General Anzeiger | 23 April 2012 |
Bonner Operngala will Projekt DREAM helfen |
BONN. Die Oper der Stadt Bonn und die Deutsche Aids-Stiftung laden zur großen Gala. Der Erlös der Benefizveranstaltung am Sonntag, 29. April, soll dem Projekt DREAM (Drug Resource Enhancement against Aids and Malnutrition) zugute kommen. Die fünf Buchstaben stehen für ein Arzneimittelprogramm gegen Aids und Unterernährung. Mit dem geschäftsführenden Vorstand der Aids-Stiftung, Ulrich Heide, sprach Ebba Hagenberg-Miliu. |
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Sie waren kürzlich wieder in vier DREAM-Zentren in Mosambik.
Ulrich Heide: Zwei Zentren in Matola und Maputo finanziert die Deutsche Aids-Stiftung seit Jahren maßgeblich mit. In der Region um Beira platzt das Behandlungszentrum Manga Chingussura aus allen Nähten. Darum beteiligt sich unsere Stiftung an den Kosten für den laufenden Betrieb des neuen Zentrums Praia Nova. An allen Standorten stellen sich vor allem Kapazitätsfragen, denn DREAM hat sich in den vergangenen zehn Jahren einen exzellenten Ruf erworben.
Wie viele Patienten werden dort versorgt und mit welchem Erfolg?
Heide: Allein in Mosambik unterhält DREAM zehn Behandlungszentren und betreut über 50.000 infizierte Patienten. Es sorgt in Mosambik also fast für so viele Menschen, wie in Deutschland insgesamt behandelt werden. DREAM, das von der Gemeinschaft Sant' Egidio getragen wird, ist eines der größten Aids-Behandlungsprogramme einer Nicht-Regierungsorganisation. Und der Erfolg ist absolut vorbildlich. Die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung steht in den DREAM-Zentren im Fokus der Deutschen Aids-Stiftung. Im Ergebnis führt die Behandlung dazu, dass über 98 Prozent der Kinder ohne HI-Viren geboren werden und sich auch in der Stillzeit nicht infizieren. Die Wahrscheinlichkeit, gesund zur Welt zu kommen, ist dort also für Kinder 20 Mal höher als ohne diese Hilfe.
Welche Stiftungsgelder sind bisher geflossen? Welche Gelder brauchen Sie jetzt?
Heide: Die Deutsche Aids-Stiftung hat seit 2005 gut 1,3 Millionen Euro für das DREAM-Programm in Mosambik zur Verfügung gestellt. Mit pro Jahr bis zu 300.000 Euro tragen wir in zwei Zentren fast alle laufenden Kosten für den Bereich Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung. Es kostet ungefähr 500 Euro, das Kind einer HIV-positiven Mutter ohne HIV zur Welt kommen zu lassen. Die jährlichen Kosten für die Behandlung eines Patienten liegen dann ein Leben lang bei 600 Euro. Auch ökonomisch betrachtet ist also die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung zwingend und nicht nur ethisch geboten. Wir wollen unsere Hilfe in den nächsten Jahren zumindest im bisherigen Umfang aufrechterhalten. Hierfür sind wir aber auf Spenden und Einnahmen aus Benefizveranstaltungen wie der Bonner Operngala angewiesen. Zwei Premiumkarten dieser Gala finanzieren also die gesunde Geburt eines Kindes in Mosambik.
Sie sagen, das Schicksal des kleinen Francisco hat Sie besonders berührt.
Heide: Der Junge ist Aids-Waise, wie 15 Millionen andere Kinder in Afrika. Er kam mit einer Infektion zur Welt. Francisco ist verschmitzt und aufgeweckt, und es geht im dank der Behandlung, die er seit fast sieben Jahren erhält, auch gut. Sein Lächeln erinnerte mich gleich an meinem etwas jüngeren Enkel Moritz. Und dann drängt sich einfach die Frage nach den so unterschiedlichen Chancen auf. Endgültig hat er mein Herz berührt, als er mir seinen Berufswunsch verriet: "Ich will studieren und Arzt werden. Dann kann ich auch anderen Kindern helfen."
Was kann in Sachen Prävention der Mutter-Kind-Übertragung noch weiter getan werden?
Heide: Das Gesundheitsministerium in Mosambik und das DREAM-Programm haben 2011 einen Kooperationsvertrag geschlossen, nach dem in den nächsten fünf Jahren die Erfahrungen möglichst ohne Qualitätsverlust in staatliche Behandlungszentren übertragen werden sollen. Hierzu brauchen wir auch das Engagement von Unterstützern in Deutschland. Vor allem aber benötigen wir den Einsatz vieler Menschen in Mosambik selbst, denen wir den Zugang zu Informationen und Schulung ermöglichen können. Darin sehe ich die zentrale Aufgabe für unsere Hilfe in den kommenden Jahren.
Zur Person: Ulrich Heide ist 58 Jahre alt und verheiratet. Der promovierte Erziehungswissenschaftler war von 1982 bis 1986 Referatsleiter "Audiovisuelle Medien" in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, bis 1987 Landesgeschäftsführer der Grünen in NRW und ist seither Geschäftsführer der Deutschen Aids-Stiftung, inzwischen auch deren geschäftsführender Vorstand.
Operngala: Die Operngala der Oper Bonn und der Deutschen Aids-Stiftung beginnt am Sonntag, 29. April, um 18 Uhr in der Oper Bonn. Karten zum Preis zwischen 46 bis 85 Euro sind unter der Rufnummer 0228/778008 erhältlich, Premium-Tickets zu 250 Euro gibt es unter der Rufnummer 0228/6046910. Unter der Schirmherrschaft von Bundesminister a.D. Hans-Dietrich Genscher singen internationale Stars wie Aris Argiris, Miriam Clark, Franco Fagioli, Daniela Fally, Anna Goryachova, Dimitry Ivaschenko, Massimiliano Pisapia, Rodigan Pogossov, Natalia Ushakova und Anna Virovlansky. Andriy Yurkevich dirigiert das Beethoven Orchester und den Chor der Oper Bonn.
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