Die Gemeinschaft Sant'Egidio begeht die Feier des internationalen Tages der Menschen mit Behinderung, der in diesem Jahr von der UNO zum Thema "Barrieren abbauen, Türen öffnen - eine inklusive Gesellschaft und Entwicklung für alle" organisiert wurde.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio begleitet seit vierzig Jahren Menschen mit Behinderung in Rom und anderen Städten Italiens und Europas, sie fördert eine umfassende Inklusion im sozialen Leben, in der Arbeitswelt und Kultur. Durch diese Begleitung entstanden im Verlauf der Jahre innovative Erfahrungen, bei denen die Freundschaft kennzeichnend ist. Die Freundschaft ist nämlich eine konkrete Weise, um die Würde von Menschen mit Behinderung anzuerkennen und ihnen Mitbeteiligung zu ermöglichen. Sie überwindet Ausgrenzungen, die Einschränkungen in Behinderung verwandeln, und ist der Schlüssel, um neue und wirklich inklusive Beziehungen aufzubauen.
In den Kunstwerkstätten der Gemeinschaft wird seit 1985 auf den Wunsch erwachsener Behinderter nach Weiterbildung eingegangen. Viele haben nämlich kaum Schulbildung erhalten. An diesen Orten der Bildung und der Beziehungspflege hat die Suche nach den eigenen Begabungen und Talenten vor allem dazu geführt, die Kommunikation zu fördern und persönliche Wege zu entdecken, sich künstlerisch zu betätigen und eigene Formen der Ausdrucksweise zu erkunden. Die Kunst hat sich als Mittel erwiesen, um Vorurteile zu überwinden und auf immer eindrucksvollere Weise eine große Fähigkeit zu zeigen, die Wirklichkeit zu verstehen und das eingene Denken und den Blick auf die Welt zum Ausdruck zu bringen.
In diesen Tagen wird das Projekt I/O_DAS ICH IST EIN ANDERER von César Meneghetti unter der Leitung von Simonetta Lux und Alessandro Zuccari bei der internationalen Tagung "Plurale Kunst als Reise an den Grenzen" in Turin vorgestellt, das von der Gemeinschaft Sant'Egidio organisiert wird und bis 24. November auf der Biennale von Venedig ausgestellt wurde.
Die Tagung fand im Rahmen einer Ausstellung von über 200 Werken aus 80 Werkstätten in Piemont statt, an denen professionelle Künstler mit Behinderten zusammengearbeitet haben. In der Ausstellung stammt eines der Werke aus der Kunstwerkstatt von Sant'Egidio in Novara: "Das soziale Umfeld Italien". Ein aufmerksamen und großes Publikum folgte dem Vortrag des Künstlers über die Begegnung mit Behinderten aus den Kunstwerkstätten in Rom und über den weiteren Weg einer sich entwickelnden Arbeit, die zum Projekt I/O auf der 55. Kunstbiennale von Venedig geführt hat.
Der Weg von I/O ist Teil der Arbeit der Kunstwerkstätten, die von Simonetta Lux als "große Beziehungsarbeit" bezeichnet wurde. Es ist ein Beispiel, dass auch durch die Kunst Vorurteile abgebaut und die Wirklichkeit verwandelt werden kann. Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat das Museum der experimentellen Werkstatt für zeitgenössische Kunst in Tor Bella Monaca eingerichtet, wo am 3. Dezember die Preisverleihung der Ausstellung Die Krise/Die Krisen stattfindet.
Die Gaststätte "Die Freunde" ist eine konkrete Antwort auf die Frage nach Arbeitsintegration von Erwachsenen mit geistiger Behinderung und gleichzeitig eine Ausbildungsstätte und ein übertragbares Modell.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat dieses Restaurant in Rom eingerichtet. Dort arbeiten behinderte Menschen mit hauptamtlichen und ehrenamtlichen Freunden. Das Ziel besteht darin, den Behinderten die Möglichkeit einer Arbeitsstelle anzubieten und eine erfolgreiche Einrichtung aufzubauen, in der die Behinderung durch die Freundschaft zum Reichtum wird.
Durch die Erfahrung der Gaststätte entstanden Ausbildungskurse, an denen in den vergangenen Jahren über zweihundert Menschen mit Behinderung teilgenommen haben. Viele von ihnen haben dadurch eine feste Anstellung gefunden. Am 3. Dezember fand zum internationalen Tag in der Gaststätte "Die Freunde" ein Galadiner statt, das von der Gemeinschaft Sant'Egidio in Zusammenarbeit mit FISH (Italienische Föderation zur Überwindung von Behinderung) organisiert wurde.
In Rom und anderen Städten hat die Gemeinschaft Sant'Egidio einige Wohngruppen für Behinderte eingerichtet, um eine Antwort auf die unsichere Zukunft zu geben. Dieses Problem ist für Menschen mit Behinderung und ihre Familien mit großen Sorgen verbunden. Die Angebote auf institutioneller Ebene sind oft wenig persönlich und führen dazu, dass die Behinderung letztlich auch noch durch Einsamkeit belastet wird. Die Unterbringung in einem Heim erweist sich noch immer als häufigste Lösung. Die Gemeinschaft Sant'Egidio hilft Menschen mit Behinderung, in der eigenen Umgebung und Wohnung zu bleiben. Sie versucht, angemessene Wohnmöglichkeiten zu finden, Wohngemeinschaften, betreutes Wohnen oder Wohngruppen, in denen die menschlichen, sozialen und finanziellen Ressourcen der Behinderten einbezogen und möglichst gut genutzt werden.
Papst Franziskus hat bei einer Audienz für eine Gruppe von Menschen mit Behinderung vor einigen Wochen gesagt: "betrachtet euch nicht nur als Objekt der Solidarität und der Nächstenliebe, sondern fühlt euch ganz eingebunden in das Leben und die Sendung der Kirche. Ihr habt euren Platz, eure besondere Rolle in der Pfarrgemeinde und in jedem kirchlichen Umfeld […] Schämt euch nicht, ein kostbarer Schatz der Kirche zu sein!" (Audienz für die Teilnehmer an der Wallfahrt der UNITALSI, 9.11.2013).
Die Gemeinschaft Sant'Egidio lebt mit demselben Bewusstsein seit langer Zeit die Weitergabe des Evangeliums an Menschen mit Behinderung, die an ihrer kirchlichen Sendung und am Dienst für die Armen in der konkreten Nächstenliebe und im Gebet teilnehmen.
Seit 2007 organisiert die Gemeinschaft Sant'Egidio jeweils am ersten Adventssonntag gemeinsam mit der Erzdiözese und Verbänden der Stadt in Neapel eine feierliche Liturgie unter dem Vorsitz von Kardinal Crescenzio Sepe, bei der einige Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung die Sakramente der christlichen Initiation empfangen. Über einhundert Personen haben in diesem Zusammenhang die Firmung empfangen. Bei der Liturgie am 1. Dezember dieses Jahres hat Kardinal Sepe sieben Behinderten die Firmung gespendet und gesagt, dass "in den Behinderten das frohe Antlitz Christi aufleuchtet". Er sagte weiter, dass "Menschen mit Behinderung nicht anders sind als wir: sie haben dieselbe Würde, denn sie wurden auf dieselbe Weise gerettet wie wir und haben dieselbe Würde wie alle Geschöpfe". Im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente hat die Gemeinschaft zwei Katechesebücher veröffentlicht: Jesus als Freund und das Evangeliums für alle.
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