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Auferstehungsliturgie 2010


 
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Erste Lesung

Die Apostelgeschichte 10,34.37-43

Da begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, daß Gott nicht auf die Person sieht,
Ihr wißt, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat:
wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.
Und wir sind Zeugen für alles, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie an den Pfahl gehängt und getötet.
Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und hat ihn erscheinen lassen,
zwar nicht dem ganzen Volk, wohl aber den von Gott vorherbestimmten Zeugen: uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben.
Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen: Das ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten.
Von ihm bezeugen alle Propheten, daß jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen die Vergebung der Sünden empfängt.
 

Antwortpsalm

 

 

Psalm 118

Halleluja, der Herr hat uns befreit. Halleluja, Halleluja

Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig. So soll Israel sagen: Denn seine Huld währt ewig.

So soll das Haus Aaron sagen: Denn seine Huld währt ewig.

So sollen alle sagen, die den Herrn fürchten und ehren: Denn seine Huld währt ewig.

In der Bedrängnis rief ich zum Herrn; der Herr hat mich erhört und mich frei gemacht.

Der Herr ist bei mir, ich fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun?

Der Herr ist bei mir, er ist mein Helfer; ich aber schaue auf meine Hasser herab.

Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Menschen zu bauen.

Besser, sich zu bergen beim Herrn, als auf Fürsten zu bauen.

Alle Völker umringen mich; ich wehre sie ab im Namen des Herrn.

Sie umringen, ja, sie umringen mich; ich wehre sie ab im Namen des Herrn.

Sie umschwirren mich wie Bienen,
wie ein Strohfeuer verlöschen sie; ich wehre sie ab im Namen des Herrn.

Sie stießen mich hart, sie wollten mich stürzen; der Herr aber hat mir geholfen.

Meine Stärke und mein Lied ist der Herr; er ist für mich zum Retter geworden.

Frohlocken und Jubel erschallt in den Zelten der Gerechten: «Die Rechte des Herrn wirkt mit Macht!

Die Rechte des Herrn ist erhoben, die Rechte des Herrn wirkt mit Macht!»

Ich werde nicht sterben, sondern leben, um die Taten des Herrn zu verkünden.

Der Herr hat mich hart gezüchtigt, doch er hat mich nicht dem Tod übergeben.

Öffnet mir die Tore zur Gerechtigkeit, damit ich eintrete, um dem Herrn zu danken.

Das ist das Tor zum Herrn, nur Gerechte treten hier ein.

Ich danke dir, daß du mich erhört hast; du bist für mich zum Retter geworden.

Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden.

Das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder.

Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und uns an ihm freuen.

Ach, Herr, bring doch Hilfe! Ach, Herr, gib doch Gelingen!

Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn.
Wir segnen euch, vom Haus des Herrn her.

Gott, der Herr, erleuchte uns. Mit Zweigen in den Händen
schließt euch zusammen zum Reigen, bis zu den Hörnern des Altars!

Du bist mein Gott, dir will ich danken; mein Gott, dich will ich rühmen.

Dank't dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.

Zweite Lesung

Der Brief an die Kolosser 3,1-4

Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.
Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!
Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.
Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
 

Lesung des Evangeliums

Das Evangelium nach Johannes 20,1-9

Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, daß der Stein vom Grab weggenommen war.
Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;
sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab.
Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.
Denn sie wußten noch nicht aus der Schrift, daß er von den Toten auferstehen mußte.
 

