ist schön, dass uns die Gemeinschaft Sant'Egidio nun schon seit vielen Jahren zusammenruft zum Gebet, um mitten in der Karwoche die Märtyrer dieser letzten Jahrzehnte im Himmel Gottes zu betrachten. Wir sind Christen aus verschiedenen Traditionen, die jedoch auf den Spuren dessen, was der selige Johannes Paul II. sagte, wissen, dass das Martyrium die Gläubigen in Christus vereint. Diese unsere Geschwister haben die Liebe Jesu aufgenommen und bis zum Blutvergießen gelebt, sie stehen vor unseren Augen als Zeugen, die unsere Schritte erleuchten, damit wir dem Herrn aus der Nähe nachfolgen, der nach Jerusalem einzieht, um sein Leben zur Erlösung vieler hinzugeben.
Das Echo der ersten Worte aus dem Evangelium, das wir gehört haben, dringt zu uns. Denn auch in der Welt von heute trifft zu, was Jesus sagt: ihr seid "in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt".
Ja, auch heute gibt es Bedrängnisse, auch heute gibt es Gläubige, die ihren Glauben in Ländern bezeugen, wo man nur deshalb stirbt, weil man zum Sonntagsgottesdienst geht, in Ländern, wo Kirchen zerstört werden, wo aus Verachtung sogar christliche Schulen angezündet werden. Es gibt Länder, in denen man nicht einmal den eigenen Glauben bekennen kann, wo man bedroht, eingeschüchtert und sogar getötet wird, weil man den Kleinen oder den Jugendlichen hilft, um für eine bessere Welt aus den Fängen der Gewalt herauszukommen. Heute Abend bitten wir den Herrn für diese Brüder und Schwestern. Einige ihrer Namen kennen wir, sie sind in Gefahr wegen ihres Glaubens. Wir bitten, dass der Herr sie vor dem Bösen bewahre, dass er sie zu Zeugen seiner Liebe mache und ihnen die Freude des Lebens schenke.
Auf diese Weise nehmen wir zumindest ein wenig ihre Kreuze auf unsere Schultern. Wir leben sicherlich in einer einfacheren Umwelt, wir spüren die Pflicht, ihnen zu helfen, das Kreuz zu tragen und an die Ermahnung des Apostels zu denken: "Einer trage des anderen Last"
Unser Gebet stärkt den Mut im Glauben, während sie - wenn man es so sagen darf - an vorderster Front den Kampf gegen das Böse kämpfen, um es zurückzudrängen und letztlich zu besiegen. Ja, der Herr besiegt die Welt und das Böse durch die Kraft ihres Glaubens und durch das frohe Zeugnis einer grenzenlosen Liebe.
Danken wir dem Herrn für ihren Glauben. Sie stützen auch uns, die wir oft Gefangene unserer Ichbezogenheit sind. In den neuen Märtyrern, deren Feier wir heute begehen, gedenken wir des Herrn, der die Welt besiegt hat, denn mit ihnen hat er diese Welt schon aus einer noch zerstörerischeren Barbarei errettet. Diesen Weg ist der Herr als Erster gegangen und hat ihn seinen Jüngern aller Zeiten gewiesen. "Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen".
Diese Märtyrer, diese neuen Märtyrer haben diese Worte aufgenommen und bis zur Vollendung gelebt. Heute Abend gedenken wir ihrer, jeden einzelnen mit Namen, um sozusagen die Kostbarkeit ihres Zeugnisses aufzugreifen, das Zeugnis eines jeden, um es zum Anlass der Bekehrung für uns zu machen und dem Evangelium mit mehr Großzügigkeit nachzufolgen. So können wir auch besser verstehen, was der Hebräerbrief schreibt, da auch "uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken". Blicken wir auf Jesus und auf diese Zeugen, die bei ihm sind, werfen wir die Last unserer Sorgen ab und folgen wir mit größerer Eile dieser langen Prozession von Zeugen der Liebe im Gedenken daran, dass wir noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet haben in unserem Kampf gegen die Sünde.
Das Beispiel von Erzbischof Romero, der den Zug dieser neuen Märtyrer unserer Zeit sozusagen anführt, liegt uns besonders am Herzen. In einer Homilie vor dem Sarg eines seiner Priester, der ermordet worden war, hob er hervor, dass die gesamte christliche Berufung Martyrium ist, und sagte: "Nicht alle, so schreibt das Zweite Vatikanische Konzil, haben die Ehre, ihr physisches Blut hinzugeben und für ihren Glauben getötet zu werden. Doch Gott fordert von allen, die an ihn glauben, den Geist des Martyriums. Wir müssen also alle bereit sein, für unseren Glauben zu sterben, auch wenn der Herr uns diese Ehre nicht gewährt. Wir sind wirklich dazu bereit, sodass wir sagen können, wenn unsere Stunde kommt: Herr, ich war schon bei dir". Dann fügte er hinzu, dass die Lebenshingabe eben bedeutet, einen Geist des Martyriums zu haben und die eigenen Tage für das Evangelium einzusetzen, für die Armen, für den Frieden und für das Wachstum der Liebe in der Welt.
Deshalb vereint uns ein Band von den Märtyrern im Himmel zu denen, die ihren christlichen Glauben in Ländern leben, die sie häufig unterdrücken, bis zu uns, die wir heute Abend hier versammelt sind. Wir müssen diesen einen roten Faden inmitten von allem begreifen, dass christliches Leben und Jüngerschaft bedeuten, das Leben für die anderen hinzugeben.
Und wir, Schwestern und Brüder, die letzten in dieser langen Reihe, die bis zum Himmel reicht, richten den Blick fest auf Jesus. Er ist der erste, der betet, wie an jenem Abend im Abendmahlssaal. Er betet weiter für die Jünger aller Zeiten. "Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sonder auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben". Alle und wir als letzte sind in dieses Gebet Jesu aufgenommen und eingeschlossen, das uns in der einen Umarmung der Liebe Gottes vereint, die seine Kinder aufnimmt und ihnen Kraft schenkt, um sich selbst und das Leben für die anderen zu verschenken".
|