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Gebet im Gedenken an den Glaubenszeugen Franz J�gerst�tter |
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Weder das Gef�ngnis, noch die Ketten und selbst nicht der Tod k�nnen den Menschen von der Liebe Gottes trennen und ihm seinen freien Willen rauben. Die Macht Gottes ist unbesiegbar. "
Aus der letzten Handschrift von Franz J�gerst�tter
Franz Jägerstätte
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In der Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel wird seit dem Jubil�umsjahr 2000 der M�rtyrer und Glaubenszeugen des XX. Jahrhunderts gedacht. Ihnen ist die gro�e Ikone �ber dem Hauptaltar gewidmet. Die Seitenkapellen erinnern an die M�rtyrer und Glaubenszeugen, die bei bestimmten geschichtlichen Ereignissen in verschiedenen Gegenden der Welt zu Opfern von Gewalt wurden.
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Freitag, 4. November
20.00 Uhr
Kirche San Bartolomeo auf der Tiberinsel
Gedenkort f�r die M�rtyrer und Glaubenszeugen
Gebet zum Gedenken an den Glaubenszeugen Franz Jägerstätter, Glaubenszeuge
Handschriftliche Notizen, die er im Gef�ngnis nach seiner Verurteilung zum Tode festhielt, wurden an den Gedenkort f�r die Glaubenzeugen des 20. Jahrhunderts gebracht.
Die feierliche �bergabe wurde geleitet von
Kard. Christoph Sch�nborn,
Erzbischof von Wien.
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Franz Jägerstätter,
war ein junger, katholischer �sterreichischer Bauer, verheiratet mit Franziska und Vater von drei Kindern.
Am 9. August 1943 wurde der im Alter von 36 Jahren aufgrund seiner Opposition zum Krieg und mehrfacher �u�erungen gegen den F�hrer und den Nationalsozialismus in einem Gef�ngnis in der N�he von Berlin enthauptet.
Kurz vor seinem Tod hatte er geschrieben: "Kann man gleichzeitig ein Soldat Christi und ein Soldat f�r den Nationalsozialismus sein? Kann man f�r den Sieg Christi und seiner Kirche und gleichzeitig f�r den Sieg des Nationalsozialismus k�mpfen?"
Dann f�gte er hinzu Wenn Gott mir nicht die Gnade und, wenn n�tig, die Kraft zum Sterben gegeben h�tte, um meinen Glauben zu verteidigen, dann w�rde ich vielleicht nichts anderes tun als der gr��te Teil der Leute. Denn Gott kann seine Gnade jedem Menschen nach Seinem Willen geben. Wenn andere das gro�e Ma� an Gnade erhalten h�tten, das mir geschenkt wurde, dann h�tten sie vielleicht viel bessere Dinge als ich getan".
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Vertiefung: Text der Handschrift, die im Rahmen des feierlichen Gottesdienstes in die Basilika gebracht wurde
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Franz Jägerstätter
Berlin, Juli/August 1943
"Ich glaube, dass man auch blinden Gehorsam leisten kann, aber nur dann, wenn man dadurch niemandem schadet".
Ich m�chte nur einige Worte schreiben, so wie es mir aus dem Herzen kommt. Ich schreibe mit gefesselten H�nden, aber dies ist besser, als wenn mein Wille gefesselt w�re. Manchmal zeigt uns Gott mit Offenheit seine Macht, die Er den Menschen gibt, die ihn lieben und die nicht die Erde dem Himmel vorziehen. Weder das Gef�ngnis, noch die Ketten und selbst nicht der Tod k�nnen den Menschen von der Liebe Gottes trennen und ihm seinen freien Willen rauben, Die Macht Gottes ist unbesiegbar.
Seid gehorsam und unterwerft euch der Obrigkeit: Diese Worte erreichen uns heute von allen Seiten, auch von Menschen, die fast nicht mehr an Gott und die Heiligen Schriften glauben.
Wenn man sich mit der gleichen Best�ndigkeit, mit der man versuchte, mich vor dem irdischen Tod zu bewahren, daf�r einsetzen w�rde, jeden Menschen vor der Tods�nde und damit vor dem ewigen Tod zu bewahren, dann w�rde tats�chlich das Paradies auf Erden anbrechen.
Es gibt immer jemanden, der versucht, dein Gewissen zu unterdr�cken, indem er dich an deine Ehefrau und deine Kinder erinnert. Werden etwa die Dinge gerecht, die man tut, nur weil man Frau und Kinder hat? Oder ist etwa das Tun besser und schlechter, nur weil es auch andere Tausende von Katholiken vollbringen?
Ist etwa auch das Rauchen eine Tugend geworden, nur weil es Tausende von Katholiken tun? Kann man folglich auch l�gen, nur weil man Frau und Kinder hat, und sich zudem durch einen Schwur rechtfertigen? Hat nicht Christus selbst gesagt: "Wer Vater oder Mutter, ... Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht w�rdig"? Warum bitten wir Gott um die sieben Gaben des Heiligen Geistes, wenn wir doch in jedem Falle blindes Gehorsam leisten m�ssen? Warum hat Gott wohl den Menschen einen Verstand und den freien Willen gegeben, wenn es uns nicht einmal erlaubt ist, wie manche sagen, zu beurteilen, ob dieser Krieg, den Deutschland f�hrt, gerecht oder ungerecht ist? Wozu n�tzt es also, wenn man zwischen Gut und B�se unterscheiden kann?
