change language
you are in: home - press review newslettercontact uslink

Support the Community

  
November 16 2008

Frieden für Zypern?

 
printable version

Ein Kardinal der römisch-katholischen Kirche am Altar, um ihn römisch-katholische Geistliche aus allen Kontinenten, dazu Priester und Bischöfe aus den mit Rom verbundenen („unierten") Kirchen Mittel- und Osteuropas, auf den Ehrenplätzen orthodoxe Geistliche, Menschen aus allen Kontinenten und christlichen Konfessionen auch im überfüllten Kirchenschiff und auf den Stühlen draußen, im Eingang der Kirche hält ein Imam aus Iran das denkwürdige Ereignis dezent mit seiner Kamera fest: „Der größte katholische Gottesdienst seit der Zeit, als der Apostel Paulus auf seinen Reisen Zypern besuchte", scherzt der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff.

Längst ist die warme Novembersonne über Nikosia untergegangen, das Licht der Straßenlaternen taucht die Szenerie in ein mildes Licht: Häuser, fensterlos und seit Jahrzehnten verlassen, von Schießscharten durchlöcherte Mauern, Hinterhöfe, in denen kräftige Bäume wachsen, über dem Eingang eines halb verfallenen Bürogebäudes blau auf weißem Grund das Friedenssymbol der Vereinten Nationen. Mitten durch die zyprische Hauptstadt verläuft eine der Berliner Mauer ähnliche Grenze, und das zwanzig Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Freilich trennen die türkischsprachigen Bewohner im Norden und die griechischen Zyprioten im Süden nicht die politischen Ideologien des 20. Jahrhunderts. Der Nationalismus, die ebenso mächtige Ideologie des längst überwunden geglaubten 19. Jahrhunderts, ist auf Zypern nie verschwunden. Denn hier hatten sie bis heute mächtige Verbündete: die orthodoxe Kirche und die laizistische Türkei. So verläuft mitten durch Nikosia nicht nur die mit Stacheldraht gesicherte Demarkationslinie zwischen der Republik Zypern und der von der Türkei besetzten, völkerrechtlich nicht anerkannten Republik Nordzypern. Mehr denn je ist die geteilte Insel im östlichen Mittelmehr das Sinnbild des jahrtausendealten Antagonismus von Christentum und Islam.

Und mittendrin, fast auf der Grenze, die katholische Heilig-Kreuz-Kirche, in der am Samstag abend jener denkwürdige Gottesdienst stattfand. Zusammen mit einer feierlichen orthodoxen Liturgie an diesem Sonntag morgen bildete er den Auftakt des alljährlichen Friedenstreffens der in Rom ansässigen katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio. 1986 hatte die damals noch junge, von Laien geführte Gemeinschaft beschlossen, das von Papst Johannes Paul II. in Assisi veranstaltete Friedensgebet der Religionen zu ihrer Sache zu machen. Mittlerweile ist Sant' Edigio selbst vierzig Jahre alt, auch die Friedenstreffen sind zu einer Institution geworden: einer Art „Davos" für Religionsführer, Politiker und Wissenschaftler, freilich nicht in der Abgeschiedenheit der Schweizer Alpen, sondern inmitten der konfliktreichen Wirklichkeit der Welt und mit Beteiligung der Mitglieder und Freunde von Sant'Egidio aus nah und fern.

Vier Tage drehen sich die Gespräche und Diskussionen, Gebete und Gottesdienste um das Thema „Eine Zivilisation der Liebe - Religionen und Kulturen im Dialog". Den Abschluss des Friedenstreffens von Nikosia bildet eine Friedenskundgebung in der Tradition von Assisi, zu der alle Religionen auf ihre Weise beitragen. Von verschiedenen Orten der geschundenen Stadt aus soll der Weg zum Palast von Chrystostomos II. führen, dem Oberhaupt der zyprisch-orthodoxen Kirche. Im vergangenen Jahr hatte der orthodoxe Erzbischof die katholische Gemeinschaft hierhin eingeladen - nicht nur als Zeichen der Annäherung der Christen in Ost und West, sondern auch als Zeichen der Hoffnung, dass sich die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen auf Zypern, zwischen Christen und Muslimen verringern könnten, nicht nur auf Zypern.

So jedenfalls spricht der orthodoxe Erzbischof in der katholischen Kirche, die zahlreichen Mitglieder von Sant' Egidio, darunter etwa dreißig Deutsche, singen die zahlreichen Lieder während des Gottesdienstes auswendig, der Imam photographiert, die philippinische Wanderarbeiterinnen, die dem Gottesdienst beigewohnt haben, gehen nicht nach Hause, ohne vor der Marienstatue aus Lourdes mit dem Stacheldraht im Hintergrund ein kurzes Gebet gesprochen zu haben.


 ALSO READ
• NEWS
October 11 2017
HAVANA, CUBA

Religions gather in Havana to open Paths of Peace in Cuba

IT | EN | ES | DE | NL | ID
September 25 2017
JOS, NIGERIA

The Spirit of Assisi in Nigeria: in Jos Christians and Muslims in dialogue to open new Paths of Peace

IT | EN | ES | DE | CA
September 22 2017
MÜNSTER, GERMANY

Paths of Peace: textes, videos and news of the International Meeting of prayer for peace of Münster

IT | EN | ES | FR | CA
September 14 2017

At the Roots of Terrorism. VIDEO

IT | EN | FR
September 12 2017
MÜNSTER, GERMANY

#pathsofpeace: world religions launch a movement to prevent conflicts. Next year's appointment in Bologna

IT | EN | NL
September 12 2017
OSNABRÜCK, GERMANY

Closing ceremony of Paths of Peace: all the interventions

IT | EN | ES | DE | CA | NL
all the news
• PRINT
February 23 2018
Domradio.de

"Wir können Frieden organisieren wie andere den Krieg"

February 1 2018
SIR

50° Comunità Sant’Egidio: Hilarion (Patriarcato di Mosca), “la nostra una collaborazione che ha dato tanti buoni frutti”

January 30 2018
Vaticannews

Corridoi umanitari: la collaborazione ecumenica via della speranza

January 26 2018
POW - Pressestelle des Ordinariates Würzburg

Angst und Lethargie überwinden

January 15 2018
Roma sette

Ecumenismo, in processione con anglicani, luterani e ortodossi

December 15 2017
GNZ

Im Mittelpunkt steht das Gebet für den Frieden

the entire press review
• EVENTS
January 23 2018 | BARCELONA, SPAIN

Semana de Oración por la Unidad de los Cristianos

ALL MEETINGS OF PRAYER FOR PEACE
• DOCUMENTS

ASSISI 2016 - il programma in pdf

Ahmad Al Tayyeb - Oriente e Occidente - Dialoghi di civiltà - Parigi 2016

Andrea Riccardi - Oriente e Occidente - Dialoghi di civiltà

Messaggio del Patriarca ecumenico Bartolomeo I, inviato al Summit Intercristiano di Bari 2015

all documents