Als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, in dessen weiterer Folge Nationalsozialismus und Kommunismus entstehen konnten, hat Bischof Manfred Scheuer den Ersten Weltkrieg in seinen Begrüßungsworten beim Friedensgebet am Freitag, den 5. September vor dem Goldenen Dachl bezeichnet. Rassenideologie und Nationalismus wurden zum Religionsersatz. Alle europäischen Integrationsbemühungen seien auch das Bemühen um die Aufarbeitung der Folgen dieser Kriege.
Die Veranstaltung bot ein beeindruckendes Zeichen der Versöhnung und Einheit der in Tirol vertretenen Religionen, Kirchen und religiösen Gemeinschaften. Der Appell, selbst Werkzeug des Friedens zu sein, und was es heißt, hier und heute am Frieden zu bauen, stand im Mittelpunkt dieser Stunde des Gebets: Am Frieden bauen heißt gedenken, Schuld eingestehen, vergeben, immer wieder neu beginnen, Gerechtigkeit schaffen und lieben. Die anwesenden Religionsvertreter von Judentum, Christentum und Islam beteten dazu in den jeweils eigenen Traditionen. Positiv ins Auge stach, dass in Tirol lebende Kroaten, Serben und bosnische Muslime, die in den 1990-er Jahren in die Balkankriege verstrickt waren, beim Gebet vereint waren. Ein weiteres Zeichen der Hoffnung war die Einbindung von Kindern. Denis Mete und Thomas Pale umrahmten das Gebet mit musikalischen Beiträgen aus unterschiedlichen Kulturkreisen.
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Auf Initiative von Bischof Manfred Scheuer hatten die Gemeinschaft Sant´Egidio, die Fokolar-Bewegung und Pax Christi dazu eingeladen, des Beginns der beiden Weltkriege vor 100 bzw. 75 Jahren zu gedenken. Auf Grund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten erhielt dieses Friedensgebet eine aktuelle Dimension.
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