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19 Desember 2015

Würzburg

Das bundesweit größte Weihnachtsfest

 
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1000 Gäste, 300 bis 400 Helfer, drei unterschiedliche Menüs zur Auswahl und für jeden das passende Geschenk: Die Dimension des Weihnachtsfestes der Gemeinde Sant'Egidio in Würzburg stellt so ziemlich alles, was man von üblichen Weihnachtsfeiern kennt, in den Schatten. Traditionell feiert die katholische Glaubensgemeinschaft Sant'Egidio weltweit am 25. Dezember Weihnachten mit Bedürftigen wie Obdachlosen, Flüchtlingen, sozial schwachen Familien und Menschen mit Behinderung. Das Fest in Würzburg ist mittlerweile das größte bundesweit – und wird von den allesamt ehrenamtlichen Helfern im Vorfeld in unzähligen Arbeitsstunden vorbereitet.

„Das ganze Jahr über laufen schon die Vorbereitungen“, erklärt Klaus Reder, der Vorsitzende der Würzburger Gemeinschaft. Rund 200 Helfer sind jedes Jahr wieder dabei, wenn es darum geht, den Festsaal – seit vergangenem Jahr ist das die Posthalle – zu schmücken, Spenden einzusammeln, Essen zu kochen, zu servieren und Geschenke zu verteilen. 100 bis 200 Helfer kommen neu dazu. Sie müssen erst eingelernt und vor allem eingestimmt werden.
 

Helfer aus aller Herren Länder

Diesen Part übernimmt bei den Vorbereitungstreffen im Advent Pfarrer Matthias Leineweber, der geistliche Begleiter der Gemeinschaft Sant'Egidio. Mit leuchtenden Augen zählt er auf, aus welchen Ländern die vor ihm sitzenden Helfer kommen: Armenien, Kenia, Eritrea, Afghanistan, Brasilien, Guinea, Ukraine, Polen, Libyen, Aserbaidschan, Syrien, Äthiopien, Iran, Irak … und Deutschland. Er betont: „Es ist nicht so, dass wir Deutschen ein Fest für Ausländer, Obdachlose und Behinderte machen, sondern dass wir gemeinsam ein Fest feiern!“ Auch deshalb heißen bei Sant'Egidio alle „Freunde“.

„Niemand ist einer, der nur Hilfe braucht oder nur Hilfe gibt“, sagt Leineweber. Einer der neuen Helfer bestätigt das: „Nach einem Schlaganfall kann ich mich nicht mehr gut bewegen, aber ich kann drei Sprachen“, erklärt der 67-jährige Arzt und fügt hinzu: „Ich wäre an Weihnachten sonst alleine, aber hier habe ich einen sinnvollen Platz.“

Mit Fotos von den Festen rund um den Globus – von Antwerpen bis Bujumbura in Burundi, von München bis Phnom Penh in Kambodscha – stimmt Pfarrer Leineweber die Anwesenden auf die Internationalität des Festes ein. Viele der Ausländer, die jetzt als Helfer zur Verfügung stehen, waren einst selbst Gäste – so wie Demissie Dagnachew aus Äthiopien. „Als ich 1993 nach Deutschland kam, hatten wir es als Ausländer sehr schwer. Jetzt, wo ich integriert bin, möchte ich helfen“, erzählt er. „Es ist ein Kreislauf der Integration“, bestätigt auch Klaus Reder.

Bei der Mammut-Aufgabe, vor der die Gemeinschaft bei jedem Fest steht, kann sie auf ein dichtes Netzwerk zurückgreifen: Unternehmen, Geschäftsleute und auch prominente Privatpersonen aus ganz Unterfranken stellen ihre Dienste und ihre Fachkenntnisse zur Verfügung, sei es beim Sammeln von Geldspenden oder beim korrekten Aufschneiden des Fleischs am Festtag.

Denn gerade auf die Details wird beim Weihnachtsfest großer Wert gelegt: eine ausgefeilte Sitzordnung, persönliche Einladungen, sauber eingeschenkte und gleichzeitig servierte Suppen und natürlich die namentlich gekennzeichneten, für jeden Gast persönlich ausgewählten Geschenke. „Wir kennen von einigen die persönlichen Wünsche durch Gespräche, zum Beispiel in der Mensa“, erzählt Reder und fischt aus dem Riesenberg gesammelter Geschenke ein paar Vorratsdosen heraus. „Die hat sich jemand zum Beispiel speziell gewünscht.“

Fast alle geladenen „Freunde“ sind bekannt, etwa durch die kostenlosen Sprachkurse, die die Gemeinschaft für Flüchtlinge anbietet, oder durch Angebote für Obdachlose oder sozial schwache Familien. „Wir wissen auch, wer zum Beispiel Probleme bei der Hygiene hat oder wer in der Nähe der Toilette sitzen muss“, verrät Reder. Dann wird im Vorfeld eben jemand zum Waschen und Anziehen geschickt oder ein passender Platz ausgewählt.

Um allen gerecht zu werden, gibt es am Festtag auch drei unterschiedliche Menüs: gutbürgerlich Blaukraut und Klöße, Hähnchen mit Basmati-Reis sowie vegane, gefüllte Auberginen. Das Rezept für den orientalischen Reis wurde von den Köchen der Würzburger Universität, die jedes Jahr die Essensvorbereitung übernehmen, extra gemeinsam mit Syrern ausprobiert.

Die Hauptmotivation der Helfer ist laut Klaus Reder, „Weihnachten ganz konkret zu leben“. So sieht es auch der 42-jährige Alexander, der bereits das dritte Mal dabei ist. „Die Freude an dem Fest ergibt mehr Sinn als reine Familientermine.“ Alleine hätten einige Angst, zum Beispiel einen Obdachlosen zum Fest zu sich nach Hause einzuladen, vermutet Klaus Reder. „In der Gemeinschaft ist es einfacher.“ Ganze Familien seien seit Jahren involviert und machen das Fest von Sant'Egidio zu ihrem eigenen Familienfest. Und „jeder gibt, so viel er kann“ – sowohl an Geld, Geschenken als auch vor allem an Zeit. Eine langjährige Helferin beispielsweise nehme sich jedes Jahr im Dezember zwei Wochen Urlaub, um Geschenke vorzusortieren, andere kommen nur am Fest.

Aktuell ist die Hochphase der Vorbereitung. Dass das alles anstrengend ist, will Klaus Reder gar nicht leugnen. „Man muss da schon positiv rangehen.“ Das Fest selbst sei für die Helfer auch körperlich sehr herausfordernd. „Tage vorher schon schleppen und schmücken, zehn Stunden rennen und dann noch sauber machen – das ist schon stressig.“ Und dann? „Sind alle müde und glücklich.“ Da ist er sich sicher. Denn: „Es hat bisher immer geklappt.“

Weitere Helfer, Spenden und Geschenke sind der Gemeinschaft jederzeit willkommen. Interessierte können sich im Büro von Sant'Egidio (Schönthalstraße 6, Würzburg) oder unter 0931/322940 und [email protected] melden. Tagsüber steht im Foyer ein Korb für Geschenkespenden bereit.