Homelie

 

Wir sind beim Osterfest angekommen, nachdem wir Jesus in seinen letzten Lebenstagen gefolgt waren. Am vergangenen Sonntag hatten wir freudig mit den Olivenzweigen gewunken, um Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem zu empfangen. Wir sind ihm auch in den letzten drei Tagen gefolgt. Im Abendmahlssaal hat er uns empfangen mit einem verzehrenden Wunsch nach Freundschaft, der so groß war, dass er sich erniedrigte, um uns die Füße zu waschen und sich uns als gebrochenes Brot und vergossener Wein zu schenken. Dann wollte er uns am Ölberg bei sich haben, als die Traurigkeit und die Angst sein Herz so sehr bedrückten, dass er Blut schwitzte. Das Bedürfnis nach Freundschaft, das sich noch verstärkt hatte, wurde nicht verstanden. Zuerst schliefen seine drei Freunde ein, dann verließen sie ihn zusammen mit allen anderen. Am Tag danach fanden wir ihn am Kreuz, allein und verlassen. Die Soldaten hatten ihn seines Obergewands entledigt. In Wirklichkeit hatte er sich selbst schon seines Lebens entledigt. Er gab sich selbst wahrhaftig ganz für unsere Rettung hin. Der Sabbat war traurig. Es ist ein leerer Tag auch für uns. Jesus befand sich hinter diesem schweren Stein. Und doch gab er – auch wenn er ohne Leben war – weiterhin gleichsam sein Leben hin. „Er stieg hinab in das Reich der Toten“, das heißt an den tiefstmöglichen Punkt. Er wollte seine Solidarität mit den Menschen bis an die äußerste Grenze bringen.

Das Osterevangelium beginnt direkt an diesem äußersten Ende, der tiefen Nacht. Der Evangelist Johannes schreibt, dass sich Maria von Magdala zum Grab begab, „als es noch dunkel war.“ Es war draußen dunkel, aber vor allem war es im Herzen dieser Frau dunkel wie auch im Herzen aller, die diesen Propheten liebten, der „alles gut gemacht“ hat. Es war das Dunkel über den Verlust des Einzigen, der Maria verstanden hatte. Er hatte ihr nicht nur Dinge gesagt, die sie im Herzen hatte, er hatte sie vor allem von dem befreit, was sie mehr als alles andere bedrückte; Lukas berichtet, dass sie von sieben Dämonen befreit worden war. Mit traurigem Herzen begab sich Maria zum Grab. Vielleicht erinnerte sie sich an die Tage vor dem Leiden, als sie ihm die Füße trocknete, nachdem sie sie ihm mit wertvollem Öl gesalbt hatte, und an die kurzen, aber intensiven Jahre, die sie mit dem Propheten verbracht hatte. Die Freundschaft mit Jesus ist immer faszinierend. Diesem Mann kann man in gewisser Hinsicht nicht aus der Ferne folgen, wie es Petrus in diesen Tagen tat. Es kommt der Moment der Rechtfertigung und damit der Moment der Entscheidung für eine endgültige Beziehung. Die Freundschaft Jesu ist dergestalt, dass man durch sie die anderen höher einschätzt als sich selbst: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13). Maria von Magdala erfährt dies persönlich an diesem Morgen, als es noch dunkel war. Ihr Freund ist tot, weil er sie und alle Jünger, auch Judas, liebte.

Sobald sie am Grab angekommen ist, sieht Maria, dass der Stein, der den Eingang verschlossen hatte und ebenso schwer war wie jeder Tod und jede Trennung, weggerollt worden war. Sie geht nicht hinein. Sie läuft sogleich zu Petrus und Johannes: „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen!“, ruft sie atemlos. Nicht einmal als Toten wollen sie ihn, denkt sie. Traurig fügt sie hinzu: „Wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.“ Marias Traurigkeit über den Verlust des Herrn, auch wenn es sich nur um seinen toten Leib handelt, ist eine Ohrfeige für uns, die wir gefühlskalt sind und Jesus auch als Lebenden oft vergessen. Heute ist diese Frau ein großes Beispiel für alle Gläubigen. Nur mit ihren Gefühlen im Herzen kann man dem auferstandenen Herrn begegnen.

