Die Worte von Papst Benedikt XVI. beim Besuch der Gemeinschaft in der Mensa für die Armen in Rom am 27. Dezember 2009 sind auch eine Zusammenfassung für das alltägliche Leben der Gemeinschaft Sant'Egidio:
"Liebe Freunde!
Es ist für mich eine bewegende Erfahrung, bei euch zu sein, hier in dieser Familie der Gemeinschaft Sant'Egidio, mit den Freunden Jesu zu sein, denn Jesus liebt gerade die leidenden Menschen, die Menschen mit Schwierigkeiten, und er möchte sie als seine Brüder und Schwestern haben... Während des Mahles habe ich leidvolle Geschichten voller Menschlichkeit gehört, auch Geschichten einer wiedergefundenen Liebe hier bei Sant'Egidio: Erfahrungen von alten Menschen, Emigranten, Obdachlosen, Zigeunern, Behinderten, Menschen mit wirtschaftlichen Problemen oder anderen Schwierigkeiten, alle in je eigener Weise vom Leben gezeichnet. Ich bin hier bei euch, um euch zu sagen, dass ich euch nahe bin und euch gern habe und dass eure Personen und eure Geschichten nicht weit von meinen Gedanken entfernt sind, sondern im Mittelpunkt und im Herzen der Gemeinschaft der Gläubigen und so auch in meinem Herzen.
Durch Liebesgesten der Anhänger Jesu wird die Wahrheit sichtbar, dass Gott uns zuerst geliebt hat und weiterhin zuerst liebt; deswegen können auch wir mit Liebe antworten (vgl. Deus caritas est, 17). Jesus sagt: ‚Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen" (Mt 25,35-36). Und er sagt abschließend: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (V. 40).
Wenn man diese Worte hört, muss man sich dann nicht wirklich als Freund derer fühlen, mit denen sich der Herr identifiziert? Es sind nicht nur Freunde, sondern auch Verwandte. Ich bin am Fest der Heiligen Familie zu euch gekommen, weil sie Euch gewissermaßen ähnlich ist: Tatsächlich ist auch die Familie Jesu von Anfang an auf vielerlei Probleme gestoßen: Sie ist mit der Situation konfrontiert worden, auf verschlossene Türen zu stoßen, war gezwungen, nach Ägypten auszuwandern aufgrund der Gewalt des Herodes. Ihr wisst nur allzu gut, was es heißt, in Schwierigkeiten zu sein, aber Ihr trefft hier bei der Gemeinschaft Sant'Egidio auf liebevolle Hilfe. Einige von Euch haben hier ein zu Hause, ein Zeichen der Liebe Gottes für die Armen gefunden.
Heute wird hier Wirklichkeit, was zu Hause geschieht: Der Dienende und der Helfende vermischen sich mit dem, dem geholfen wird und der bedient wird, und auf dem ersten Platz sitzt derjenige mit dem größten Bedürfnis. Es kommt mir das Psalmwort in den Sinn: "Seht doch, wir gut und schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen" (Ps 133,1). Der von der Gemeinschaft Sant'Egidio in so lobenswerter Weise getragene Einsatz dafür, dass der, der allein oder bedürftig ist, sich wie in einer Familie zu Hause fühlt, entsteht aus dem aufmerksamen Hören auf das Wort Gottes und dem Gebet. Ich möchte alle ermutigen, mit Ausdauer auf diesem Weg des Glaubens zu bleiben."
Das Zusammentreffen mit dem Weihnachtsfest macht deutlich, dass die Gemeinschaft Sant'Egidio ein Synonym für Freundschaft mit den Armen auf der ganzen Welt ist, in Gefängnissen, Bidonvilles und großen Stadtrandvierteln und dass Weihnachten eine neue und natürliche Bedeutung als Treffpunkt der "Familie mit den Armen" gewonnen hat. Über 120.000 Menschen waren bei Hunderten von Weihnachtsessen weltweit vereint und sind dafür ein weltumgreifendes Beispiel. Oft kamen städtische Vertreter und Bischöfe zu Besuch, sie konnten durch die Hilfe vieler stattfinden, Gläubiger und Nichtgläubiger; alle machten die ansteckende Entdeckung dessen, was in einer Welt wirklich zählt, die den Sinn der Kostenlosigkeit immer mehr verliert.
Dieses Jahr war besonders von einer vertieften Spiritualität und biblischen Reflexion mit einem Weg von innnerlicher Erneuerung gekennzeichnet, wodurch der Besuch der Gebetsorte der Gemeinschaft in vielen Städten Italiens und der Welt gestärkt wurde. Es wurden Häuser, Kulturzentren und Gebetsorte an verschiedenen Orten eröffnet, wie in Kigali und Havanna. Zusammenfassend war es ein programmatisches Jahr spiritueller Erneuerung, von Rückkehr zu den Wurzeln und Vertiefen der Berufung des Friedens im ganzen Leben der Gemeinschaft, nicht nur in der Betrachtung und im Einsatz der Versöhnung in Konflikten. Das Gebet steht im Mittelpunkt des Lebens der Gemeinschaft, denn wo eine Gemeinschaft Sant'Egidio besteht, sei es in Italien oder weltweit, gibt es ein Gebet, das allen offensteht.
