Vorschläge für die Gefangenen, sich zu engagieren
Auch Menschen, die im Gefängnis sind, können etwas für andere tun, ohne depressiv zu werden, in eine Verweigerungshaltung zu geraten oder sich immer nur als Opfer zu fühlen.
Der Einsatz gegen die Todesstrafe
Bekanntlich hat die Gemeinschaft Sant'Egidio eine internationale Unterschriftensammlung initiiert, die ein weltweites Moratorium der Todesstrafe fordert. Die Initiative hat sich auch in einigen Gefängnissen in Italien, Spanien, Kamerun und Madagaskar verbreitet.
Im Lauf der Kampagne fanden Treffen zum Thema Todesstrafe mit Gefangenen in Barcelona, in Rom (im Frauen- und im Männergefängnis Rebibbia) und in Mailand (San Vittore) statt. Die Gefangenen zeigten sich begeistert.
Brief eines Gefangenen:
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Liebe Freunde von der Gemeinschaft Sant'Egidio,
ich habe gelesen, dass Ihr einem Mann helft, der Dominique heißt und zum Tod verurteilt wurde. Ich möchte irgendwie helfen. Ich weiß, was man empfinden kann, wenn die Todesstrafe auf einem lastet, das kann ich verstehen, denn wenn ich in den USA gewesen wäre, wäre ich heute wahrscheinlich zum Tod verurteilt. Ich habe Glück gehabt, denn sie haben mir 30 Jahre gegeben, und ich kenne das "Ende meiner Strafe", im Gegensatz zu anderen unglücklichen Freunden, deren Strafe niemals zu Ende ist. Es ist wie ein Damoklesschwert über dem Kopf. Heute bin ich 25 Jahre alt, das alles geschah, als ich 18 Jahre alt war. Deshalb kann ich mir vorstellen, wie man sich fühlt, du scheinst ein lebendiges Grab zu sein. Die Todesstrafe ist eine grausame Sache. Der Staat wird zum "Henker", anstatt ein Beispiel zu geben. Du wirst in eine Strafanstalt gesperrt, und sie vergessen dich dort. Ich hoffe und warte auf den Tag, an dem es keine Todesstrafe mehr geben wird und jeder glücklich neben dem anderen lebt in einer Gesellschaft, in der man nicht mehr kriminell werden muss. Leider ist diese Wirklichkeit noch weit entfernt, doch Schritt für Schritt können wir es schaffen! Ich möchte Eure Sache unterstützen, aber ich bin nur ein kleiner Fisch im großen Ozean. Sagt mir, was ich tun soll, dann werde ich sehr glücklich sein, doch ich will ehrlich sein: Ich bin ein Gefangener, meine Hilfe kann nur klein sein, doch auch wenn sie klein ist, wäre ich glücklich, sie Euch zu geben.
Unter uns Gefangenen herrscht eine große Solidarität, aber auch Ihr von der Gemeinschaft Sant'Egidio scherzt nicht […].
N.
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Die Unterschriftensammlung gegen die Todesstrafe in den Gefängnissen erbrachte mehr als 20.000 Unterschriften.
Der Hilfseinsatz für die vom Krieg betroffene Bevölkerung im Kosovo
Im Monat April 1999 haben wir aufgrund der Initiative einiger Gefangener in Rom in den italienischen Gefängnissen vorgeschlagen, daß von dort aus die Aktivitäten der Gemeinschaft Sant'Egidio zugunsten der Kriegsflüchtlinge unterstützt werden.
Der Beitrag der Gefangenen hat die Aktivitäten der Friedensschulen für die Kinder unterstützt, die Gesundheitsstationen, die Hilfe für alte Menschen im Krankenhaus von Kukes und die Maßnahmen zur Prävention vor Epidemien und die Trinkwasserkontrolle.
Der Einsatz für Afrika: die Überschwemmung in Mosambik
Seit dem 6. Februar 2000 wurde Mosambik, das einen Bürgerkrieg mit einer Million Toten hinter sich hat, von Regengüssen heimgesucht, die Hunderttausende von Menschen obdachlos gemacht haben.
Auch zu diesem Anlaß haben sich einige Gefangene in konkreten Solidaritätsaktionen engagiert und das Projekt zur Verteilung von Hilfsgütern an 38 Stellen des Landes unterstützt, das die Gemeinschaft Sant'Egidio ins Leben gerufen hat.