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13 September 2012

„Gottes Wille ist ein Zusammenleben in Frieden“

Prominent besetztes dreitägiges Treffen von Sant'Egidio in Sarajevo endet mit einem Friedensappell

 
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Sarajevo (DT/sb) Mit einem Friedensappell ging am Dienstagabend das dreitägige Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant'Egidio in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo zu Ende. Ausgehend von der Erfahrung des jüngsten Krieges in Bosnien-Herzegowina (1992-1995) heißt es in dem Appell, "dass der Krieg ein großes Übel ist und ein vergiftetes Erbe hinterlässt". Mit aller Macht müsse verhindert werden, "in die schreckliche Spirale von Hass, Gewalt und Krieg zu geraten". Wörtlich weiter: "Der Nachbar darf keinen Kampf gegen den Nachbarn beginnen, weil er einer anderen Religion oder Ethnie angehört. Nie wieder Krieg in diesem Land! Nie wieder Krieg in keinem Teil der Welt!"
Der Friedensappell erinnert auch an die hohe Verantwortung der Religionsgemeinschaften, "denn sie sprechen von Gott zum Herzen des Menschen und befreien es von Hass, Vorurteilen und Angst, um es für die Liebe zu öffnen". So würden die Menschen von innen her verändert: "Die Religionen können den Männern und Frauen und den Völkern die Kunst des Zusammenlebens lehren durch Dialog, gegenseitigen Respekt, Achtung der Freiheit und der Unterschiedlichkeit." Dadurch könnten sie eine menschlichere Welt schaffen. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten erforderten einen neuen Mut, heißt es in dem Aufruf: "Durch den Dialog muss mit Weitblick eine Sprache der Sympathie, der Freundschaft und des Mitleids gebildet werden." So werde ermöglicht, "die Schönheit der Unterschiede und den Wert der Gleichheit zu erkennen". Gott wolle das Zusammenleben in Frieden. Hass, Spaltung und Gewalt stammten dagegen nicht von Gott.
Vor der Verlesung und Unterzeichnung des Friedensappells fanden je nach der religiösen Tradition an unterschiedlichen Orten der bosnischen Hauptstadt Friedensgebete statt. Christen unterschiedlicher Konfessionen trafen sich zu einem ökumenischen Gebet vor der Fassade der katholischen Kathedrale im Zentrum der Altstadt, bei der der katholische Bischof von Terni-Narni-Amelia, Vincenzo Paglia, der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Zypern, Chrysostomos II., und der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Olav Fykse Tveit, kurze Meditationen hielten. Der Gründer von Sant'Egidio und heutige Integrationsminister Italiens, Andrea Riccardi, sagte in seiner Schlussansprache am Dienstagabend, der Friedensappell komme "aus der Tiefe der religiösen Traditionen". Diese hätten unterschiedliche Grundlagen und Alphabete, vereinigten sich aber zu einem Ruf nach Frieden: "Ein Ruf steigt auf von Sarajevo, eine Anrufung Gottes, eine Ermahnung: nie wieder Hass oder Bruderkrieg!" Die Religionen könnten dabei helfen, zusammenzuleben und zu verstehen, "dass dieser Umstand kein Fluch, sondern ein Segen ist".
Zum Ort des dreitägigen Weltfriedenstreffens meinte Riccardi: "Sarajevo möge eins bleiben und plural. Die Geschichte Sarajevos ist eine Ermahnung." Die Zukunft dieser Region betreffe alle Europäer. Für Sarajevo wie für ganz Europa gelte, dass die Völker sich nicht physisch und geographisch annähern können, ohne sich spirituell zu verstehen und zu schätzen. Der Dialog zwischen den Religionen sei deshalb wirkmächtig für die Kultur, für die Politik und für die Beziehungen zwischen den Völkern. Riccardi warb für eine Erziehung zum Frieden, weil "das Zusammenleben den Willen Gottes und die Gleichheit der Menschen zum Ausdruck bringt". Der Krieg dagegen sei ein Übel und könne niemals im Namen Gottes gerechtfertigt werden.
Kardinal Roger Etchegaray, der Vizedekan des Kardinalskollegiums, dankte der Gemeinschaft Sant'Egidio dafür, dass sie seit 1986 den "Geist von Assisi" verbreite, den "Geist des Gebetes und der Versöhnung". Der Kurienkardinal erinnerte an seinen Besuch während des jüngsten Krieges, als er wegen der Blockade Sarajevos die Stadt durch einen 800 Meter langen und einen Meter breiten Tunnel betreten musste. Der Bürgermeister von Sarajevo, Alija Behmen, erinnerte daran, dass es auch heute Gefahren und unverantwortliche Politiker in Bosnien-Herzegowina gebe: "Die Krankheit des Nationalismus, die die Seelen vergiftet hat, darf nicht unterschätzt werden." Der Friede sei zur "Geisel unverantwortlicher Politiker" geworden.
Der im Libanon wirkende melkitische Bischof Cyrille Salime Bustros hatte zuvor bei einem Podium über den künftigen Pluralismus in der arabischen Welt an die Akteure im Nahen Osten appelliert, "die reiche Zusammensetzung der Gesellschaft zu bewahren". Der griechisch-katholische Bischof forderte: "Man muss allen die vollen Rechte zugestehen und so einen Pluralismus garantieren, der aus Beziehungen entsteht." Der schiitische Scheich Hani Fash, der im Libanon Mitglied des Rates der Schiiten ist, zeigte sich in Sarajevo überzeugt: "Alle Libanesen erwarten den Besuch von Benedikt XVI." Der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1997 habe den Libanesen geholfen, "nicht wieder in Zwietracht zu verfallen". Wörtlich sagte der Scheich: "Der Libanon ist ein kosmopolitisches und freies Land, und ich frage mich: Wie könnte der Libanon überhaupt ohne Christen leben?"


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