Deshalb ist erklärbar, warum das zentrale Gebet der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Basilika Santa Maria in Trastevere in Rom zu einem Wallfahrts- und Gebetsort der Stadt mit ca. 300.000 Besuchern im Jahr geworden ist. Das allabendliche Gebet hat diesen Ort zu einer der meistbesuchtesten "städtischen Pilgerstätten" in Rom und weltweit gemacht, die einzige am Abend geöffnete. Auch die Feiern und Besuche am Gedenkort in der St. Bartholomäusbasilika auf der Tiberinsel haben zugenommen, an dem Reliquien und Zeugnisse der Märtyrer und Glaubenszeugen der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit aufbewahrt werden. Das Gebet in Rom wird direkt von Radio InBlu in Italien übertragen und ist auch über die Homepage auf anderen Kontinenten mitzuverfolgen.
Das vergangene Jahr war schwierig für die Welt, in Italien und in vielen der 70 Länder, in denen die Gemeinschaft Sant'Egidio mit 50.000 Mitgliedern und vielen Freunden lebt. Die schwierige weltweite Erholung, der Verlust der Arbeit von vielen, die geringen Mittel für die Entwicklungshilfe und Solidarität, ein Mangel an Visionen und Zusammenhalt in vielen europäischen Gesellschaften und im Süden der Welt, die zunehmende städtische Gewalt in den Megastädten und Peripherien im Westen, in Afrika und den Ländern mit neuen Entwicklungen, die Krise einer solidarischen Einstellung gegenüber Afrika und einer gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Europa und Afrika, Erdbeben in Europa und Naturkatastrophen, die durch Habgier und Mangel an Prävention epochale Ausmaße angenommen haben, haben das Leben in weiten Teilen des Planeten begleitet.
Die Gemeinschaften von Sant'Egidio haben an den meisten der Schwierigkeiten der Welt Anteil genommen, nicht nur durch die Solidarität mit den Schwachen, sondern auch weil sie natürlicherweise im Kontakt sind mit alten und neuen Wunden.
Die Angst hat sich als große Versuchung besonders in den europäischen Gesellschaften und in Italien im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise und sozialen Problemen aufgedrängt und das Gefühl von Unsicherheit angesichts der Zukunft verstärkt. Das führte unter anderem in vielen Gegenden der Welt zu zunehmender Gewalt und zur Ausgrenzung der Armen oder der ethnischen und sozialen Minderheiten als Erklärung möglicher Ursachen für eine zunehmende Unischerheit und für persönliche und soziale Schwierigkeiten. Deshalb hat sich die Gemeinschaft Sant'Egidio in vielen Städten in Italien, Europa und Afrika in Gegegenden, in denen Christen, Zigeuner, Obdachlose, Straßenkinder, alte Menschen und Minderheiten Ziel von Gewalt wurden, dafür eingesetzt, die Grundlagen für das "Zusammenleben" zu stärken und das Gefühl von Angst und Unsicherheit, die Einsamkeit der Großstädte, die Entwurzelung und die Suche nach Sündenböcken abzubauen. Die Gewalt und eine Kultur der Gewalt wurde bekämpft durch die "Schulen des Friedens", die internationale Bewegung von Menschen des Friedens, das Land des Regenbogens, die Freunde, Es lebe, wer alt ist!, Jugend für den Frieden und die Gemeinschaften und die Schulen des Evangeliums in den Stadtrandvierteln.
Am 23. Dezember 2009 besuchte der Präsident Italiens, Giorgio Napolitano, die Gemeinschaft Sant'Egidio und wollte damit den Blick auf eine notwendige größere Aufmerksamkeit für das Leben der Schwachen und sozial Ausgegrenzten lenken, indem er Behinderte, Immigranten, Zigeuner, alte Menschen, Kinder, Obdachlose und Arbeitslose traf.
Überall, wo eine Gemeinschaft Sant'Egidio in Italien und weltweit lebt, war 2009 ein Jahr der spirituellen Vertiefung und des Gebetes und auch ein Jahr für Afrika, das eine wichtige Bewährungsprobe für eine neue Identität und eine positive Rolle Europas in der Welt und für die Kirche darstellt. Die Gastfreundschaft für die in Rom zur Afrikasynode versammelten Bischofe und die Beiträge von Mitgliedern der Gemeinschaft, die Delegierte der Synode waren, waren in diesem Zusammenhang nicht unwichtig, wie auch die große Liturgie für Afrika, die mit den Synodenvätern in Santa Maria in Trastevere gefeiert wurde. Afrika und die Freundschaft mit Afrika standen im Mittelpunkt der in Rom organisierten Tagung "Äthiopien, ein afrikanisches Christentum" mit dem Patriarchen der orthodoxen Kirche in Äthiopien, Abuna Paulos. Es wurde auch an die Zukunft gedacht, wie bei der Tagung "Europa, China und Afrika: neue Wege der internationalen Entwicklung", die in Rom mit Wissenschaftlern und Persönlichkeiten aus beiden Kontinenten und aus dem asiatischen Land stattfand.