Ich glaube, dass man auch blinden Gehorsam leisten kann, aber nur dann, wenn hierdurch niemand Schaden nimmt. Wenn die Menschen heutzutage ein wenig ehrlicher w�ren, dann m�sst es auch, so meine ich, manchen Katholiken geben, der sagt: "Ja, ich bin mir bewusst, dass das, was wir tun, nicht richtig ist, dennoch f�hle ich mich noch nicht bereit, zu sterben".
Wenn Gott mir nicht die Gnade und, wenn n�tig, die Kraft zum Sterben gegeben h�tte, um meinen Glauben zu verteidigen, dann w�rde ich vielleicht nichts anderes tun als der gr��te Teil der Leute. Denn Gott kann seine Gnade jedem Menschen nach Seinem Willen geben. Wenn andere das gro�e Ma� an Gnade erhalten h�tten, das mir geschenkt wurde, dann h�tten sie vielleicht viel bessere Dinge als ich getan.
Vielleicht denken viele, dass sie nur dann das Martyrium ertragen und f�r ihren Glauben sterben m�ssen, wenn man von ihnen verlangt, ihre Kirche zu verlassen. Ich habe Hemmnisse, �ffentlich zu sagen, dass wer bereit ist zu leiden und zu sterben, anstatt Gott auch nur mit der kleinsten S�nde zu beleidigen, auch bereit ist, f�r den eigenen Glauben zu sterben. Derjenige wird gr��eren Verdienst haben, der verurteilt wird, obwohl er nicht �ffentlich der Kirche abschw�rt, weil man in diesem Fall ganz einfach die Pflicht hat, zu sterben oder zu gehorchen.
Ein Heiliger sagte: "Auch wenn eine einzige L�ge, die ausgesprochen wurde, um sich den Umst�nden anzupassen, erlauben w�rde, das ganze Feuer der H�lle zu l�schen, dann d�rfte man sie doch nicht sagen, weil man durch L�gen, auch wenn es aus Notwendigkeit geschieht, Gott beleidigt".
Man k�nnte meinen, dass derartige Meinungen im 20. Jahrhundert l�cherlich sind. Ja, es stimmt, wir Menschen haben uns in vielen Dingen ver�ndert, doch Gott hat nicht ein Iota von seinen Geboten weggenommen. Warum will man dann immer versuchen, den Tod hinauszuschieben, als ob man nicht genau wei�, dass man fr�her oder sp�ter doch dorthin gelangt? Haben sich etwa unsere Heiligen so verhalten? Ich glaube wirklich nicht. Oder zweifeln wir denn an der Barmherzigkeit Gottes, als k�nne uns tats�chlich nach unserem Tod die H�lle erwarten? Ich h�tte sie in Wahrheit verdient, mit meinen zahlreichen und schweren S�nden, doch Christus ist nicht f�r die Gerechten in die Welt gekommen, sondern um das zu suchen, was verloren ging. Und damit kein S�nder daran zweifelt, hat er selbst im Moment seines Todes ein Beispiel daf�r geben, indem er den guten Verbrecher gerettet hat.
Wir k�nnten auf der Erde niemals heiter werden, wenn wir w�ssten, dass Gott, der Herr, uns nicht vergibt und dass wir darum nach dem Tod f�r immer in der H�lle leiden m�ssten. Wenn Gedanken solcher Art nicht zur Verzweiflung f�hren, bedeutet das, dass man nicht mehr an ein Leben nach dem Tod glaubt, oder dass man sich die H�lle wie einen vergn�glichen Ort vorstellt, an dem es immer fr�hlich zugeht. Wenn unser guter Freund uns eine lange Reise des Vergn�gens vorschlagen w�rde, beinahe gratis und mit einem Service der Ersten Klasse, w�rden wir ihn dann st�ndig abweisen oder gar f�r einen Sklaven des Alters halten? Das glaube ich nicht. Was ist also der Tod: Handelt es sich nicht auch hier um eine lange Reise, die wir unternehmen m�ssen, auch wenn wir von ihr nicht zur�ckkehren werden? Kann es aber einen freudigeren Moment geben als den, wenn wir erkennen, dass wir gl�cklich an den Ufern des Paradieses angelangt sind? Nat�rlich d�rfen wir nicht vergessen, dass wir uns erst durch das Fegefeuer reinigen lassen m�ssen, doch es wird nicht in Ewigkeit dauern und wer sich im Leben bem�ht, mit seinen Gebeten den armseligen Seelen der Verstorbenen zu helfen und wer sich der Mutter Christi in Demut unterworfen hat, der kann sicher sein, dass er dort nicht lange bleiben muss. Man k�nnte fast ohnm�chtig werden beim Gedanken an die ewigen Freuden des Himmels! Wie sehr macht uns eine kleine Freude sofort froh! Und was sind die kurzen irdischen Freuden angesichts derer, die Jesus uns in seinem Reich versprochen hat? Kein Auge hat es je gesehen, kein Ohr hat es je vernommen und kein menschliches Herz hat je das erkannt, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.
Als der Heilige Augustinus ein Buch �ber die himmlischen Freuden schreiben wollte, erschien ihm der Heilige Hieronymus im Traum, der - wie man sp�ter erfuhr - am selben Tag verstarb, und sagte ihm: "Wie du nicht die ganze Welt in einer Hand halten kannst, so k�nntest du die Freuden des Himmels nicht in einem Buch sammeln, bevor du dich nicht selbst an diesem Ort befindest, den du dich zu erreichen bem�hst". Wenn also die Freuden des Himmels derart gro� sind, m�ssen wir dann nicht alle Freuden dieser Erde verachten?
Text aus den Notizen, aufgeschrieben im Gef�ngnis in der Zeit nach der Verurteilung (6.7.1943)
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