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Unterstützung der Gemeinschaft

  

Dankgottesdienst zum 50. Jahrestag der Gemeinschaft Sant’Egidio

10. Februar um 17.30 Uhr in der Lateranbasilika des Hl. Johannes

Die ersten Personen sind 2018 durch die humanitären Korridore in Italien angekommen. Die neue Phase des Projektes, das zum Modell der Gastfreundschaft und Integration für Europa geworden ist


 
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18 September 2016 16:30 | Teatro Lyrick

Rede von Bartholomäus I.



Bartolomeo I


Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel

Einführung
    Es ist mir eine Ehre, beim diesjährigen internationalen Friedenstreffen, dem 30jährigen Jubiläum, zu sprechen, das von unseren lieben Freunden der Gemeinschaft Sant´Egidio in Zusammenarbeit mit der Diözese von Assisi und den Franziskanischen Familien organisiert worden ist. Es ist für mich ein besonderes Privileg mich in Gegenwart so vieler Religionsführer und politischer Vertreter einzufinden, welche den ehrlichen Wunsch hegen, in einer Welt, die "Durst nach Frieden" hat, einschneidend tätig zu sein.
Erst kürzlich wurden wir Zeugen des ehrlichen Wunsches nach Heilung unserer Gemeinschaft und unseres Planeten, und zwar als die ganze Welt seine Trauer bekundete angesichts des Erdbebens, das Mittelitalien erschütterte, und so vielen Menschen das Leben gekostet hat und so viel Schönheit vernichtete. Uns ist somit auch bewusst, dass der Friede, der ein Geschenk ist und schließlich "alles Verstehen übersteigt", etwas ist, wonach wir uns sehnen und den wir mit großer Leidenschaft und viel Leid herbeiwünschen. Man kann den Frieden nur durch einen Dialog erlangen, der keine Bedingungen stellt, sowie durch die Sorge um die ganze Schöpfung Gottes. Dieses Bewusstsein ist zum Teil angeboren und muss zum anderen Teil erlernt werden.


Dialog zwischen Glaubensrichtungen und Kulturen
Ich erinnere mich daran, wie ich als Jugendlicher dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras begegnet bin. Er war ein außergewöhnlicher Leader, von ökumenischer Sensibilität, ein hochgewachsener Mann mit durchdringenden Augen und einem sehr langen Bart. Patriarch Athenagoras war berühmt, denn er lud die beiden Seiten, die sich in Schwierigkeiten befanden ein, sich zu treffen und gemeinsam ihren Konflikt zu lösen. Dazu sagte er ihnen: "Kommt, sehen wir uns in die Augen, und sehen wir, was wir uns zu sagen haben". Er hatte gut verstanden, dass der Friede etwas persönliches ist! Die Tatsache, dass einer den anderen mit Ehrlichkeit ansieht, mit dem Ziel sich zu verstehen und miteinander zusammenzuwirken, ist ein lebenswichtiges Konzept innerhalb jeglichen religiösen Dialogs, der die Absicht hegt, Toleranz und Frieden in der Welt zu schaffen. In den letzten Jahren waren wir alle Zeugen von konstruktiven und kreativen Veränderungen in der heutigen Gesellschaft, im Sinne einer stärkeren Öffnung und Integration gegenüber anderer Glaubensrichtungen und Minderheiten. Gleichzeitig erlebten wir Ereignisse von Ausschließung und Gewalt gegenüber Migranten und Flüchtlingen. Wenn wir wirklich Durst nach Frieden haben, müssen wir ganz bestimmt für den Frieden arbeiten. Deshalb verkündete das Heilige und Große Konzil der Orthodoxen Kirche in seiner Abschlusserklärung: "Ein ernsthafter interreligiöser Dialog verhilft auf bedeutende Weise zur Förderung von gegenseitigem Vertrauen, Frieden und Versöhnung". Ein wesentlicher Grund für ein Öffnung und für Dialog liegt letztlich darin, dass alle Menschen denselben Herausforderungen gegenüberstehen. Der Dialog führt also  Personen unterschiedlicher Herkunftskulturen dazu, aus der Isolierung herauszutreten, und er bereitet sie auf einen Austausch mit gegenseitigem Respekt und auf ein Zusammenleben vor. Freilich haben einige sehr starke - sozusagen fundamentalistische - Überzeugungen und würden eher ihr eigenes Leben aufopfern, als die eigene Meinung zu ändern. Andere leider würden geradezu daran gehen, unschuldigen Opfern das Leben zu nehmen, nur um seinen eigenen Standpunkt zu verteidigen. Aus diesem Grund sind wir dazu verpflichtet, mit größerer Aufmerksamkeit einander zuzuhören, sich "gegenseitig anzuschauen" mit Liebe und Mitgefühl, sich tiefer in "die Augen" zu schauen. In der Tat sind wir einander näher, als dass wir einander fern oder gleichgültig sind.
Wir sind freilich nicht so "naiv", dass wir sagen würden, der Dialog könne frei von Risiken und Kosten geschehen. Die Tatsache, dass man mit einer anderen Person in Beziehung tritt, die einer anderen Kultur oder einem anderen Glauben angehört, bringt die Unsicherheit über das Endergebnis mit sich. Dennoch: Wenn wir davon überzeugt sind, dass Dialog möglich ist, dann entsteht etwas Heiliges. Wenn wir gewillt sind, den anderen zu umarmen, abseits von Vorurteilen und jeglicher Angst, so erobert uns die Realität von etwas oder von Jemandem, das über uns hinausgeht. Und dann stellen wir fest, welch Nutzen der Dialog bringt, der bei weitem die Gefahren übersteigt.


