Wegen des Schnees kamen nicht so viele Gäste wie erwartet am Samstag zum traditionellen Weihnachtsessen, das die Gemeinschaft Sant' Egidio am 1. Weihnachtsfeiertag für ihre ärmeren, kranken und behinderten Freunde ausrichtet. Trotzdem waren es fast 200, die in die Schönthalstraße 6 kamen und dort von 55 Helfern bewirtet und unterhalten wurden.
Trotz des Winterwetters zum Fest geschafft hat es der 79-jährige Gerassimos Giochalas, der 1961 aus Griechenland nach Deutschland kam. Seine Tochter hat ihn und seine Frau Gunda vor drei Jahren zur Mensa der Gemeinschaft gebracht, seitdem kommen sie auch zum Fest. „Uns gefällt es hier sehr zu sehen, dass alle Leute glücklich sind, vor allem weil sie an Weihnachten nicht alleine sein müssen“, so das Ehepaar aus Versbach.
Das Essen – Leberknödelsuppe, Braten mit Klößen und Blaukraut und ein Nachtisch – wird ihnen von Verena Denkard serviert. Sie kam mit einer Freundin und ihrem Vater zum Helfen, sie ist in diesem Jahr schon zum vierten Mal dabei. „Es ist so schön zu sehen, wie sich die Menscher hier freuen, nur weil wir ihnen etwas zu Essen bringen. Das ist für uns schon eine selbstverständliche Kleinigkeit“, findet die 17-Jährige und trägt Essen zu den Tischen, schenkt Getränke ein und unterhält sich mit den Gästen. „Ein Engel ist sie“, findet deswegen Bobby, der seinen vollen Namen nicht verraten möchte. Er ist bedürftig sagt er über sich, deshalb freut er sich am meisten über das gute Essen.
Dem Wetter getrotzt hat Franz Herrmann, er kam mit dem Fahrrad aus Randersacker. Bei seinen Besuchen in der Mensa erfuhr er vom Weihnachtsessen. „Schade, dass manche wegen des Wetters nicht kommen können. Ich fahre stets mit dem Rad, in diesem Jahr bin ich ganz allein den Jakobsweg gefahren“, erzählt er Sieglinde Kast, die zum ersten Mal als Helferin dabei ist und die Gäste am Tisch unterhält. „Eine Freundin hat sich den Arm gebrochen, ich vertrete sie. Es ist so ein gutes Gefühl, ich helfe gerne wieder, wenn ich gebraucht werde“, ist sie von der Atmosphäre begeistert.
Michele Ghimichele aus Eritrea sitzt mit seiner Frau und seiner Tochter am Tisch von Susanne Bühl, die schon lange in der Gemeinschaft aktiv ist. Er wohnte vor fünf Jahren in der Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer Straße, lernte dort Pfarrer Matthias Leineweber und damit Sant' Egidio kennen. „Ich bin mir sicher, dass Gott uns zusammengeführt hat. Sant' Egidio macht keine Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß, Reich oder Arm. Für mich sind sie heilige Leute“, betont Ghimichele, der regelmäßig die Gottesdienste der Gemeinschaft besucht. „Der Glaube verbindet uns jenseits von Kultur und Herkunft“, bestätigt Susanne Bühl, „und Gottesdienste werden überall gleich gefeiert, dabei fühlen sich die Leute zu Hause, egal wo sie sind.“
Bühl dankt den Spendern und Helfern: Metzgerei Martin, Party-Service Hollerbach, Handballerinnen des TSV Bergtheim, Bäckereien Steigerwald und Hanselmann, Mainfränkische Werkstätten, Firma Selgros, Freiwillige Feuerwehr Würzburg, Fränkischer Weinbauverband, Friseur Titze und Volksbank Raiffeisenbank Schweinfurt.