Mit ihrer Verzweiflung bringt sie Petrus und den anderen Jünger, den Jesus liebte, in Bewegung. Auch sie laufen sofort zum leeren Grab, nachdem sie während seines Leidens miteinander begonnen hatten, dem Herrn zu folgen, wenn auch nur aus der Ferne (Joh 18,15–16). Jetzt liefen sie „beide zusammen“, um ihm nicht fern zu bleiben. Dieses Laufen ist Ausdruck der unruhigen Sehnsucht eines jeden Jüngers und jeder christlichen Gemeinschaft, die den Herrn sucht. Vielleicht müssen auch wir wieder anfangen zu laufen. Unsere Gangart ist zu langsam geworden. Vielleicht sind unsere Schritte durch die Liebe zu uns selbst, durch die Angst, ins Schwanken zu kommen und etwas von uns zu verlieren und durch die Furcht, unsere erstarrten Gewohnheiten aufzugeben, schwer geworden. Wir müssen versuchen, von Neuem zu laufen, den Abendmahlssaal mit den verschlossenen Türen zu verlassen und auf den Herrn zuzugehen. Ostern bedeutet auch Eile. Als Erster kommt der Jünger der Liebe beim Grab an: Die Liebe lässt schneller laufen. Aber auch der langsamere Schritt des Petrus führte den Apostel zum Eingang des Grabes. Beide treten ein. Petrus geht als Erster hinein und er entdeckt eine vollkommene Ordnung: Die Leinenbinden lagen an ihrem Platz, als ob sie vom Leib Jesu befreit worden wären und das Schweißtuch war „zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle“. Es gab kein Eingreifen und kein Entwenden. Jesus hatte sich wie von selbst befreit. Für ihn war es nicht nötig, die Leinenbinden zu lösen, wie es bei Lazarus getan hatte. Auch der andere Jünger trat ein und sah das gleiche Szenarium: „Er sah und glaubte“, merkt der Evangelist an. Sie befanden sich vor den Zeichen der Auferstehung und ließen sich im Herzen anrühren. Bis dahin wussten sie wirklich „noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste“, schreibt der Evangelist weiter. Oft ist unser Leben so: ein Leben ohne Auferstehung und ohne Ostern, resigniert vor den großen Schmerzen und Dramen der Menschen, eingeschlossen in die eigenen traurigen Gewohnheiten. Ostern ist gekommen, der schwere Stein wurde weggewälzt und das Grab ist geöffnet. Der Herr hat den Tod besiegt und lebt für immer. Wir können nicht mehr verschlossen bleiben, als ob uns das Evangelium der Auferstehung nicht verkündet worden wäre. Das Evangelium bedeutet Auferstehung, Wiedergeburt zu einem neuen Leben. Es muss auf den Dächern ausgerufen werden, es muss in die Herzen weitergegeben werden, damit sie sich für den Herrn öffnen. Dieses Ostern darf deshalb nicht umsonst vorübergehen. Es darf kein Ritus sein, der mehr oder weniger müde jedes Jahr auf gleiche Weise wiederholt wird. Ostern muss das Herz und das Leben eines jeden Jüngers und einer jeden christlichen Gemeinschaft verändern. Es geht darum, die Tore für den Auferstandenen weit aufzustoßen. Er kommt in unsere Mitte. In den nächsten Tagen werden wir von den Erscheinungen des Auferstandenen vor seinen Jüngern hören. Er legt den Hauch der Auferstehung in die Herzen, die Energie des Friedens, die Macht des Geistes, der erneuert. Der Apostel Paulus schreibt: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3). Unser Leben ist verbunden mit Jesus, dem Auferstandenen, und hat Anteil an seinem Sieg über den Tod und das Böse. Zusammen mit dem Auferstandenen wird die ganze Welt mit all ihren Erwartungen und Schmerzen in unser Herz eintreten, so wie er den Jüngern die Wunden zeigte, die sich noch an seinem Leib befanden, damit wir mit ihm zusammen an der Entstehung eines neuen Himmels und einer neuen Erde mitwirken können. Dort gibt es keine Trauer mehr, keine Tränen, keinen Tod und keine Traurigkeit, weil Gott alles in allen sein wird.



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