Das Jahr voller Gewalt weltweit hat auch die Gemeinschaft nicht verschont. Die Ermordung von William Quijano, einem jungen Verantwortlichen der Gemeinschaft Sant'Egidio in San Salvador durch die "Maras", weil er sich für den Aufbau einer alternativen Kultur des Friedens für die ausgegrenzten Kinder dieses Landes eingesetzt hatte, hat die Gemeinschaft schwer getroffen und die Zahl der Zeugen des Evangeliums vergrößert, die ihr Leben aus Freundschaft zu den Armen kostenlos für die anderen hingeben. Wie Floribert, einem anderen jungen Gemeinschaftsmitglied, der beim Zoll arbeitete und vor fast zwei Jahren an der Grenze Kongos getötet wurde, weil er korrupte Vorgänge verhinderte, durch die das Leben vieler gefährdert worden wäre. In Goma wurde eine Schule für Flüchtlinge nach ihm benannt in der Region der Großen Seen, die noch unter den Folgen von Krieg und Armut nach dem Vulkanausbruch leidet.
Die Gewalt hatte oft die Armen, Minderheiten oder Immigranten zum Ziel, in Italien und anderswo. Im ganzen Jahr fanden Initiativen der Gemeinschaft statt, um kulturell und mit Vorschlägen den Vereinfachungen zu widersprechen, die das Leben der schon durch Armut gezeichneten Personen durch Vorschriften unter dem Deckmantel der "Sicherheit" in Italien und anderswo erschweren. In Kiew fand eine öffentliche Kundgebung zur Verteidigung der "unsichtbaren" Armen statt; in Bukavu wurden zwei Straßenkinder, die aus Gründen der "städtischen Sauberkeit" verhaftet worden waren, befreit und in die Familien und Gemeinschaften zurückgebracht; es konnte eine Aufenthaltsgenehmigung für den Bruder eines jungen Senegalesen erwirkt werden, der in Civitavecchia nicht weit von Rom ermordet wurde, damit er die Familie unterstützen kann; in Neapel fand im Viertel Ponticelli ein Marsch der Gemeinschaft mit Tausenden Menschen statt als Antwort auf die Gewalt gegen Roma; mit Kardinal Sepe und Roberto Saviano fand eine kulturelle Reflexionsveranstaltung über das Böse und die Gewalt statt; in Ungarn wurde Märsche durchgeführt, um gegen Antisemitismus und Gewalt gegen Arme zu demonstrieren; in Garoua in Kamerun wurden Gefangene durch das "Lösegeld" der Gemeinschaft befreit; in Cali in Kolumbien wurde nach dem Versuch einer Vergiftung von Obdachlosen eine Gebetswache gehalten und konkrete Solidarität geleistet: das alles ist ein Echo der vielen kleinen und großen Initiativen der Gemeinschaften von Sant'Egidio, durch die sie für ein Klima des gesellschaftlichen Zusammenlebens arbeiten und einen Schutz gegen individuelle und kollektive Gewalt aufbauen.
In dieser Hinsicht haben sich in Italien verschiedene Gemeinschaften für einen Vorschlag eingesetzt und gleichzeitig Missstände beklagt und Vernunft angemahnt, um die Last von nicht immer notwendigen Initiativen auf dem Gebiet der Sicherheit und die große Gefahr von Kriminalisierung der Armen zu mindern. Das Jahr war von einem nicht einfachen Einsatz gekennzeichnet, die Einführung der Straftat der Illegalität in Italien zu verhindern, die zur Überfüllung und zu unerträglichen Zuständigen in den italienischen Gefängnissen geführt hat, aber die Sicherheit nicht erhöhte. Gleichzeitig gab es ein Engagement für die sogenannten "Pflegekräfte" ohne Arbeitsvertrag, es wurde auf Gewalt gegen die Rechte der Romakinder hingewiesen und eine Anstrengung zu ihrer Beschulung unternommen, die ständig von Räumungen unterbrochen wurde; es wurde versucht, die nationale Aufmerksamkeit auf Daten und Vorschläge zur Reduzierung der Gefahr der Kriminalisierung von Immigranten in Italien zu lenken. In diesem Zusammenhang wurden auch Vorschläge für die alten Menschen gemacht und das Programm von Es lebe, wer alt ist! intensiviert. Durch Konferenzen und öffentliche Veranstaltungen wurde auch auf internationaler Ebene über die "Zigeuner, heimatlose Europäer" (Budapest im Januar 2010) gesprochen oder Appelle veröffentlicht, um "Wieder neu zusammenzuleben" (Florenz). Wir haben uns in Rosarno für die Immigranten eingesetzt, die Opfer von Gewalt wurden; dazu fanden auch Gebete der Solidarität in Rom, Mailand und anderen italienischen Städten statt. In Padua wurde eine Tagung über die Kriminalisierung von Obdachlosen organisiert, in Sizilien gab es dazu verschiedene Initiativen, und in Havanna wurde die Hilfe für Obdachlose in diesem Winter intensiviert, da er klälter war als üblich.
