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13 Wrzesień 2017

Die Probleme sind zahlreicher und größer

Klaus Reder über die Bilanz des von der Gemeinschaft Sant'Egidio initiierten Weltfriedenstreffen.

 
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Herr Professor Reder, welche Höhepunkte kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie auf das diesjährige Weltfriedenstreffen blicken?

Die Eröffnungsfeier. Sie fand in einer sehr guten Gesprächsatmosphäre statt, in der etwa die Bundeskanzlerin wichtige Impulse gab, aber auch Beiträge der Religionen einforderte. Das war also ein Geben und ein Nehmen. Auf der anderen Seite sehe ich da die Schlussveranstaltung, die mehr vom Gebet geprägt war, jede Religion gemäß ihrer Tradition. Gemeinsam fanden sie sich aber zu einem Sternmarsch vor dem Ort des Westfälischen Friedens ein, wo sie den Friedensappell unterschrieben. Der Appell war in zurückliegenden Tagen gemeinsam erarbeitet worden. Er wurde an Kinder übergeben, die sie dann an Autoritäten der Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik weitergaben.

Was kennzeichnete das Weltfriedenstreffen in Münster und Osnabrück?

Das ganze Treffen war von wichtigen Gesprächen auf einer sehr vertrauensvollen Ebene geprägt. Es ging dabei um Themen, die die Religionen gemeinsam bewältigen können: Ich erinnere nur an die großen Krisenherde in dieser Welt, aber auch Fragen wie Gesundheit, Menschenrechte, Flucht und Vertreibung. Es sind wertvolle Impulse aufgekommen, die weitergegeben werden: Die Friedenstreffen zeichnet ja aus, dass sich die Religionen nicht nur drei Tage im Jahr treffen und fürs darauffolgende Jahr verabreden, sondern vielmehr das Jahr über an diesen Themen weiterarbeiten.

Das sind aber doch Konstanten der Weltfriedenstreffen seit 1987. Inwiefern unterschied sich denn dieses Treffen von den zurückliegenden Begegnungen?

Wir gedachten des 500. Jahrestages der Reformation an den Orten des Westfälischen Friedens. Wir berücksichtigen aber auch den Veranstaltungsort Deutschland mit seiner besonderen Geschichte, einschließlich zweier Weltkriege und der Shoa. Deutschland ist aber auch eine Wirtschaftsmacht, von der auch Engagement in dieser Welt eingefordert wird. Aus allen wichtigen Berliner Ministerien waren Vertreter dabei, die, möglicherweise seit dem letzten Treffen in Deutschland, im Jahr 2011 in München, verstanden haben, wie wichtig Religionen für die Entwicklung auf der ganzen Welt sein können. Das haben sie in einzelnen Programmen bereits berücksichtigt.

Aber war das Treffen in München nicht noch von mehr Hoffnung und einer größeren Aufbruchsstimmung geprägt?

Selbstverständlich ist aktuell die Situation ganz anders: So erscheint die Situation in Syrien ausweglos. Wir sorgen uns auch um Nordkorea und hörten in diesen Tagen Zeugen aus Myanmar an. Vor allem haben wir jetzt ein Flüchtlingsproblem, während wir beim letzten Treffen in Deutschland gerade den Arabischen Frühling erlebt hatten, eine Situation ähnlich wie damals nach dem Mauerfall.

Dämpft die Zuspitzung nicht Ihre Einsatzbereitschaft?

Jetzt müssen wir noch mehr gegen die Ohnmacht und Resignation kämpfen. Wir stellen fest, dass die Probleme zahlreicher, größer geworden sind, deshalb ist es noch wichtiger, auf der einen Seite den Dialog zu führen und auf der anderen Seite spirituellere Menschen zu werden, um einfach mehr Frauen und Männer des Friedens werden zu können.

Nun sind diesmal auch Repräsentanten aufgetreten, bei denen nicht klar ist, welche Agenda sie trotz hehrer Worte vertreten, oder die in ihrer Heimat von Menschenrechtsverteidigern kritisch gesehen werden. Welchen Erfolg versprechen Sie sich von deren Mitwirkung?

Sant'Egidio redet im Prinzip mit allen Menschen. Es gibt gewisse Grenzen, so können wir nicht mit Waffenhändlern reden. Wir versuchen, Frauen und Männer zu finden, die sich auf einen Dialog einlassen, auf neutralem Boden, hinter den Kulissen. Man darf nie die Hoffnung aufgeben, dass sich etwas zum Besseren entwickelt. Ein Prinzip unserer Arbeit ist es, diejenigen zu suchen, mit denen uns zumindest ein wenig verbindet. Um etwa Frieden zu schaffen, müssen wir im Krieg mit beiden Parteien sprechen, und aufzeigen, wie dieser möglich ist. Über die Verbrechen müssen Andere urteilen.


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