Auf der von den "Freunden der Gemeinschaft Sant'Egidio" organisierten städtischen Tagung “Eine menschlichere Stadt: die Obdachlosen im Blick” (18. Oktober 2011) wurde von den teilnehmenden Gruppen der Zivilgesellschaft, der Institutionen, der russisch-orthodoxen Kirche und dem Sozialreferat der Stadt Moskau der Vorschlag gemacht, einen runden Tisch einzurichten, um über Maßnahmen für Obdachlose zu beraten. Dies wurde jetzt von verschiedenen Organisationen unter Beteiligung der Gemeinschaft Sant'Egidio umgesetzt.
Dieses Beratungsgremium hat keine Vorgänger in der Geschichte der Stadt. Es wird den Institutionen helfen, neue Betreuungsprogramme für viele Menschen auf den Straßen der russischen Hauptstadt zu entwerfen und umzusetzen.
Das Problem der Obdachlosen in Moskau und allgemein in Russland ist dramatisch. Obwohl die offizielle Statistik von ca. 7.000 Obdachlosen allein in der Hauptstadt sprechen, nehmen die in diesem Bereich tätigen Organisationen an, dass die wirkliche Zahl viel höher liegt. Manche behaupten, dass es sogar 100.000 Personen sind. Dieses unsichtbare Volk lebt in den Bahnhöfen der Stadt, in Unterführungen, verlassenen Industrieanlagen oder am Stadtrand. Es sind Junge und Alte, vor allem Männer, aber auch alte und behinderte Frauen. Sie müssen sich täglich mit den Problemen einer Stadt auseinandersetzen, die wenig bereit ist, sie aufzunehmen. Im Winter leider sie unter der Kälte, viele von ihnen erfrieren.
Die "Freunde der Gemeinschaft Sant'Egidio" haben 2002 begonnen, Obdachlose an den Orten zu besuchen, wo sie leben, insbesondere an den Bahnhöfen. Sie verteilen warme Mahlzeiten, Kleidung, Decken und werden vor allen Dingen ihre Freude. Denn die Freundschaft ist der Schlüssel für das Verstehen in diesem Dienst mit dem Titel "Freunde auf der Straße".
Mit der Zeit sind schöne Freundschaften zwischen Moskauer Jugendlichen und Obdachlosen entstanden, wie mit Natasha, einer jungen Frau aus Weißrussland, die viele Jahre eine Freundin der Gemeinschaft war und an den Weihnachtsmählern und den Sommerfreizeiten teilnahm. Vor wenigen Wochen ist Natasha an einer Krankheit gestorben. Durch den Einsatz der "Freunde der Gemeinschaft Sant'Egidio" wurde für sie in einer orthodoxen Pfarrei ein Requiem organisiert. Das ist sehr selten, weil Obdachlose normalerweise durch die Kommune in einem Massengrab bestattet werden ohne religiöse Feier.
Für Natasha und die anderen Obdachlosen, die in diesem Winter gestorben sind, fand am 3. März wie jedes Jahr ein Gedenkgebet in der Kirche der Heiligen Kosmas und Damian satt. Es ist schon eine Tradition für die vielen Armen und die Freunde der Armen, die vor einigen Jahren begonnen wurde, als 2006 mit Lilia eine der ersten Freundinnen starb, die die "Freunde der Gemeinschaft Sant'Egidio" auf der Straße kennengelernt hatten. Dieser Tod hat eine offene Wunder hinterlassen und die Freunde der Gemeinschaft angespornt, um noch mehr für die Armen der Stadt zu arbeiten.
Heute genießen die "Freunde der Gemeinschaft Sant'Egidio" in Moskau eine große Anerkennung im Bereich der Begleitung von Obdachlosen. Die örtlichen Medien sind immer mehr von der Menschlichkeit und Originalität beeindruckt, die kennzeichnend sind für ihren Dienst. |