Insgesamt ist es eine außergewöhnliche Arbeit, die nicht immer einfach ist, um kulturelle Folgen mit entsprechender Gesetzgebung und Poltik zu vermeiden, die wenig darauf ausgerichtet sind, der Unvernunft und Angst entgegenzutreten, die letztlich die Armen und Immigranten beschuldigen. Es geht darum, in den Zivilgesellschaften der Länder, in denen die Gemeinschaft lebt, eine Kultur der Verachtung von Minderheiten zu verhindern, die sehr schnell gefährlich werden und Formen von Antiziganismus, Antisemitismus, Xenophobie und Kriminalisierung der sozialen oder ethnischen Minderheiten und der Immigranten in Italien und in Europa oder Afrika und anderen Kontinenten annehmen kann. Das ist eine ständige Sorge aller Gemeinschaften von Sant'Egidio.
Auf derselben Ebene des Einsatzes der Gemeinschaft, um die Gründe für ein Zusammenleben aufzuzeigen, ist ihre Teilnahme an der Kommission für Wahrheit und Versöhnung in Burundi zu verstehen, wo die Gemeinschaft eine herausragende Rolle für den Frieden gespielt hat, der den Brügerkrieg beendete. Dieser Schritt ist grundlegend, um die tiefen Wunden des Genozids ohne weiteres Blutvergießen zu heilen.
Ebenso außergewöhnlich waren die humanitären Katastrophen, die ausgehend von Italien ein mühsames Jahr für die Welt gebracht haben. Beim Erdbeben in den Abruzzen hat sich die Gemeinschaft von Anfang an insbesondere um die alten Menschen gekümmert und die Lebensumstände vieler verbessert, sowie das Überleben vieler gesichert, die allein geblieben waren; außerdem wurden Kontakte zu ihren Familien hergestellt. Weitere Hilfen wurden geleistet nach dem Erdbeben in Padang in Indonesien, in San Salvador, in Malawi, in Karonga, in Nordkivu, in Kuba und Haiti: grundlegende Hilfsgüter, Zelte gegen die Kälte, Wiederaufbau des Alltagslebens für Kinder und alte Menschen, die den tragischen Folgen eines Erdbebens im besonderen Maß ausgesetzt sind. Die Anwesenheit von selbständigen Gemeinschaften vor Ort hat geholfen, dass die Gemeinschaft Sant'Egidio von den ersten Stunden an im Vergleich zur Maschine der örtlichen und traditionellen internationalen Hilfe viel effektiver war.
Man kann nicht einmal die wichtigsten Züge einer Gemeinschaft zusammenfassen, die auf allen Kontinenten lebt und über zwanzig Hauptsprachen spricht und die immer lokal, autochton und gleichzeitig global geprägt ist und die die Probleme der Welt immer als eigene Wunden empfindet und damit Ferne und Nähe keinen Unterschied ausmachen. Auf diese Weise lebt Sant'Egidio als Familie, auch wenn dabei am vom Papst einberufenen Weltfriedenstag, dem ersten Tag des Jahres, fast 500.000 Mencshen in vielen Orten der Welt an Märschen, Gebeten und öffentlichen Kundgebungen teilgenommen haben, die ein grundlegendes und spirituelles Programm für Sant'Egidio darstellen.
Die Homepage verschafft einen Eindruck von der Gemeinschaft. Sie wird weltweit aufgerufen, besitzt sechs Hauptsprachen und ist teilweise in sieben weiteren Sprachen übersetzt. Sehr schnell stellt man fest, dass das Gebet im Mittelpunkt steht und in der Freundschaft, besonders in der Freundschaft zu den Armen, Tag für Tag umgesetzt wird. Dann folgen die Ökumene, der Dialog, der Frieden, der Einsatz für Menschenrechte und das Leben sowohl der alten Menschen als auch von alleinstehenden Frauen mit schwierigen Schwangerschaften oder Immigranten, Flüchtlinge, Gefangene und Obdachlose und gegen die Todesstrafe. Wenn man die Fenster der Homepage öffnet, entdeckt man, dass niemand so arm ist, um nicht die Würde zu besitzen, anderen helfen zu können, z.B. helfen italienische und andere europäische Gefangene Gefangenen im Süden der Welt (sie schicken Seife, Nahrungsmittel, Briefmarken und Papier). Auch die alten Menschen unterstützen mit ihrer Bewegung durch freiwillige Beiträge und Bastelarbeiten das DREAM-Programm zur AIDS-Behandlung in Afrika oder die Lebensmittelausgaben für Menschen auf der Straße oder sie besuchen einsame alte Menschen in Heimen. Auch die Mitglieder der Gemeinschaften und Schulen des Evangeliums in den Stadtrandvierteln kümmern sich um Immigranten, einsame alte Menschen und Obdachlose.
