Am 9. Dezember wurde von der Gemeinschaft Sant'Egidio in Kiew die Tagung mit dem Titel "Die Obdachlosen - das unsichtbare Volk von Kiew" organisiert. Die staatliche Universität "Kievo-Mogiljanska Akademija" ist eine der angesehensten der Stadt und war zum ersten Mal Gastgeberin einer solchen Veranstaltungen. Bei der Tagung sprachen unter anderem A. Lapenko, der Verantwortliche für die Abteilung Obdachlosigkeit der Stadt Kiew, N. Kabacenko, Direktorin der Schule für Sozialarbeit der Kievo-Mogiljanskaja Akademija, die Fernsehjournalistin I. Kobernik.
Während der Veranstaltung wurden konkrete Probleme der Armen auf den Straßen der Stadt analysiert. Einige Lebensgeschichten verdeutlichten beispielhaft ihre Lebenssituation. Die Verantwortlichen der Gemeinschaft erklärten, dass die Obdachlosen keine einheitliche und gesichtslose "soziale Kategorie" darstellen. Sie sind vielmehr Menschen mit eigener Geschichte, eigenem Charakter, sie haben ein Gesicht und verdienen Aufmerksamkeit und Respekt von Seiten der Gesellschaft. Die Tagung war der Anfang einer qualitativ neuen Art, sich mit der Obdachlosigkeit in Kiew zu beschäftigen, die das reale Leben dieser Personen und ihre Probleme berücksichtigt und damit Stereotypen und tief verwurzelte Vorurteile in der ukrainischen Gesellschaft überwindet. Es wurde bei der Veranstaltung betont, dass die Menschlichkeit einer Gesellschaft nicht auf der Grundlage der Lebensqualität der Reicheren, sondern der Lebensqualität der Ärmeren bemessen werden kann. Eine menschliche und sensible Gesellschaft ist auf die Fähigkeit gegründet, menschlich und aufmerksam für ihre schutzlosen Bürger zu sein.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio unterbreitete den städtischen Vertretern einige konkrete Vorschläge, um dem Kältenotstand zu begegnen, der im Winter in Kiew besonders groß ist:
- Bereitstellung eines Busses, der in den kalten Monaten jeden Abend die Orte der Stadt anfährt, wo sich Obdachlose aufhalten, um ihnen eine Stärkung und bei Bedarf Hilfen anzubieten und die Möglichkeit gibt, die Nacht im Bus zu verbringen;
- Einrichtung eines Nottelefons, um auf Personen hinzuweisen, die auf der Straße dringend Hilfe benötigen;
- Öffnung von Anlaufstellen für Obdachlose und Schlafgelegenheiten in den Vierteln des Stadtzentrums von Kiew;
- bei großer Kälte sollten die Metrostationen und Bahnhöfe geöffnet werden, damit die Obdachlosen dort die Nacht verbringen können;
- Schaffung eines kommunalen Fonds für Ausgaben im Krankheitsfall von Obdachlosen;
- Vereinfachung der Prozeduren für Ausweisdokumente für Obdachlose.
Etwa 150 Personen, auch zahlreiche Studenten und Vertreter von öffentlichen Einrichtungen, Vertreter von Universitäten, der apostolische Nuntius und der italienische Konsul in der Ukraine nahmen an der Tagung teil.
Die Veranstaltung fand ein breites Medienecho, auch in den wichtigsten Fernsehkanälen von Kiew wurde darüber ausführlich berichtet.
Bei der Tagung wurden ein Video über den Dienst der Gemeinschaft Sant'Egidio für die Obdachlosen in Kiew und eine Fotoausstellung über die Welt der Armen auf der Straße gezeigt. |