Comunità di S.Egidio


Chiesa di Sant'Egidio - Roma




















 

von
Francesca Zuccari

 

Der Sturm des Lebens

Viele Obdachlose sind alkoholabh�ngig. Die Zahl derer, die Wein trinken oder sich betrinken, ist sicherlich sehr hoch.

Wenn man auch den Lebensweg dieser Alkoholiker nicht immer leicht zur�ckverfolgen kann, so ist doch sicher, dass ihr Obdachlosendasein diese Gewohnheit verst�rkt, sowohl wenn man erst auf der Stra�e abh�ngig geworden ist, als auch wenn man es schon vorher war.

Was f�hrt dazu, dass diese Menschen soviel Wein trinken, dass sie fast st�ndig betrunken sind?

Der Grund, warum sie zu trinken begonnen haben, ist manchmal ein zuf�lliger und liegt weit zur�ck. Andere Male ist es ein Schritt auf einem langen und komplizierten Weg in ein Randdasein. Auch wenn es n�tzlich ist, den Lebensweg dieser Alkoholiker zur�ck zu verfolgen, reicht es nicht aus, sich der Anfangsgr�nde bewusst zu werden, um sie von der Sucht zu befreien. Das gilt auch f�r sie selbst; allein das Wissen um die anf�nglichen Gr�nde ihrer Lage reicht nicht aus, um ihnen zu helfen, vom Alkohol loszukommen. Viel wichtiger sind die sogenannten "sekund�ren" Gr�nde, das hei�t die Gr�nde, die eng mit dem Leben auf der Stra�e verbunden sind, und das sind nicht wenige.

Die innere und �u�ere K�lte

An erster Stelle die K�lte. Auf der Stra�e sind die H�rten des Winters manchmal unertr�glich, und die Obdachlosen haben oft nicht gen�gend Mittel, um sich vor ihr zu sch�tzen. Das Trinken wird fast eine Notwendigkeit, auch wenn das anf�ngliche Gef�hl der W�rme ein Trugschluss ist. Das erkl�rt die Todesf�lle durch Erfrieren, die es leider in jedem Winter gibt. Nicht selten trifft man auf der Stra�e Alkoholiker, die stark unterern�hrt sind, die sich kaum auf den Beinen halten k�nnen, nicht nur weil sie betrunken sind, sondern einfach weil sie entkr�ftet sind. Denn je mehr man trinkt, desto weniger isst man und desto weniger Appetit hat man.

Die Nacht geht nie zu Ende

Wenn man auf der Stra�e schl�ft, f�llt es schwer einzuschlafen. Die Orte, wohin die Obdachlosen sich nachts zur�ckziehen, sind nicht nur ohne jegliche Bequemlichkeit, sondern auch sehr l�rmerf�llt. Wenn man getrunken hat, wird der Schlaf so tief, dass man weder K�lte noch unbequeme Lage noch das Chaos um sich herum wahrnimmt.

Die Feindin Einsamkeit

Die gr��te Feindin f�r Menschen auf der Stra�e ist die Einsamkeit. Man verbringt ganze Tage damit, in der Stadt mitten unter Hunderten von Menschen herumzulaufen, aber man ist allein. Wenn man einsam ist, werden die Last der Erinnerungen, die Sorgen um die Gegenwart und die Zukunft schwerer. Der einzige Weg, um davor zu fl�chten, besteht darin, sich zu bet�uben in der Hoffnung zu vergessen. Zur K�lte, zum Hunger und zur Einsamkeit gesellt sich oft noch die Scham �ber die eigene Lebenslage.

Der Alkohol ver�ndert nicht nur objektiv das Leben dieser Menschen, sondern ver�ndert auch ihren Charakter, ihren Gem�tszustand, er beeintr�chtigt ihr Handeln so sehr, dass sie sich nicht mehr als Herren ihrer selbst f�hlen. Und das ist f�r sie eine leidvolle Erfahrung, denn es ist ein Teufelskreis, der sich selbst erh�lt.

Oft sind diese Menschen nicht mehr jung und haben eine Lebenskrise durchgemacht, die sie vielleicht �berstanden h�tten, wenn sie die n�tige Unterst�tzung erfahren h�tten. Doch dann wurde sie zum Anfang eines stufenweisen aber unumkehrbaren Abstiegs aus der Gesellschaft heraus. Alkoholiker wird man nicht an einem Tag, und je l�nger die Gewohnheit des Trinkens andauert, umso schwieriger kommt man von ihr los.

F�r wen leben?

Der Wunsch nach einem "normalen" Leben erlischt in diesen Menschen nicht, aber ihre aktuelle Lage ist so schwierig, dass er als ein unerf�llbarer Traum erscheint. Ihre Existenz schwankt oft zwischen dem Wunsch, ihr Leben zu ver�ndern, und der Angst, einen Neuanfang nicht zu schaffen.

Welchen Nutzen hat es, das Trinken aufzugeben, wenn das Leben danach wie vorher weitergeht ohne Wohnung und Arbeit? Warum wieder neu anfangen? Vielleicht sollte man sich aber fragen warum und f�r wen man aufh�ren soll. Nicht f�r die Familie, die es manchmal nicht gibt oder in der es zu einem nicht wiedergut zu machenden Bruch gekommen ist; nicht f�r die Freunde, die man nicht hat, nicht wegen der eigenen beruflichen F�higkeiten, die in vielen F�llen mit der Gesundheit verloren gegangen sind oder die man niemals besessen hat. In den meisten F�llen fehlt es nicht am Wunsch aufzuh�ren, sondern an den Gr�nden, wegen denen man es tun soll.

Dieses Problem ist eng mit der Lebensqualit�t dieser Alkoholiker verbunden, denn oft fehlt es ihnen an jeglichen materiellen Dingen. Ein Dach �ber dem Kopf, die M�glichkeit, sich regelm��ige Rhythmen und Gewohnheiten anzueignen, eine Stabilit�t und eine materielle Sicherheit im Alltagsleben wieder zu gewinnen, all das sind unverzichtbare Voraussetzungen f�r eine m�gliche Wiedereingliederung. Und die Lebensqualit�t besteht auch aus einem Netz von menschlichen und sozialen Beziehungen, von Interessen und Erwartungen. Diese Verkn�pfung erm�glicht eine Eingliederung in das soziale Umfeld, das f�r obdachlose Alkoholiker oftmals durch jahrelange Isolierung und Ausgrenzung v�llig zerst�rt ist. Man kann nicht von Neuanfang sprechen, wenn man dieses Netz nicht wiederherstellt.

Das Leben an einem seidenen Faden 

Das Leben dieser Menschen h�ngt au�erdem an einem seidenen Faden. Denn Alkoholismus und die daraus folgenden Krankheiten, sowie die Unf�lle durch Trunkenheit sind eines der h�ufigsten Todesursachen bei den Obdachlosen.