In den Tagen vor ihrem Jahrestag setzt sich die Gemeinschaft Sant'Egidio für Haiti ein, wo es schon seit Jahren einen Einsatz für Waisenkinder und alte Menschen gibt. Neben den örtlichen Mitgliedern sind auch schon Mitglieder der Gemeinschaften aus Lateinamerika hingegangen, um zu helfen.
Ein weiteres Feld der Homepage ist das BRAVO!-Programm (Birth Registration for All Versus Oblivion) zur Registrierung der unsichtbaren Kinder beim Einwohnermeldeamt. Eine Millionen sind in Burkina Faso als erster Schritt anzumelden, damit fünf Millionen Kinder und Erwachsene existieren, die noch nie "existiert haben" und allen Arten von Missbrauch, Illegalität und Gewalt ausgesetzt waren. Dieses Programm soll ausgeweitet werden und zu einer neuen Art der weltweiten Patenschaften werden. Es werden insgesamt jährlich 55 Millionen Kinder geboren, die niemals wirklich existieren, nie die Schule besuchen und illegal in ihrem Geburtsland leben; es ist ein unendliches Sammelbecken für alle Kinderräuber und Menschenhändler und auch eine Gefahr für zukünftige Bürgerkriege und soziale und ethnische Missstände.
Es gibt auch Bilder vom Gedenken an die Menschen, die einsam oder auf der Straße in Rom und anderen Städten gestorben sind. Ihre Zahl hat in den vergangenen Jahren zugenommen, was beweist, dass Lebensprobleme und Isolierung in den Städten zunehmen. Daneben finden sich die Bilder von den weltweiten Weihnachtsessen mit der Freude, der Hoffnung und der Würde. Dann der Führer "Essen, Schlafen, Waschgelegenheiten" in der zwanzigsten Auflage als unerlässliches Hilfsmittel, um mit Würde zu leben und nicht der Gefahr zu erliegen, in der Kälte und allein zu sterben. Hier versteht man den vielfältigen Einsatz, um die Leiden im Leben der Armen weltweit und die negativen Auswirkungen auf die Qualität des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu lindern. Es gibt den Führer "Wie kann man als alter Mensch in der eigene Wohnung bleiben", sowie die Veranstaltungen in Budapest, Kiew und Havanna zum Schutz des Lebens der Obdachlosen und Zigeuner oder die Pressekonferenzen in Italien, um zu verhindern, dass die Sanierung von baufälligen Romasiedlungen wie in Casilino 900 als "Kollateralschäden" die Umsiedlung anerkannter Familien mit sich bringt und die Beziehungen zur Schule und die soziale Intergration der Kinder und Romaschüler unterbrechen, um zu verhindern, dass in Italien geborene Familien und Kinder und seit zwei Generationen in Italien lebende Familien, auch wenn sie falsche Papiere aus Ex-Jugoslawien besitzen, in Flüchlingslager und Einrichtungen für illegalte Immigranten abgeschoben werden.
Hier wird das normale Gesicht der Gemeinschaft Sant'Egidio beschrieben, die auf den Straßen Begleiterin der zunehmenden Lebensprobleme der Armen ist, die die Namen und Geschichten der Armen persönlich kennt und den Verantwortungsträgern in der Gesellschaft weniger verallgemeinernde Vorgehensweisen angesichts der sozialen Probeme vorschlägt, die nicht immer akzeptiert werden. Dann werden neue Initiativen dargestellt, wie die Eröffnung der neuen Mensa für die Armen im Zentrum der Stadt Novara; es ist ein Ort konkreter und menschlicher Hifle für Immigranten, die häufig mehr als Problem statt als Menschen und Bürger angesehen werden.
Dann gibt es auf der Homepage den Bereich über die Ankündigung des Moratoriums der Hinrichtungen in der Mongolei; es ist die neueste positive Nachricht in einem Jahr, in dem die Gemeinschaft eine Tagung mit afrikanischen Justizministern von Malawi bis Benin organisierte, und über 1.000 Städte weltweit an der Bewegung der "Städte gegen die Todesstrafe" teilnahmen. Dann hat die Gemeinschaft die Arbeit zur Abschaffung der Todesstrafe in New Mexico und die historische Entscheidung unterstützt und dann im März 2009 mit dem Gouverneur Richardson am Kolosseum eine Feier organisiert.
