PRESSEMITTEILUNG UND FRIEDENSAPPELL FÜR KIVU
Seit einigen Tagen ist wenige Kilometer von Goma entfernt der Bruderkonflikt unter Kongolesen wieder aufgeflammt, wobei mehrere Einwohner verschwunden und ums Leben gekommen sind.
VAls würde das nicht genügen, haben wir am vergangen Freitag vormittags in Bukavu traurige Folgen von Gewalt als Antwort auf andere Gewaltausbrüche erlebt.
Aus einem banalen Streit unter zwei Jugendlichen entwickelte sich ein Konflikt, der sich auf verschiedene Stadtviertel ausbreitete und zu einer regelrechten Auseinandersetzung zwischen ethnischen Gruppen, Banyamulenge und Jugendlichen aus der Region der Nguba, wurde. Dadurch musste sogar der Schulbetrieb unterbrochen werden. Es gab mehrere Verwundete, und eine Kirche wurde in Brand gesteckt.
Aufgrund der verschärften Spannungen wendet sich die Gemeinschaft Sant'Egidio an alle und vor allem an die Jugendlichen von Kivu und fordert sie auf:
· lasst euch nicht durch ethnische Propaganda aufhetzen, sondern glaubt fest daran, dass Gewalt ohne Hoffnung ist und zu keiner wirklichen Lösung der Probleme führt
· überzeugt mit dem Wort als einziger Waffe, die wir besitzen, all diejenigen, die ohne Respekt vor dem Wert des menschlichen Leben zur Gewalt auffordern
· akzeptiert keine Aufrufe zu ethnischen Spaltungen und keine Logik des Konflikts
· verurteilt immer alle Arten von Gewalt einzelner oder von Gruppen, die sich in unserer Gesellschaft zeigen
· arbeitet zusammen, um eine Stadt des Zusammenlebens in gegenseitiger Toleranz aufzubauen und fördert den Dialog unter allen Gruppen.
Nach den Dramen, die das Land nun schon seit über zwei Jahrzehnten erschüttern und bei denen über 5 Millionen Kongolesen ihr Leben verlorne haben, glauben wir, dass es mehr Raum für eine Konfliktkultur gibt, doch umso mehr müssen wir jetzt für eine Kultur des Zusammenlebens arbeiten.
Der Heilige Vater Franziskus hat bei der vergangenen Pfingstvigil alle Christen aufgerufen, die Kultur der Begegnung zu leben.
Er sagte: "Wir erleben eine Kultur der Auseinandersetzung, eine Kultur der Zersplitterung, eine Kultur, in der ich das, was mir nicht dient, wegwerfe - die Wegwerfkultur. Aber in diesem Zusammenhang bitte ich euch - und das ist ein Teil der Krise - an die alten Menschen zu denken, die die Weisheit eines Volkes verkörpern, und an die Kinder… Wegwerfkultur! … Wir aber müssen zur Begegnung kommen und mit unserem Glauben eine "Kultur der Begegnung " schaffen, eine Kultur der Freundschaft, eine Kultur, in der wir Brüder und Schwestern finden, wo wir auch mit denen sprechen können, die nicht so denken wie wir, auch mit denen, die einen anderen Glauben haben, die unseren Glauben nicht teilen. Alle haben etwas mit uns gemeinsam: Sie sind Ebenbilder Gottes, sind Kinder Gottes".
Als Christen und getaufte Katholiken wollen wir diese Kultur bezeugen und sagen, dass wir alle Kontroversen im Zusammenhang mit der Religion, dem Stamm oder der Ethnie ablegen müssen, ebenso wie auch alle Gefühle von Hass und Rache.
Wer Gewalt anwendet, ist kein Christ und leugnet im anderen das Abbild Gottes, der uns erschaffen hat.
Kongo ist unser Land und wird nur dann eine bessere Zukunft finden, wenn die Kongolesen der verschiedenen Abstammung in Frieden und Einheit zusammenleben. Wir sind davon überzeugt, dass Dialog und Begegnung die einzige Lösung auf diesem Weg sind. Die Waffen der Gewalt entfernen uns voneinander, während wir doch Begegnung und Zusammenleben nötig haben.
Deshalb wollen wir alle Menschen guten Willen an diesem Mittwoch, 29. Mai 2013 um 17.00 Uhr zum Gebet mit der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Kathedrale der Hl. Maria des Friedens in Bukavu einladen, damit der Frieden nach Kivu zurückkehre. Wir wollen den Herrn Jesus bitten, die Herzen zu entwaffnen, damit die Menschen den Weg des Friedens finden.
Die Gemeinschaft Sant'Egidio
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