Kultur und Umwelt
Wiederholt haben wir die Vorstellung hervorgehoben, die Welt wäre unser Haus (oikos), sowie Konzepte in Bezug auf Wirtschaft (oikonomia) und Ökologie (oikologia) besprochen. "Ökologie" bedeutet die Sorge um unser gemeinsames Haus, während "Ökonomie" seine Verwaltung betrifft. Gerade deshalb legt das Ökumenische Patriarchat besonderes Augenmerk - in seiner Aufmerksamkeit und in seinem Dienst - auf den Schutz der Natur. Dieser Planet ist tatsächlich unsere Wohnung, aber auch das Haus aller, so wie es auch Wohnung für jedes Tiergeschöpf ist und jeglichen Lebens, das von Gott stammt. Außerdem ist es das Haus der jungen Generationen, eingeschlossen derjenigen, die noch geboren werden. Unsere Wirtschaft wächst leider auf eine solche Weise, bis sie den Punkt erreicht, der die Fähigkeit zur Erhaltung unseres Planeten übersteigt.
Es steht nicht nur unsere Fähigkeit gefährdet nachhaltig zu leben, sondern auch unser Überleben sowie das Überleben des Planeten stehen auf dem Spiel. Wie wir also bereits bemerkt haben, ist der Friede nicht nur etwas persönliches, sondern auch "Ökologie", d.h. er betrifft und berührt jeden Aspekt und jedes Detail unseres Lebens und unserer Welt. Diese Wirklichkeit wurde uns eindringlich dieser Tage in Erinnerung gebracht, als wir die Stadt Amatrice in Trümmern sahen.
Die orthodoxe Theologie geht einen Schritt weiter und sagt, dass jedes menschliche Tun eine unauslöschbare Spur bei den Armen der Erde hinterlässt. Die Art und Weise, wie sich der Mensch angesichts der Schöpfung verhält, bringt direkte Konsequenzen für andere Personen. Tatsächlich werden die von den Auswirkungen der globalen Erwärmung am meisten Betroffenen jene sein, die sich das Erleiden der Folgen am wenigsten leisten können.
Außerdem steht das Problem der Umweltverschmutzung direkt mit dem Problem der Armut in Verbindung. Am Ende wird jede "ökologische" Aktivität dahingehend bemessen und beurteilt werden, welche Konsequenzen sie auf das Leben der Armen haben wird (wie wir es im Matthäusevangelium im Kapitel 25 lesen). Hier möchte ich die Enzyklika des Heiligen und Großen Konzils lesen: "Der Zugang zum ökologischen Problem auf Grundlage der Prinzipien der christlichen Tradition erfordert nicht nur die Reue über die Sünde der Ausbeutung natürlicher Ressourcen des Planeten - somit eine radikale Veränderung in der Mentalität und im Verhalten - sondern auch die Askese als Gegenmittel angesichts von Konsumismus, Verherrlichung der eigenen Bedürfnisse und Anhäufen von Gütern".