Eine dauernde Dimension der Arbeit der Gemeinschaft ist der Einsatz für die Achtung des Lebens und der Würde jedes Menschen unter allen Umständen, von der Geburt bis ins hohe Alter und bis zur Gebrechlichkeit. "Das Drama des hohen Alters" wird durch die tragische Geschichte zweier alter Menschen verdeutlicht, die in einem Altenheim in der Provinz Rom verbrannten; dadurch sind viele "kleine Villen" ins Licht gerückt worden, in denen die Gemeinschaft seit Jahren anwesend ist, um die Schäden einer teuren Ausgrenzung mit sehr niedriger Lebensqualität abzumildern. Auch hier wird eine radikale Umkehrung der Betreuung von alten Menschen vorgeschlagen, die die alten Menschen mit Hilfen in ihrer Wohnung bleiben lässt. Dazu wurden Erfahrungen gesammelt, die dann in einigen Teilen der Hauptstadt und anderen italienischen Städten beispielhaft geworden sind und die die Ausgaben im Gesundheitswesen reduzieren aber gleichzeitig die Lebensqualität der alten Menschen über 75 Jahren durch ein "Vorbeugeprogramm" für die Aktivitäten des alltäglichen Lebens erhöht. Dieser Vorschlag wendet sich auch gegen die Tendenz der öffentlichen Verwaltung mit ihrer zunehmenden und unersetzlichen Institutionalisierung. Als Alternative wurde im April eine neue Wohngemeinschaft für alte Menschen mitten in Rom eröffnet.
Frieden, Dialog, Humanisierung und Schutz des schwachen Lebens. Von den Todeskandidaten bis zu den pflegebedürftigen alten Menschen und den Behinderten, die in der Bewegung "Die Freunde" ihren Ort und ihren Weg gefunden haben, um zur Stadt und zur Welt zu sprechen. Dabei wird auch Rücksicht genommen auf die konkreten Schwierigkeiten im Alltag der Behinderten: viele von ihnen betätigen sich im Künstleratelier und können dadurch frei und auf hohem Niveau kommunizieren, andere haben durch berufliche Bildungskurse im Projekt "Neue Geschmackssorten" und in der Gaststätte der Freunde einen Arbeitsplatz gefunden und können dadurch berufliche Qualität, Freude und Würde miteinander verbinden und auch in früher als "ungeeignet" angesehenen Arbeitsfeldern tätig sein.
Dann wurden im Alltag Alternativen zur Institutionalisierung gesucht, damit sie nicht früher sterben, weil man Isolierung und Leid nicht verhindern konnte, die Frucht einer Mentalität sind, die sich schwer tut, im Leid die Würde des menschlichen Lebens zu achten. Das geschieht in einer Gesellschaft, die durch laute Diskussionen über die Grenzen des Lebens verwirrt und versucht ist, Vereinfachungen zu glauben und Gesetze zu verabschieden, die zur Euthanasie neigen, um der Komplexität der Probleme der Einsamkeit und des Leids in den letzten Jahren des Lebens auszuweichen.
Nicht zu sehen ist auf der Titelseite der Gemeinschaft, dass es ein besonderes Jahr der Freundschaft mit dem Judentum war, während es teilweise auch Schwierigkeiten in der Beziehung zu den Christen und besonders auf internationaler Ebene zwischen Katholischer Kirche und Judentum gab. Die wegen der Dimensionen und Bedeutung außerordentliche Pilgerreise der Religionsoberhäupter und tausender Menschen nach Auschwitz-Birkenau, an der unter anderem Kardinal Dsziwisz und der ehemalige Oberrabbiner von Israel Lau als Überlebender eines Konzentrationslagers sowie Vertreter der Muslime und anderer Weltreligionen teilnahmen, war ein historisches Ereignis und eine wesentliche Etappe zur Anerkennung der Shoah als Tiefpunkt Europas und der Welt. Sie war ein zentraler Bestandteil des interreligiösen Treffens Menschen und Religionen, das wieder in Polen und diesmal in Krakau im Gedenken an Johannes Paul II. und an den "Geist von Assisi" stattfand. Dieser "Geist von Assisi" wurde als zentraler Bestandteil einer "Friedenspädagogik" aufgezeigt und als historische Notwendigkeit in konfliktreichen Zeiten, in denen die Religion und der nationale Faktor als Instrument missbraucht werden.
