"Die Kampagne für die Abschaffung der Todesstrafe soll das Leben schützen und Gerechtigkeit und Menschlichkeit in der Gesellschaft fördern. Die Kampagne wird erfolgreich sein, wenn sich die Bürger für eine Kultur der Abschaffung stark machen. Wir werden die Menschen, insbesondere im asiatischen Kontext, wie zum Beispiel in Indonesien oder auf den Philippinen aufklären", so Leonardo Tranggono, der die Gemeinschaft von Sant'Egidio beim 6. Weltkongress gegen die Todesstrafe vertritt, zu dem Mitglieder von Parlamenten und Regierungen aus aller Welt zusammenkommen.
In Indonesien galt seit 2004 ein Moratorium. "Sant'Egidio hat zu einer umfassenden Aufklärungskampagne beigetragen und Petitionen in Indonesien und in Europa auf den Weg gebracht, als die drei katholischen Aktivisten Tibo, Dominggus und Marinus im Zusammenhang mit den Aufständen in Poso zum Tode verurteilt wurden. Im Jahr 2008 lancierten wir einen Appell für den Attentäter Amrozi, gegen den wegen der Anschläge auf Bali 2002 die Todesstrafe verhängt wurde. Im Jahr 2014 haben wir mit anderen Organisationen die Hinrichtung der indonesischen Staatsbürgerin Wilfrida Soik verhindert, die in Malaysia zum Tode verurteilt worden war." Indonesien hat im Jahr 2015 wieder mit der Vollstreckung von Todesurteilen begonnen: sechs Verurteilte wurden im Januar 2015 hingerichtet, acht im April 2015 und nach dem Fastenmonat Ramandan sollen Ende Juli 48 Todesurteile vollstreckt werden. Alle Todesurteile waren im Zusammenhang mit Drogendelikten ausgesprochen worden.
"Der Kampf für die Abschaffung der Todesstrafe", so Tranggono, "ist noch nicht gewonnen. Wir werden auch künftig Netzwerke mit verschiedenen Komponenten der Zivilgesellschaft bilden und Studenten, Dozenten, Aktivisten, religiöse Bewegungen und Kirchen an unseren Aktionen beteiligen, damit ein Bewusstsein für das Problem entsteht."
Ähnliche Kampagnen sollen für die Philippinen auf den Weg gebracht werden, wo der neu gewählte Präsident Rodrigo Duterte die Todesstrafe wieder einführen will. "Diese Initiativen", so Tranggono abschließend, "dürfen nicht als Aktionen gegen die Regierung verstanden werden. Vielmehr soll ein anderes Modell von Gerechtigkeit gefördert werden, das die Institutionen dazu bewegt, eine humane Antwort auf die legitimen Forderungen der Bürger nach Gerechtigkeit und Sicherheit bewegt." (PA)
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