












von
Stefania Tallei
|
Gezwungen, innezuhalten
Die Erfahrung der Inhaftierung, auch wenn sie in vielerlei Hinsicht destruktiv ist, zeigt sich f�r einige Menschen als
eine Gelegenheit, die zum Nachdenken zwingt. Nicht selten leben M�nner und Frauen, die zum Innehalten gezwungen sind, Momente der intensiven existentiellen, manchmal auch spirituellen Suche. H�ufiger als in einem anderen Kontext stellen sich Reflexionen und Fragen �ber das Leben ein, die menschlichen Beziehungen, die Gesellschaft und anderes. Die Realit�t der Institution Gef�ngnis hat M�he, diese Problematik, die doch so h�ufig ist, wahrzunehmen, und auf diese Weise wird der eigentliche Zweck der Strafe, die Rehabilitation, nicht verwirklicht.
Au�erdem bringt das Gef�ngnis mit sich, da� man jeden Tag mit der Armut seiner Mitgefangenen konfrontiert wird. Es gibt Zellengef�hrten, die nichts haben. So kann es kommen, da� man auf den R�cksicht nehmen mu�, der das Paket mit Kleidern oder mit Essen nicht bekommen hat und das teilen mu�, was man hat.
Freundschaft und Solidarit�t werden zu t�glichen Erfahrungen, die manchmal intensiver sind als man sie drau�en gelebt
hat. Diese starken Gef�hle haben auf Menschen, deren Lebensweg von sozialem Wohlstand gepr�gt war und durch den Aufenthalt im Gef�ngnis unterbrochen wurde, eine starke Anziehungskraft ausge�bt und tun dies noch immer. Bekannt sind die Geschichten von Menschen, die sich nach einem Gef�ngnisaufenthalt f�r die Verbesserung der Rechte innerhalb der Institution Gef�ngnis eingesetzt haben.
Liebe M.,
wir warten auf euer Gruppenfoto. Wenn du einige Briefmarken zur Hand hast, ist uns das n�tzlich, auch weil bei uns Gefangene sind, die �berhaupt nichts haben, und die mich bitten, Gesuche zu verfassen und einige Briefe f�r sie zu schreiben; sie haben kein Schreibzeug und kein Porto. Wenn wir die Pakete mit Kleidung bekommen, werden wir manche Kleidungsst�cke den anderen Gefangenen geben, die �berhaupt keine Unterst�tzung einer Familie haben. Wir denken mit Freundschaft und Sympathie an dich und danken dir.
|
|