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29 Dezember 2009

PAPST SPEIST MIT ARMEN

Die Bilder vom Sturz Benedikts XVI. überschatteten die Weihnachtstage in Rom

 
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Mit dem Besuch in einer sozialen Einrichtung der Gemeinschaft SantEgidio im römischen Stadtviertel Trastevere sind für Benedikt XVI. am Sonntag in Rom ruhige Weihnachtstage zu Ende gegangen.

Überschattet wurde das diesjährige Fest allerdings von dem Sturz des Papstes zu Beginn der Mitternachtsmette am vergangenen Donnerstag – ein Vorfall, der eine zunächst nicht abreißende Diskussion über die Sicherheit im Vatikan und der Person des Papstes auslöste. Mangels anderer Nachrichten strahlte das Fernsehen die Bilder von der 25-jährigen Susanna Maiolo immer wieder aus, die beim Einzug des Papstes in den Petersdom die Absperrung übersprungen und in dem anschließenden Handgemenge mit dem Chef der vatikanischen Gendamerie den Papst zu Boden gerissen hatte. Auch der 87 Jahre alte Kurienkardinal Roger Etchegaray kam zu Fall und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. In den folgenden Tagen war Benedikt XVI. die glimpflich abgelaufene Attacke nicht weiter anzumerken.

Auch sein Sprecher versuchte abzuwiegeln. Es sei offensichtlich, so Pater Federico Lombardi SJ, dass die Frau, die sowohl die italienische als auch die schweizerische Staatsanghörigkeit besitzt, geistig verwirrt sei. Schärfere Sicherheitsmaßnahmen seien schwierig, meinte Lombardi weiter. Man könne den Papst nicht hundertprozentig abschirmen, ohne eine Trennmauer zwischen dem Pontifex und seinen Gläubigen aufzurichten. Das sei jedoch undenkbar.

Tausende von Menschen standen dann an der etwa zwei Kilometer langen Strecke, die der Papst schließlich am Sonntagmittag in seiner gepanzerten Limousine vom Vatikan nach Trastevere zurücklegte. Am Eingang der Sozialstation erwartete ihn Andrea Riccardi, der Gründer von SantEgidio, zusammen mit einem römischen Weihbischof sowie einem Senegalesen und einer Roma. Strahlend ging Benedikt XVI. bei seiner Ankunft an die Absperrungen und grüßte die Wartenden. Mit etwa zweihundert bedürftigen Menschen nahm Benedikt XVI. sodann eine Mahlzeit ein. An seinem Tisch saßen zwölf Gäste, neben Riccardi eine vierköpfige Roma-Familie, ein Flüchtling aus Afghanistan, ein neunzigjähriger römischer Witwer und ein 25 Jahre alter Mann im Rollstuhl.

In seiner Ansprache nach dem Mittagessen lobte der Papst die Arbeit von SantEgidio. Allen Anwesenden versicherte der Papst seine Nähe und seinen geistlichen Beistand. „Während des Mittagessens“, so der Papst, „habe ich einige Eurer Geschichten gehört, die zugleich schmerzlich und voller Menschlichkeit sind. Geschichten von Alten, Migranten, Obdachlosen, Zigeunern, Behinderten und Menschen mit finanziellen oder anderen Schwierigkeiten – alle auf die eine oder andere Art durch das Leben gezeichnet. Ich bin hier unter Euch, um Euch zu sagen, dass ich Euch nah bin und Euch lieb habe, dass ich an Euch und Eure Probleme denke, ja dass sie mitten im Herzen der Gemeinschaft der Gläubigen sind.“ Für die anwesenden Kinder hatte Benedikt XVI. Geschenke vorbereiten lassen und teilte sie an diese aus.

Am Sonntag kam dann auch die Nachricht, dass man Kardinal Etchegaray in der römischen Gemelli-Klinik ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt habe. Und der Präsident des Vatikan-Gerichts, Giuseppe Dalla Torre, meldete sich zu Wort. Von Bedeutung sei, dass die Frau, die den Papst angegriffen hatte, nicht bewaffnet gewesen sei, sagte er einer italienischen Tageszeitung. Sollte sich herausstellen, dass Maiolo zum Zeitpunkt der Tat unzurechnungsfähig war, könne sie keinem vatikanischen Strafverfahren unterzogen werden. In diesem Fall wäre eine Therapie angezeigt.

Doch inzwischen hatte sich herausgestellt, dass die Frau bereits vor einem Jahr bei der gleichen Gelegenheit an fast der gleichen Stelle und mit der gleichen roten Jacke zum Papst vorzudringen versucht hatte – was die Debatte über die Sicherheit des Papstes nun nochmals verschärfte. Karten zur Teilnahme an Gottesdiensten und Audienzen mit dem Papst gibt die Präfektur des Päpstlichen Hauses auch über Ordensgemeinschaften und religiöse Institutionen aus, so dass man im Vatikan keine Kontrolle über die teilnehmenden Personen hat. So froh man darüber ist, dass Benedikt XVI. den Vorfall offensichtlich ohne Folgen überstanden hat, so betroffen ist man doch in den Kreisen der Schweizer Garde und der vatikanischen Gendamerie, der beiden Sicherheitsdienste auf dem Gebiet des Vatikans. Dass der Papst zu Boden geht, ist ein Missgeschick, das in jedem Fall zu verhindern ist.

Am Sonntagabend stellte sich dann rund um den Vatikan wieder weihnachtlicher Alltag ein. Der Regen während der Festtage hatte aufgehört und in Scharen strömten die Römer zur Krippe mit den lebensgroßen Figuren direkt am Obelisken auf dem Petersplatz. Über dem Platz die beiden erleuchteten Fenster des Papstes, für den die Mitternachtsmette am Heiligen Abend ein böser Augenblick hätte werden können.


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