Eine Suppe mit Grießnockerl oder Leberknödel, ein Rinderbraten mit Blaukraut und Knödel und zum Dessert rote Grütze mit Vanillesauce - mit diesem festlichen Mahl verwöhnte die Gemeinschaft Sant'Egidio in der Posthalle am ersten Weihnachtstag 1200 geladene Gäste. Es war das traditionelle Weihnachtsessen für Migranten und Flüchtlinge von Sant'Egidio, aber auch für all diejenigen, die schon lange die kostenlose wöchentliche Mahlzeit in der Stadtmensa der Gemeinschaft genießen. Und es war auch für all diejenigen, die Weihnachten sonst allein hätten verbringen müssen.
Menschen die sonst alleingewesen wären waren nicht nur unter den Gästen zu finden, sondern auch unter den 350 Helfern. 100 von ihnen waren das erste Mal mit dabei. Wie Agathe Böhm, die für die Essensausgabe mit zuständig war. „Ich habe den Suchaufruf in der Main Post gelesen, und weil ich seit diesem Jahr Witwe bin, habe ich Zeit. Und ich wollte auch nicht allein sein, aber helfen“, sagt sie.
Große Vorfreude
Rita Pabst, ebenfalls allein, ist schon seit fünf Jahren dabei, „es macht mir immer noch viel Spaß und viel Freude, und diese Freude kommt von den Gästen zurück“. Die freuen sich schon seit Monaten auf dieses Essen, sagt Susanne Bühl, Organisatorin des Essens. „Die ersten fragen schon im August, wann denn die Einladung kommt“, sagt sie lächelnd.
Wie überhaupt die Helfer dem Stress trotzen und mit einem Lächeln und freundlichen Worten ihre Gäste begrüßen und begleiten. Damit aus dem Essen auch ein richtiges Festmahl werden kann, stehen viele der 350 Helfer am Eingangsbereich bereit, um die Gäste an ihre Tische zu begleiten. „Dieses Essen hier“, sagt Marion Bhalla, Helferin aus Indien, „ist einfach eine Sache mit Herz“.
Zum ersten Mal steht auch Karl Peschke (86) auf der Einladungsliste. „Ich bin schon lange ein Freund von Sant'Egidio, jetzt wollte ich auch mal zu diesem Essen“, sagt er und ist völlig überrascht, wie viele Menschen in der Posthalle sind. Wenn die Gesundheit mitspielt, will er auch nächstes Jahr wieder dabei sein. Für Karl-Heinz Pleinert hingegen ist es das letzte Mal, dass er in dieser Gemeinschaft Weihnachten feiert.
Seine Bekannte aus dem Ruhrgebiet hatte in Würzburg keine Wohnung gefunden, „deshalb sucht sie jetzt für mich in Gelsenkirchen eine Wohnung, damit ich dorthin ziehen kann“, sagt er. Er werde diese Gemeinschaft, die er seit vielen Jahren schätzt, wohl vermissen.
Gespannte Erwartung
Zwischenzeitlich füllt sich die Posthalle mehr und mehr, und obwohl so viele Menschen allen Alters, Geschlechts und ungezählter Nationen anwesend sind, herrscht eine ruhige Atmosphäre. Sie ist geprägt von gespannter Erwartung, die die Kinder durch Toben in der Spielecke abbauen und die Eltern durch viele Gespräche mit den Tischnachbarn. Auf der Bühne spielt eine internationale Band und die Schwestern Nayiry und Alic Asslanian (19 und 23 Jahre) aus Syrien singen. Die beiden sind erst seit acht Monaten in Deutschland, überzeugen aber durch ihre guten Deutschkenntnisse und ihre glockenklaren Stimmen.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt richtete ebenso wie Erzbischof Paul Bakyenga von der Diözese Mbarara in Uganda, der in Würzburg einen ugandischen Priester besucht, einige Grußworte an die Gäste. Auch Weihbischof Ulrich Boom war gekommen, ebenso wie der frühere, inzwischen emeritierte Bischof Friedhelm Hofmann. Nach dem festlichen Drei-Gänge-Menü erhielten die Besucher noch ihre persönlichen Geschenke, verteilt von den Geschenke-Engeln von Sant'Egidio.