Die Freundschaft zu den jüdischen Gemeinden erlebte einen besonderen Augenblick durch den Besuch von Papst Benedikt im Hohen Tempel von Rom am 17. Januar 2010: Dabei war die Gemeinschaft von Anfang an beteiligt und hat geholfen, die bei der Vorbereitung aufkommenden Schwierigkeiten zu überwunden, wie es auch in den offiziellen Dankesworten des Vorsitzenden der römischen jüdischen Gemeinde, Riccardo Pacifici, zum Ausdruck kam. Es gab viele Schritte auf dem Weg dieser Freundschaft, kulturelle Arbeit und öffentlichen Einsatz, um die Wurzeln von Antisemitismus und Antijudaismus weltweit durch ein besonderes Museum des Gedenkens von Grund auf zu bekämpfen, von Buenos Aires bis Antwerpen, von Osteuropa bis Genua und Mailand, wo man der Gemeinschaft die Entdeckung von "Gleis 21" verdankt und damit die Erinnerung an die Deportation der Juden.
Dieser natürliche Einsatz von Sant'Egidio bemüht sich an anderen Orten wie in der Elfenbeinküste, in Indonesien oder Nigeria um die Verständigung und den Dialog zwischen Christen und Muslimen, auch in Gegenden mit ethnischen und religiösen Spannungen. Diese Beziehungen sind teilweise schwierig, aber notwendig, wie die von der Gemeinschaft in Rom organisierte Tagung "Die Bedeutung der Kirchen im Nahen Osten" zeigt, bei der sich Wissenschaftler und Beobachter mit dieser Frage beschäftigt haben.
Diese Freundschaft und dieser Dialog ist auch gegenüber der orthodoxen Welt gewachsen. Durch die Beziehungen zum Patriarchen von Moskau, Kyrill, und zu seiner Kirche, durch offizielle Besuche der Gemeinschaft bei seinem Amtsantritt und den Besuch des neuen Verantwortlichen für Außenbeziehungen, Metropolit Ilarion, bei Sant'Egidio und auch durch die Verleihung des Ordens des Heiligen Sergius an Andrea Riccardi wegen seiner Arbeit für den Dialog und die Freundschaft zwischen den beiden Kirchen. Diese Freundschaft zur Orthodoxie wurde auch durch den Besuch des Patriarchen von Albanien, Anastasios, in Santa Maria in Trastevere bestätigt, der für die Hilfe der Gemeinschaft beim Wiederaufbau der Kirche und des religiösen Lebens seit dem Übergang vom Kommunismus dankte, die mit einer konkreten Solidarität für die Armen und Wohngemeinschaften für Menschen aus den Irrenanstalten von Tirana verbunden ist. Dazu kommen Initiativen und Begegnungen mit dem Patriarchen von Rumänien und der Kirche seines Landes.
Auf den Wegen des Dialogs und des Friedens kam es zu vielen Begegnungen; die Gemeinschaft und ihre Verantwortlichen empfingen zahlreiche Besuche: es kamen der Außenminister von Indonesien; der Präsident von Pakistan, Ali Zardari, dabei ging es um eine Verbesserung der Sicherheitslage und des Lebens der Christen, die oft Opfer an Übergriffen werden, und um ein Moratorium der Todesstrafe; es kamen die Präsidentin Argentiniens Kirchner, der Präsident der Europäischen Union Van Rompuy, die Präsidenten von Gabun und Zypern, wo 2010 ein historischer Besuch von Papst Benedikt stattfinden wird in Folge des Friedensgebetes, das die Gemeinschaft im November 2008 organisiert hat. Auch die Treffen mit den Präsidenten von El Salvador, Costa Rica und Mittelamerika sind mit anderen Begegnungen notwendige Fäden, um den Frieden und die Menschenwürde, sowie die Achtung von Minderheiten und die Aufmerksamkeit für die Armen zu stärken, von Bolivien bis Togo, von Liberia bis Pakistan und Indonesien, vom Darfur bis Norduganda.
Zum Dialog gehört auch die gewachsene Zusammenarbeit mit der Kongregation der Töchter der Nächstenliebe - wie eine in Paris organisierte internationale Konferenz über AIDS bestätigt - durch die das DREAM-Programm in 10 Ländern Schwarzafrikas wachsen konnte und vom Gesichtspunkt der geretteten Menschenleben und der Personenzahl mit kostenloser Therapie zum erfolgreichsten Projekt der Prävention und Behandlung von AIDS auf diesem Kontinent geworden ist. Die DREAM-Zenten wurden von Papst Benedikt XVI. bei seiner Afrikareise in Kamerun besucht, er sagte: "Ich kenne eure Arbeit und alles, was ihr tut. DREAM ist ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist!" 2009 wurden 80.000 Personen betreut, fast 50.000 sind in Therapie, 3.500 örtliche Mitarbeiter sind im Einsatz, sie wurden als Gesundheitspersonal, Techniker und Hilfskräfte aufgebildet (Ärzte, Biologen, Krankenpfleger, häusliche Betreuer); fast eine Million Menschen haben an der Gesundheitserziehung, an Ernährungsprogrammen und globalen Vorbeugemaßnahmen teilgenommen; 98 Kinder werden von 100 HIV-positiven Frauen gesund geboren, mehr als 9 von 10 Erwachsenen wird das Leben wiedergeschenkt. Es gibt die Frauen der Bewegung "Für einen Traum", die zu einem wichtigen Bestandteil im Kampf gegen AIDS und bei der Mobilisierung der Zivilgesellschaft zur Überwindung des Stigmas und zur Verbesserung der Betreuung geworden sind. Diese gute Nachricht widerspricht dem allgemeinen Trend, wobei die Finanzprobleme wegen der Wirtschaftskrise und der vollkommenen Kostenlosigkeit und Zugänglichkeit des Programms zunehmen, das in seiner Art in ganz Afrika einzigartig ist. Es gibt dabei auch unvorhersehbare Probleme wie die Schäden am biomolekularen Labor in Maputo, die dazu zwingen, neue Mittel und Ersatzstrukturen zu suchen, um das Recht auf Behandlung der schon in Therapie befindlichen Personen zu garantieren.
