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Unterstützung der Gemeinschaft

  
1 Dezember 2014

Welt-AIDS-Tag - Sant'Egidio feiert mit den durch das DREAM-Programm gesund geborenen Kindern in Afrika

 
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Am Anfang stand der Traum, die vollständige AIDS-Therapie in Afrika einzuführen, was viele als utopisch ansahen. Heute nach über einem Jahrzehnt sagen wir voller Stolz, dass HIV auch in Afrika bekämpft und behandelt werden kann

Am 1. Dezember ist Welt-AIDS-Tag. Seit über 30 Jahren wird über diese Krankheit gesprochen, die eine der größten weltweiten Epidemien in der Geschichte ist und über 39 Millionen Todesopfer gefordert hat. Der Kampf gegen HIV war auch der größte kollektive Einsatz im Gesundheitswesen und hat einen einmaligen internationalen Konsens im Bereich des universalen Rechts auf unentgeltliche Behandlung geschaffen. Dieser Einsatz zeigt immer mehr Früchte, die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem vieler Länder haben.

1981 wurde ein stark erhöhter Konsum von Medikamenten wegen Pneumocystis-Pneumonie (eine seltene Infektionskrankheit bei Menschen mit schwer geschädigtem Immunsystem) in den Vereinigten Staaten registriert. Diese Immunschwäche breitete sich von den Vereinigten Staaten auf Europa aus. 1982 begann man, den Begriff AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) zu benutzen, doch die Krankheitsursache war noch unbekannt.

1983 identifizierten zwei Forschergruppen unter der Leitung von Robert Gallo und Luc Montagnier unabhängig voneinander das HI-Virus als Ursache für die erworbene Immunschwäche. Heute sind alle Details des Virus und seiner Verbreitung bekannt. Viele wirksame Medikamente wurden entwickelt, auch wenn die Krankheit noch nicht endgültig geheilt werden kann.

Im Verlauf der Jahre konnte die Krankheit durch Fortschritte in der Medikamentenforschung in Europa und den Vereinigten Staaten unter Kontrolle gebracht werden. Das Virus verbreitete sich stark im sub-saharischen Afrika, ohne dass die Fortschritte dort wirksam wurden. Anfang des neuen Jahrtausends war AIDS die wichtige Todesursache bei afrikanischen Erwachsenen. Das Virus dezimierte eine ganze Generation junger Erwachsener, schuf Millionen von Waisenkindern und bedrohte die schon schwache Entwicklung in sehr vielen Ländern. 2001 wird die internationale Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf das enorme Nord-Süd-Gefälle bei der Behandlung von AIDS gelenkt. Durch den Druck von Aktivisten, Vereinigungen und internationalen Organisationen wurde der Kampf gegen HIV intensiviert durch die Schaffung von Finanzierungsmöglichkeiten, die auch afrikanischen Kranken den Zugang zu Medikamenten erlaubten. DREAM stand in diesem Einsatz an vorderster Front.

Heute leben weltweit ca. 35 Millionen Infizierte. Die Zahl der Neuinfektionen ist um 38% zurückgegangen im Vergleich zu 2001 (von 3,4 auf 2,1 Millionen). 13,6 Millionen Patienten haben mittlerweile Zugang zur antiretroviralen Therapie.

Trotzdem ist die HIV-Epidemie weiter ein großes Problem vor allem in Afrika. Dort leben ca. 70% aller Patienten und zwar 24,7 Millionen Infizierte. Jährlich sterben ca. eine Million Menschen an der Krankheit.

Aus diesem Grund ist die HIV-Infektion heute eine Herausforderung, sowohl hinsichtlich der Entwicklung einer Behandlung, die die Infektion heilen kann, als auch im Hinblick auf die Kontrolle der Infektionen in Ländern mit begrenzten Ressourcen.

Die AIDS-Bekämpfung ist auch eine wichtige Gelegenheit, um neue Wege der Zusammenarbeit und der Investitionen im Bereich der globalen Gesundheit zu finden.

