ur Eröffnung des Friedenstreffens von Assisi hat Patriarch Bartholomaios I. einen eindringlichen Appell zur Zusammenarbeit an die Glaubensgemeinschaften gerichtet. Alle stünden vor den gleichen Herausforderungen, betonte er.
Es müsse eine "ökumenische Antwort auf die ökumenische Verantwortung" geben. "Nur mit einer Kultur des Dialogs können wir Frieden erhalten und unseren Planeten bewahren", sagte das Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche am Sonntag vor Vertretern der Religionen und Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella.
Bis Dienstag beraten in der mittelitalienischen Kleinstadt rund 500 religiöse Oberhäupter, Politiker, Aktivisten und Intellektuelle über Auswege aus globalen Konflikten. Zur Schlusskundgebung am Dienstag wird auch Papst Franziskus erwartet.
Dialog nicht ohne Risiken
Bartholomaios I. sagte weiter, Dialog gebe es nicht ohne Risiken und Kosten; aber in der Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, werde "etwas oder jemand Größeres" leitend. Auf dem Spiel stehe "unser eigenes Überleben wie das Überleben unseres Planeten", so der Patriarch. Die globale Wirtschaft wachse über die Kapazitäten der Erde hinaus; die Folgen der Erderwärmung träfen vor allem jene, die über die geringsten finanziellen Ressourcen verfügten. Dies verlange eine "radikale Umkehr im Denken und Verhalten, aber auch Askese als Gegenmittel zu Konsumismus".
Eine "Wandlung im spirituellen Sinn" sei auch die "einzige Hoffnung, den Kreislauf von Gewalt und Ungerechtigkeit zu durchbrechen", sagte Bartholomaios I. "Krieg und Frieden sind im Letzten menschliche Entscheidungen." Der Patriarch mahnte einen Wandel in Politik und konkretem Handeln an. "Frieden zu schaffen, verlangt Selbstverpflichtung, Mut und Opfer. Es verlangt die Bereitschaft, Menschen des Dialogs und einer Kultur des Wandels zu werden."
Sant'Egidio-Gründer gegen "religiösen Totalitarismus"
Andrea Riccardi, Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, die das Treffen ausrichtet, wandte sich gegen einen "religiösen Totalitarismus", der in Gewalt und Terrorismus münde. In den 30 Jahren seit dem ersten Friedenstreffen in Assisi sei zwischen den Glaubensgemeinschaften das Bewusstsein einer Verbundenheit gewachsen, das der "sklavischen Unterwerfung der Religion unter Krieg und Terrorismus" widerstehe, so Riccardi. Es brauche "das Gebet aller, ohne dass jemand auf die eigene Identität verzichtet".
Am Montag und Dienstag werden in Einzelpodien in Assisi unterschiedliche Aspekte globaler Konflikte erörtert. Am Dienstagnachmittag kommen die Glaubensgemeinschaften zu getrennten Friedensgebeten nach ihrer je eigenen Tradition zusammen. Anschließend wollen sie eine gemeinsame Botschaft an die Welt richten.