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Südwest Presse

23 Dezember 2009

Etwas Wärme in einer kalten Zeit

Jedes Jahr lädt die Gemeinschaft SantEgidio am 25. Dezember Arme und Einsame in eine Basilika in Rom zu einem besonderen Festschmaus. Den Weihnachtsbraten spendet der italienische Präsident.

 
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Bratenduft strömt aus dem Kirchenraum. Töpfe klappern, Gläser klingen. Aus der Basilika Santa Maria Maggiore in Roms ehemaligen Arbeiter- und Handwerkerviertel Trastevere dringen am 25. Dezember ganz ungewöhnliche Töne. Es wird gelacht und gesungen. Statt zum Gebet treffen sich am Weihnachtsabend in der Kirche Hunderte zum Festtagsschmaus. Die langen Tischreihen unter den prächtigen Mosaiken aus dem 12. Jahrhundert sind mit leuchtend roten Stofftischtüchern gedeckt. Phantasievoll zurechtgemachter Tischschmuck ziert die Tafeln. An ihnen sitzen und lachen Menschen, die sonst wenig zu Lachen haben: Obdachlose, Arbeitslose, Einwanderer, Verarmte und Einsame.
So ist das seit 1982 jedes Jahr am ersten Weihnachtstag in der Santa Maria Maggiore. Mit zehn Gästen bei einem improvisierten Weihnachtsessen in der berühmten Kirche hatte damals alles begonnen. Seitdem lädt die katholische Gemeinschaft SantEgidio Menschen am Rande der Gesellschaft zu dem Festessen in die älteste Marienkirche der italienischen Hauptstadt. 600 Gäste erwartet die Gemeinschaft dieses Jahr in Rom - und weltweit noch viel mehr. In den 70 Ländern, in denen SantEgidio vertreten ist, servieren ihre Mitarbeiter an diesem Tag insgesamt 100 000 Gästen einen Festschmaus.
Für den Weihnachtsbraten in Rom spendet der italienische Präsident jedes Jahr einen Hirschen von seinem Landsitz in Castelporziano. Daraus bereiten Schlachter des Viertels gratis einen Hackbraten zu. Gemüse und die traditionellen römischen Linsen gibt es als Beilagen. "Viele unserer Gäste haben keine Zähne, das Essen muss entsprechend weich sein", erklärt Cesare Zucconi, der am selben Tag in einer ehemaligen Schreinerei in der Nachbarschaft der Basilika Arbeitslosen aufträgt, um mit ihnen gemeinsam Weihnachten zu feiern.
"Die Tradition der Festmähler in der Basilika haben wir aber nicht erfunden", sagt Zucconi. Der Heilige Paulinus von Nola habe bereits im 4. Jahrhundert berichtet, wie ein römischer Senator Gastmähler für die Armen der Stadt im Petersdom veranstaltete.
Die Mitglieder der Gemeinschaft tragen in der Basilika nicht nur auf, sondern feiern gemeinsam an Dutzenden meterlangen Tischreihen mit ihren Gästen. SantEgidio Gründer Andrea Riccardi, der stellvertretend für die Gemeinschaft in diesem Jahr mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet wurde, wird in der Basilika mit einer bunten Mischung aus Christen, Muslimen und Hindus am Tisch sitzen.
"Wir laden nicht nur Christen ein", erzählt Zucconi. Zu den Gästen der Suppenküche der Gemeinschaft in Trastevere gehören viele Immigranten aus muslimischen Ländern. Am 27. Dezember will Papst Benedikt XVI. in der Suppenküche mit Bedürftigen aus aller Welt zu Mittag speisen. Die religiöse Botschaft soll ihnen an Weihnachten nicht durch Predigten sondern allein durch die Tatsache vermittelt werden, dass sie in der Kirche einen Ort der Wärme, der Gastlichkeit finden. Jesus Christus habe bei seiner Geburt auch keine Gastfreundschaft erfahren, sagt Zucconi. Deshalb müsse die Kirche all diejenigen aufnehmen, die ansonsten buchstäblich draußen bleiben.
Obdachlose, Arbeitslose und Migranten, die soziale Dienste wie die Suppenküche in der Via Dandolo in Anspruch nehmen, erhalten eine persönliche Einladungskarte für das Weihnachtsessen in der Basilika. Viele von ihnen bringen Freunde mit. Deshalb stehen immer weitere Tische bereit, die im Notfall schnell gedeckt und geschmückt werden. Denn es geht nicht nur um ein warmes Essen, sondern auch um eine persönliche Behandlung von Menschen, die in vielen Fällen eine namenlose Existenz führten, sagt Zucconi.
Dank der Hilfe von 4000 Freiwilligen für insgesamt zehn Weihnachtsessen allein in Rom muss SantEgidio keine teuren Catering-Services in Anspruch nehmen. Das Riesenfest gebe es "zum Nulltarif", versichert Zucconi. Nahrungsmittel und Geschenke erhalte die Gemeinschaft als Spenden.
Bevor die Gäste wieder in die Abendkälte entlassen werden, erhalten Arme und Obdachlose persönliche Geschenke. SantEgidio sammelt das gesamte Jahr über nützliche Gegenstände wie kleine Radios und Kleidungsstücke. Jeder Gast des Weihnachtsessens erhält deshalb ein mit seinem Namen versehenes eigens in Schmuckpapier eingewickeltes Päckchen. "Schals, Hüte und Handschuhe für diejenigen, die auf der Straße wohnen. Pullover oder eine Krawatte für jene, die sich gern gut anziehen." Wichtig sei nicht nur, nützliche Geschenke zu machen, meint Zucconi, sondern persönliche "als Zeichen der Würde von Menschen, die häufig vergessen werden".

Die Gemeinschaft SantEgidio
1968 wurde die Gemeinschaft Sant Egidio in Rom von jungen Katholiken gegründet, die sich im Geist von Franz von Assisi im Gebet versammelten und Unterricht in Barackenvierteln am Stadtrand organisierten. Heute hat sie 50 000 Mitglieder in 70 Ländern.
Sie engagiert sich für den interreligiösen Dialog und setzt sich für Frieden und Menschenrechte ein. Seit dem auf Wunsch von Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi veranstalteten interreligiösen Friedensgebet lädt die Basisgemeinschaft jedes Jahr an einem anderen Ort internationale Vertreter aus Religion, Politik, Wirtschaft und Kultur zu Nachfolgetreffen ein.
2009 wurde die Gemeinschaft mit dem Aachener Karlspreis ausgezeichnet.
Aus ihrer kleinen Stammkirche SantEgidio in Rom zog die Gemeinschaft mit ihrem täglichen Abendgebet vor wenigen Jahren in die benachbarte Basilika Santa Maria in Trastevere um. gab


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