Prävention der Mutter-Kind-Übertragung von HIV

Eines der größten Dramen von HIV ist die Übertragung auf Kinder. Im vergangenen Jahr wurden 210.000 Kinder von den eigenen Müttern mit dem Virus infiziert. Die Neugeborenen können mit dem Virus während der Schwangerschaft, bei der Geburt und durch Stillen infiziert werden. Die Kinder mit angeborener HIV-Infektion haben eine sehr geringe Lebenserwartung. Das ist wirklich ein Drama, denn in Afrika kamen Jahre lang Hunderttausende Kinder mit angeborener HIV-Infektion zur Welt. Dadurch ist die Kindersterblichkeit in vielen afrikanischen Ländern drastisch angestiegen.

Seit den 90er Jahren kann die Mutter-Kind-Übertragung durch die Therapie für schwangere und stillende Frauen fast auf null reduziert werden. Das gelang in den westlichen Ländern, wo die vertikale HIV-Übertragung drastisch reduziert wurde.

In Subsahara-Afrika wurden dagegen zu lange vereinfachte Therapien mit geringen Kosten angewendet. Diese Protokolle waren nicht in der Lage, zufriedenstellende Ergebnisse in der Prävention zu erzielen; sie waren nur sehr billig. Dieser Ansatz hat sich als ineffizient erwiesen, sodass die WHO 2010 auch durch die Unterstützung des DREAM-Programms aktualisierte Leitlinien veröffentlichte. Damit wurden auch in Subsahara-Afrika wirksamere Medikamentenkombinationen für schwangere Frauen eingeführt und auf die heikle Stillphase ausgeweitet.

Das DREAM-Programm

Eines der größten Dramen von HIV ist die Übertragung auf Kinder. Im vergangenen Jahr wurden 210.000 Kinder von den eigenen Müttern mit dem Virus infiziert. Die Neugeborenen können mit dem Virus während der Schwangerschaft, bei der Geburt und durch Stillen infiziert werden. Die Kinder mit angeborener HIV-Infektion haben eine sehr geringe Lebenserwartung. Das ist wirklich ein Drama, denn in Afrika kamen Jahre lang Hunderttausende Kinder mit angeborener HIV-Infektion zur Welt. Dadurch ist die Kindersterblichkeit in vielen afrikanischen Ländern drastisch angestiegen.

Seit den 90er Jahren kann die Mutter-Kind-Übertragung durch die Therapie für schwangere und stillende Frauen fast auf null reduziert werden. Das gelang in den westlichen Ländern, wo die vertikale HIV-Übertragung drastisch reduziert wurde.

In Subsahara-Afrika wurden dagegen zu lange vereinfachte Therapien mit geringen Kosten angewendet. Diese Protokolle waren nicht in der Lage, zufriedenstellende Ergebnisse in der Prävention zu erzielen; sie waren nur sehr billig. Dieser Ansatz hat sich als ineffizient erwiesen, sodass die WHO 2010 auch durch die Unterstützung des DREAM-Programms aktualisierte Leitlinien veröffentlichte. Damit wurden auch in Subsahara-Afrika wirksamere Medikamentenkombinationen für schwangere Frauen eingeführt und auf die heikle Stillphase ausgeweitet.

Über 5000 professionelle Mitarbeiter im Gesundheitswesen wurden in den 12 Jahren des Programms geschult, 42 Behandlungszentren sowohl in Großstädten als auch auf dem Land eingerichtet, 20 biomolekulare Labors für die Diagnose und Analyse von Infektionen geschaffen.

Die Erfahrung von DREAM hat bewiesen, dass Investitionen für die AIDS-Behandlung enorme Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme haben. Personal wurde fortgebildet, neue Infrastruktur geschaffen, Dienstleistungen und Behandlungsmodelle eingeführt und schließlich eine Veränderung der internationalen und nationalen Leitlinien erreicht. All dies führte ein neues und in afrikanischen Verhältnissen umsetzbares organisatorisches Modell für die Behandlung ein.

Die Verbreitung der HIV-Behandlung hat zudem das Verständnis der Krankheit in Afrika vollständig verändert, und ein neues Bewusstsein für die Infektion als chronischer Krankheit geschaffen.

Wie sieht die Zukunft aus?

