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Dankgottesdienst zum 50. Jahrestag der Gemeinschaft Sant’Egidio

10. Februar um 17.30 Uhr in der Lateranbasilika des Hl. Johannes

Die ersten Personen sind 2018 durch die humanitären Korridore in Italien angekommen. Die neue Phase des Projektes, das zum Modell der Gastfreundschaft und Integration für Europa geworden ist


 
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12 September 2011 16:00 | Hochschule für Philosophie, Aula

Essay über die Frau in der evangelischen Theologie und Kirche, Anna-Maria aus der Wiesche



Anna-Maria aus der Wiesche


Communität Christusbruderschaft Selbitz, Deutschland

Innerhalb der evangelischen Kirche gab es in den letzten Jahrzehnten im Verständnis der Frau einen starken Wandel. Dieser wurde zum einen durch gesellschaftliche Veränderungen eingeleitet, zum anderen durch Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Arbeiten von Frauen über das Erste und Zweite Testament, über Kirchengeschichte und Spiritualität. Solange Theologie hauptsächlich eine Domäne der Männer war, war auch der Blick und die Fragestellung spezifisch männlich geprägt. Frauen stellen andere Fragen, entwickeln andere Sichten und kommen zu anderen Ergebnissen.
1.    Die Frau als Verkündigerin des Auferstandenen
In unseren heiligen Schriften, dem Zweiten Testament, werden viele Begegnungen Jesu mit Frauen und Männern beschrieben. Seine Zuwendung zu Frauen ist durchgehend mit wertschätzender Achtung beschrieben (z.B. Lk 13, 10-17; Mk 14, 3-9). Er hält sie des Glaubens (Joh 11, 1-45), der theologischen Lehre (Joh 4,19-26)  und der Verkündigung (Joh 20, 11-18) den Männern gegenüber für ebenbürtig. Er schützt sie vor Verurteilung und Bedrängnis ( Lk 7, 36-50; Joh 8, 1-11). Sie, die Frauen,  sind es, die im Leiden am Kreuz bei ihm ausharren, während die Jünger fliehen (Mt 27, 55-56).
Als Auferstandener begegnet Jesus Christus am Ostermorgen nach dem Johannesevangelium zuerst einer Frau, Maria von Magdalena. Er spricht sie auf ihren Schmerz an, wehrt jegliche Haltung der Haftung ab und sendet sie mit dem Auftrag der Verkündigung hin zu den Jüngern. „Maria von Magdala ging und verkündigte den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen und das hat er zu mir gesagt.“ Joh 20, 18. In der westlichen Tradition wird Maria von Magdala „apostola apostolorum“ genannt. Dies ist in späteren Jahrhunderten in Vergessenheit geraten und verschwiegen worden.

2.    Die Frau im Amt in den ersten Jahrhunderten
Professorinnen der Kirchengeschichte haben aus den archäologischen Zeugnissen und Texten der Kirchenväter neu Erkenntnisse erkundet.  Es kam eine verdrängte Frauengeschichte ans Licht. Frauen haben in den ersten Jahrhunderten verschiedene geistliche Ämter inne gehabt. Sie waren Prophetinnen, Lehrerinnen, Presbyterinnen, Diakoninnen und Bischöfinnen. „Die gleichwertige Mitarbeit, Amtstätigkeit und Ordination von Frauen in den christlichen Kirchen hat eine lange Tradition.“  Jedoch gab es einen Abbruch dieser Praxis und eine lange Phase, in der das theologische Amt allein den Männern vorbehalten und dementsprechend von ihnen geprägt wurde.


3.    Ordination der Frau
Die neuen theologischen Erkenntnisse und hermeneutischen Forschungen haben den Weg zum Amt für die Frau in meiner Kirche geöffnet. Seit 1975 ist die Ordination von Frauen in der Evangelisch Lutherischen Kirche in Bayern Praxis. Hierin unterscheiden wir uns von den katholischen und orthodoxen Schwesterkirchen. In der Ökumene der christlichen Kirchen und im Gespräch zwischen verschiedenen Religionsvertretern bleibt es eine offene Frage, in der wir weiter im Gespräch bleiben sollten. 

4.    Frauen setzen sich für Frauen und Kinder ein
In den letzten Jahren begannen christliche Frauen, sich mehr und mehr für die Rechte von Frauen und Kindern in Kirche und Gesellschaft einzusetzen. 2001 wurde die Dekade zur Überwindung von Gewalt  vom Ökumenischen Rat der Kirchen ausgerufen und von unserer Kirche voll und ganz übernommen und unterstützt. Frauen halfen anderen Frauen, über seelische, körperliche und sexuelle Gewalt gegen sie selbst oder ihre Kinder im häuslichen und gesellschaftlichen Bereich zu reden. Selbsthilfegruppen wurden eingerichtet, Rechtsschutz gewährt, neue Lebensgestaltung ermöglicht. In Verantwortung als Glaubende an den Gott des Friedens und der Versöhnung beginnen Frauen, gesellschaftliche und politische Verantwortung füreinander einzunehmen.

