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Unterstützung der Gemeinschaft

  
6 Marsch 2012 | ROM, ITALIEN

Humanitäre Katastrophe am Horn von Afrika

Sant'Egidio und Confagricoltura - die Zivilgesellschaft vergisst "die Krise der anderen" nicht und baut eine Zusammenarbeit für ein starkes Engagement im Bereich internationaler Solidarität auf

 
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Ein Blick jenseits der Krise

Warum ein Abkommen zur Hilfe für Kenia? Ist das sinnvoll in Krisenzeiten unseres Landes? Die Frage stand im Hintergrund der Vorstellung des Projektes am heutigen Vormittag, in dem die Gemeinschaft Sant'Egidio mit hoch qualifizierten und anerkannten Organisationen der Agrikultur vereint ist und das der Bevölkerung im Norden des Landes helfen möchte, die schon seit zwei Jahren Opfer einer schlimmen Nahrungsmittelkatastrophe ist. 

Marco Guidi, der Präsident von Confagricoltura, sagte: "In der Krise sind wir versucht, den Blick auf den Boden zu richten, doch es ist die Zeit, um nach vorn zu blicken und den Horizont zu erweitern. Rodolfo Garbellini, der Präsident von ADDA Onlus, einer "jungen" und erst vor sechs Jahren gegründeten Vereinigung von Pensionierten von Confagricoltura fügte hinzu: "Oft hat man ein verfälschtes Bild von Menschen aus der Landwirtschaft, als würden sie sich nur für ihre Dinge und ihr Land interessieren, doch das ist nicht der Fall. Auch ältere Menschen können sich für Dinge interessieren, die in der Welt geschehen". Auch Marco Impagliazzo, der Präsident der Gemeinschaft Sant'Egidio, sprach davon, dass "unsere Partner in Krisenzeiten die Solidarität nicht vergessen haben, das ist ein ermutigendes Zeichen, während Kenia eine wichtige Phase der Stabilisierung der Demokratie und seiner Institutionen durchlebt".

Eine wirkungsvolle Formel für das Engagement

Die Pressekonferenz fand im Friedenssaal der Gemeinschaft Sant'Egidio statt und wurde von Marco Impagliazzo eröffnet, indem er geographische und humanitäre Aspekte des großen Engagements erläuterte: "Obwohl sich die Presse nicht mehr um die humanitäre Notlage am Horn von Afrika sorgt, fordert sie weitere Opfer. Seit Sommer 2011 ist die Gemeinschaft in zwei Regionen Kenias im Zentrum und im Norden engagiert, die teilweise oder vollkommen ohne Hilfslieferung geblieben sind: East Pokot, das 300 km nördlich von Nairobi liegt, und der Distrikt North Samburu am Ostufer des Turkanasees über 800 km von der Hauptstadt entfernt. In diesen Gegenden leben ca. 50.000 Menschen, die überwiegend isoliert sind und von Landwirtschaft oder Viehzucht leben und stark von vorhandenen Wasservorräten abhängig sind. Durch unsere Hilfen konnten bisher über 100 Tonnen Lebensmittel verteilt werden". Impagliazzo beschrieb dann die besondere Bedeutung der Hilfen von Sant'Egidio: "Ich möchte betonen, dass unsere örtlichen Gemeinschaften an der Verteilung der Hilfsgüter beteiligt sind. Es sind überwiegend Jugendliche, die unentgeltlich und erehrenamtlich mithelfen und mit den betroffenen Menschen sprechen können, weil sie ihre Sprache kennen. Sie haben die Güter vor Ort eingekauft, sowie den Transport und eine engmaschige Verteilung organisiert. Dadurch konnten Vergeudung, Verluste und Verspätungen vermieden werden. Ein weiterer Aspekt ist die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche, besonders mit der Diözese Nakuru und den Consolatamissionen. Durch diesen Orden konnte zwei wichtige Projekte finanziert werden, ein Brunnen wurde gegraben für eine Bevölkerung von ca. 6.000 Personen und eine Grundschule für die Kinder von nomadisierenden Hirten wurde errichtet. 

 Eine Vereinbarung über die Notlage hinaus

 "Die Landwirtschaft sorgt sich um Nahrung und das Ackerland, also um Güter mit einer hohen ethischen Bedeutung", sagte Marco Guidi in seiner Rede. "Wir müssen ein ausgeglichenes Wachstum fördern. Dieses Protokoll über die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft Sant'Egidio für die kommenden drei Jahre ist von einer Vision getragen, die über die Notlage hinausgeht. Unser Ziel besteht darin, die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Ich denke an die Herausforderung, Landwirtschaft auf schwierigen Böden zu betreiben, wie beispielsweise auf den Salzböden um den Turkana-See, indem neue Kulturen eingesetzt werden.

Federico Vecchioni sprach für Agriventure, einem Zweig des Bündnisses San Paolo für Landwirtschaftsentwicklung, und für die Stiftung Arare, er sagte: "man muss eine Ackerbaukultur stärken, die nicht nur nach Produktivität strebt, sondern auch nach Lebensqualität und die Identität eines Volkes berücksichtigt. Heute besteht die sehr konkrete Gefahr, dass Formen von Neokolonialismus sich des Ackerlandes bemächtigen. Auch Marco Impagliazzo erwähnte, dass "die Bereitschaftserklärung dieser ‚Weggefährten' nicht nur in bereitgestellten Finanzmitteln besteht, sondern auch im Knowhow auf dem Gebiet der Landwirtschaft, um ein umfassendes Engagement auszuarbeiten und die technische Entwicklung der Landwirtschaft in diesen Regionen zu fördern".

Das Projekt umfasst 90.000 Euro und beinhaltet auch Ausbildungskurse vor Ort.

 Die Zivilgesellschaft wird mobilisiert

 Das Projekt bezieht die Zivilgesellschaft sowohl in Kenia als auch in Italien ein. Marco Impagliazzo erwähnte, dass "es neben dem großzügigen ehrenamtlichen Einsatz der Jugendlichen von Sant'Egidio in Kenia auch eine spontane Spendensammlung über Sms gab, die sich ‚Kenyans for Kenya' nennt. Seit Beginn der Hungerkatastrophe hat sie durch ein in ihrer Art einzigartiges und auf dem afrikanischen Kontinent unbekanntes Vorgehen beträchtliche Summen gesammelt". Impagliazzo sagte weiter: "Die italienische Antwort besteht in der Mobilisierung dieser großen Organisationen unserer Zivilgesellschaft, die ‚die Krisen der anderen' nicht vergessen und sich mit uns gemeinsam bemühen, internationale Hilfe zu leisten".

An diesem Vormittag hat man das Gesicht des "schönen Italiens" gesehen, das Landwirtschaftsexperten, Ehrenamtliche, Steuerzahler - durch den Einsatz des 5 pro Mille - Techniker, Rentner und andere vereint. Alle setzen sich gemeinsam für ein neues Afrika ein.

Garbellini sagte abschließend im Namen vieler alter Menschen, für die er spricht: "Wir suchten ein Arbeitsfeld, um unseren Wunsch nach Solidarität umzusetzen, und heute haben wir es gefunden: es ist Sant'Egidio".


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