Mit den Jahren hat sich der Umgang mit HIV/AIDS verändert. Die Geschichte von AIDS hat nämlich Auswirkungen auf die Entwicklung globaler Handlungsstrategien gehabt. Der massive Ausbau von globalen Maßnahmen hat die HIV-Epidemie verändert und damit auch das weite Panorama des öffentlichen Gesundheitswesens, mit dem Beweis, dass das Recht auf Gesundheit auch in schwierigsten Umfeldern verwirklicht  werden kann. Die Strategie verfolgte die Absicht, Austausch und Zusammenarbeit mit wesentlichen Bereichen des öffentlichen Gesundheitswesens zu verbessern, sodass der Zustand der allgemeinen Gesundheit verbessert und die gesellschaftlichen Gesundheitssysteme für nachhaltiges Handeln gestärkt werden. Der Bereich HIV hat andere Bereiche beeinflusst und eine Politik gefördert, die über die Prioritäten des öffentlichen Gesundheitswesens nachdenkt. Was die HIV/AIDS-Bekämpfung betrifft, gab es substantielle und sozusagen außerordentliche Fortschritte in den vergangenen drei bis vier Jahren vor allem in Gegenden, in denen klare Ziele beim Ausbau von Einrichtungen umgesetzt wurden (u.a. zur Behandlung von HIV, Prävention der Mutter-Kind-Übertragung von HIV, Prävention und Behandlung von Tuberkulose und anderer Co-Infektionen).

Der Welt-AIDS-Tag möchte auf die bisher erzielten großen Fortschritte hinweisen und in die Zukunft blicken. DREAM hat bewiesen, dass es wirksame Behandlungsmodelle gibt. In den Gesundheitssystemen entstand eine neue Kultur der Gesundheit, die sich in Afrika ausbreitet.

Trotzdem gibt es noch viel zu tun, um die Pandemie zu besiegen und das Stigma für die kranken Personen zu beseitigen. Die HIV-positiven Kinder bilden eine große Schicht der Bevölkerung, die immer noch keinen Zugang zur Behandlung hat. Die Infektion ist mit Unterernährung und fehlender Hygiene verbunden, und führt zur hohen Kindersterblichkeit auf dem Kontinent.

Eine der Haupttodesursachen für Mütter in Afrika ist die HIV-Infektion, daran sterben 20-50% der Mütter in Ländern mit hoher Infektionsrate. DREAM hat wissenschaftlich bewiesen, dass die Therapie für die Mütter nicht nur dazu führt, dass das Kind gesund geboren wird, sondern auch dass die Sterblichkeit bei den Müttern um 70% reduziert wird. Heute erhalten in Afrika 54% der betroffenen Frauen die antiretrovirale Therapie. Es bleibt die Herausforderung, das Recht auf Behandlung auf alle Frauen auszuweiten. 

Heute gibt es in Afrika neue Herausforderungen für das Gesundheitswesen. Die längere Lebenserwartung in Afrika im Allgemeinen und auch bei den HIV-positiven Patienten stellt wichtige Anfragen an das allgemeine Gesundheitswesen. Es kommt häufiger zu chronischen Herzgefäßkrankheiten, zu Diabetes und zu Tumoren vor allem bei Frauen. Daher ist ein neues Nachdenken erforderlich. Die bewältigten großen Herausforderungen der vergangenen Jahre bei der HIV-Behandlung stellen heute eine Chance dar. Es ist nötig, das Feld zu erweitern und einen weiteren kulturellen Kampf zu führen mit dem Bemühen, lokales Personal auszubilden und allen eine Diagnose und eine Therapie zu ermöglichen.

Als das DREAM-Programm 2002 ins Leben gerufen wurde, wurde der Traum von einer vollständigen AIDS-Therapie in Afrika von vielen als Utopie angesehen, als ein ehrgeiziges aber unrealistisches Projekt. Heute nach über einem Jahrzehnt können wir mit gewissem Stolz sagen, dass auch durch den Einsatz von DREAM in Afrika mittlerweise als sicher gilt, dass HIV bekämpft und behandelt werden kann.

Am heutigen Tag denken wir zufrieden an die Vergangenheit und möchten die Gegenwart verstehen. Wir schauen in die Zukunft, um die neuen Herausforderungen, die AIDS an uns stellt, in den Blick zu nehmen.


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