5.    Frauen bereichern die Welt mit ihrer Spiritualität
Frauen bereichern die Spiritualität mit ihrem ganzheitlichen Ansatz des Glaubens. Alle Dimensionen des Lebens werden einbezogen und alle Bereiche des Menschseins miteinander in Beziehung gesetzt. Die Leiblichkeit des Glaubensausdrucks und die Einbeziehung von Seele und Geist werden stärker von Frauen ausgedrückt als von Männern. Glaube als reine Abstraktion des Denkens verblasst gegenüber einem Glauben, der Denken und Fühlen, Anerkennung und Hingabe umfasst. 
Die Mystik, als glaubende Gotteserkenntnis und Gotteserfahrung von der evangelischen Theologie oft der Einbildung verdächtigt , wird durch begabte Frauen als inwendige Wirklichkeit des liebenden Glaubens an Gott neu verstanden und ans Licht gehoben. Die Gründerin der Communität Christusbruderschaft Selbitz,  Hanna Hümmer,   war eine prophetisch und mystisch begabte Frau. Durch die Gnade des inneren Hörens auf Gott entstand eine evangelische Ordensgemeinschaft von Frauen und Männern. Hanna Hümmer sah beide, Mann und Frau, als  auf Gott hin geschaffen: „Gott hat sich ein Du geschaffen, an das er sich restlos verschenken will: den Menschen. Du bist geschaffen zum Du seiner großen Liebe.“

6.    Gleichwertigkeit von Mann und Frau
Die Bibel spricht von der Gleichwertigkeit in der Unterschiedlichkeit von Mann und Frau: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ Gen1, 27-28a.  So heißt es in der Schöpfungsgeschichte im Ersten Testament. Das Bild Gottes ist nur dann vollständig, wenn es sich in beiden Geschlechtern spiegelt. Die Frau ist Gefährtin des Mannes, ihm ebenbürtig. 
So auch in der Verkündigung Jesu, der in seiner Kritik am jüdischen Scheidungsrecht seiner Zeit die Umwandlung des einseitigen patriarchalischen Besitzrechts in eine gleichrangige Verbindung auf Gegenseitigkeit und Treue fordert.
Es gibt einen Strang des Denkens in den Briefen des Paulus, in denen die Frau dem Mann gegenüber als nachrangig und damit als minderwertiger gesehen wird.  Und doch wird vom gleichen Autor, Paulus, die Gleichstellung durch das neue Sein in Jesus Christus durch die Taufe beschrieben als: „ Hier ist nicht (…) Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Jesus Christus.“ Gal 3, 28 Wenn auch Paulus, wie jeder Mensch zu seiner Zeit, vom Denken seiner Zeit abhängig ist, so kann er doch grundsätzlich die Christen und Christinnen dazu auffordern die neugewonnene Freiheit der Liebe in Jesus Christus nicht zu verlieren.  Dies gilt es in jeder Gesellschaft zu jeder Zeit neu umzusetzen, dem Glauben an Gott in der Liebe zu allen Menschen Gestalt zu geben .
 
7.    Kritische Würdigung
Die Frauenbewegung des vorigen Jahrhunderts in der westlichen Welt hat die Grundlage für die feministische Theologie geschaffen. Vertreterinnen meiner und der Generation davor sahen und sehen darin einen wichtigen Durchbruch, wogegen viele der jungen Theologinnen zu Recht an einigen Gedanken Kritik üben.  Für sie ist die Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau in vielen Bereichen Wirklichkeit geworden.  Heute gilt es, den Wert der Ehe und der Familie zu schützen.  Es wird bleibende Aufgabe sein, in jeder Gesellschaft und Religion das versöhnende Miteinander zwischen Frauen und Männern und Frauen und Frauen und Männern und Männern zu gestalten. Immer wieder kommt es beidseitig zu Verletzungen und Demütigungen. Die Kraft der Vergebung ist Gottes Geschenk an uns Menschen. In Gottes Liebe verwurzelt können wir, Frauen und Männer,  Liebende sein und werden und einander zum Leben verhelfen.

Christliche Frauen treffen sich mit Frauen aus anderen Religionen, sie teilen den Alltag in Verantwortung für die Kinder im Kindergarten, in der Schule, arbeiten zusammen im Beruf. Christliche Frauen lernen die andere Religion oft durch Frauen kennen, die ihre Nachbarinnen und Kolleginnen sind.
Es beginnt eine theologische Zusammenarbeit zwischen Frauen verschiedener Religionsgemeinschaften: Theologinnen treffen sich mit Rabbinerinnen und islamischen Wissenschaftlerinnen. Vom gegenseitigen Kennenlernen weitet sich der Blick auf das Wohl aller Menschen und Geschöpfe.

Die neue Entwicklung in der Frauenfrage in der Evangelischen Kirche hat auch einen neuen Blick auf Gott entfaltet. ER ist Vater und Mutter, in IHM sind wir Schwestern und Brüder. ER ist barmherzig und gerecht. ER ist geheimnisvolle Tiefe und Selbstmitteilung in Wahrheit und Liebe. Alles hat sein letztes Geheimnis in IHM.


München  2011

Botschaft
von Papst
Benedikt XVI


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