Die Kultur und der Friede
    Vor Jahrhunderten erklärte ein christlicher Mystiker: "Erlange den Frieden in dir und Tausende um dich herum werden den Frieden finden". Auf gewisse Weise beginnt der Dialog für den Frieden in uns. Dies wiederum impliziert eine religiöse Dimension, die nie von einem aufrichtigen Frieden getrennt werden darf, sei es auf lokaler als auch auf globaler Ebene. Als religiöse und geistliche Führer müssen wir die Menschen stets an die Verantwortung und die Verpflichtung erinnern, den Frieden durch den Dialog zu suchen.
Damit es aber gelingen kann, zu Dialog und Frieden zu gelangen, ist eine völlige Aufhebung all dessen nötig, was für die Welt als Norm zählt. Eine Veränderung der Werte, die tief in unserem Herzen und unserer Gesellschaft verwurzelt sind, ist nötig. Die Verwandlung in spiritueller Hinsicht ist unsere einzige Hoffnung, um die Spirale von Gewalt und Ungerechtigkeit zu unterbbrechen, da Krieg und Frieden essentiell in menschlicher Entscheidung liegen.
Dies bedeuetet, dass das Aufbauen von Frieden, eine Frage der Entscheidung und individueller und institutioneller Veränderung ist. Es beginnt in unserem Inneren und strahlt nach außen aus, zunächst auf lokaler Ebene und sodann auf globaler. Der Friede erfordert jedoch eine Art innerliche Bekehrung (metanoia) - eine Veränderung in Politik und Praxis. Den Frieden aufzubauen verlangt Einsatz, Mut und Opferbereitschaft. Es erfordert den Willen, Menschen des Dialogs zu werden und es erfordert eine Kultur der Veränderung.
Es ist somit von großer Wichtigkeit, dass Gemeinschaften der Liebe und Solidarität, wie heute Sant´Egidio, religiöse und politische Führer versammeln sowie zivile Persönlichkeiten und Vertreter der Gesellschaft, auf dass sie Gedanken austauschen und zusammenwirken, um Antworten zu finden für eine Welt, die "Durst nach Frieden" hat. Was könnte angemessener sein für die drei großen christlichen Kirchen (Katholiken, Orthodoxe, Protestanten) sowie für die drei abrahamitischen Glaubensgemeinschaften (Judentum, Christentum, Islam), als gemeinsam für das selbe Ziel einzutreten und zusammenzusarbeiten: die Leiden aller Menschen lindern und den Dialog für den Frieden zu führen?

Conclusio
    Liebe Freunde, wir versuchten, für euch die tiefen und wichtigen Dimensionen des Friedens zu skizzieren: die persönliche, die ökologische und die kulturelle Dimension. Die Akzeptanz Gemeinschaften oder Kulturen zu sein, die den religiösen Dialog führen, das ökologische Bewusstsein und das friedvolle Zusammleben liegen immer in der Entscheidung darüber, in welcher Beziehung wir mit den anderen, der Umwelt und der Welt stehen möchten.
Weiters wollten wir hervorheben, dass der Friede ein gemeinsames Ziel ist, eine kollektive Unternehmung. Der Friede muss eine ökumenische Antwort auf eine ökumenische Verantwortung sein. Wir können den Frieden und den Schutz unseren Planeten nur erhalten durch die Kultur des Dialogs.
Die einzige Frage, zu der wir aufgerufen sind zu antworten, lautet: "Möchtest du gesund werden?" (Joh 5,6). Wenn wir es nicht wollen, werden wir unbeweglich bleiben und unfähig eine Antwort zu geben angesichts des lähmenden Leidens rund um uns. Wenn wir es aber wollen, so wurde uns versichert, dass der kleinste Same des Friedens eine unermessliche Wirkung auf die Welt haben wird. Dies ist das Himmelreich! (Mt. 13,13-32).
Der Segen Gottes sei mit euch allen!



 

#peaceispossible #thirstforpeace
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