Es war schließlich ein Jahr, in dem sich die Gemeinschaft gefestigt hat. Der Präsidentschaftsrat wurde neu gewählt, dem nun viele internationale Vertreter angehören und der Marco Impagliazzo als Präsidenten bestätigt hat; dieser Prozess dauerte fast zwei Monate in allen Gemeinschaften auf der Welt. Das Gespür für die zivile Verantwortung ist gewachsen, um sich ausgehend von Europa für die Achtung der Menschenwürde und für das Zusammenleben in Zeiten einzusetzen, die den Versuchungen der Vereinfachung des Kampfes der Kulturen oder der ausschließlichen Beschäftigung mit internen Fragen ausgesetzt sind.
Die Verleihung des Internationalen Karlspreises an Andrea Riccardi als "großen Europäer" in Aachen war ein wichtiger Augenblick. Er wurde in den vergangenen fünfzig Jahren den Gründervätern Europas und vielen Staats- und Regierungsoberhäuptern verliehen, von Schuman bis De Gasperi, von Kohl bis Mitterand. Die Wahl von Riccardi und der Gemeinschaft Sant'Egidio erscheint bedeutend und als Suche nach einer neuen Vision und "euroafrikanischen" Perspektive auch auf Seiten der Verantwortlichen der Union. Hier ist die Begründung für die Preisverleihung:
"Andrea Riccardi, Historiker und Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, erhält den Karlspreis: die größte deutsche Auszeichnung, die seit fünfzig Jahren Staatsmännern, Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen wird, die einen Beitrag zum Aufbau und zur Einheit Europas geleistet haben: Churchill, De Gasperi, Mitterand, Kohl. Aber auch Clinton und Johannes Paul II. und ausnahmsweise einmal der Euro".
Riccardi wollte jedoch niemals öffentliche Ämter annehmen, er übernimmt keine institutionellen Aufgaben, auch wenn er als Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio und persönlich bedeutsam und entscheidend in außereuropäischen Konflikten eingegriffen hat (Mosambik, Guatemala) und ein Talent Europas und Sant'Egidios eingesetzt hat: die Kunst des Dialogs. Er hat in Jahren des Kampfes der Kulturen bedeutsam dazu beigetragen, ein Denken und eine wahre "Kunst des Zusammenlebens" aufzubauen: unter Juden, Christen und Muslimen, er hat Brücken gebaut in Zeiten der Kälte oder des Kampfes wie nach dem 11. September 2001. Zwischen Europa und Afrika in Zeiten nachlassender internationaler Entwicklungshilfe, die einen historischen Tiefstand erreicht hat. Zwischen den Generationen, indem er die Frage der alten Menschen im trotz der Wirtschaftskrise reichen Europa in den Mittelpunkt stellt, während es kein Rezept für das länger gewordene Leben gibt. Zwischen sozialen und europäischen Minderheiten, um sich auf vernünftige Weise antisemitischen und xenophoben Tendenzen und der Angst vor Immigranten entgegenzustellen, die im Herzen des Kontinents zunehmen.
Der Karlspreis wird insgesamt einem Mann verliehen, der davon überzeugt ist, dass "Europa heute gebraucht wird, seine Demokratie und seine Menschlichkeit, wie auch ein freundlicher Kapitalismus, der zum Verbündeten und nicht zum Feind oder Konkurrenten für Länder wird, die wachsen müssen und noch eine zu kurze nationale Geschichte haben, wie die afrikanischen Länder". Das sagte er bei seinem Treffen in der Universität von Aachen am 20. Mai 2009.
"Europa war in der Lage, zwei Weltkriege in die Welt zu exportieren. Sie entstanden in Europa und wurden zu Weltkonflikten. Heute ist es an der Zeit, dass Europa seinen inneren Frieden und seinen Humanismus exportiert und auf Weltebene verbreitet. Das ist die heutige Herausforderung, keine Hochachtung vor großen Persönlichkeiten sondern eine Notwendigkeit".
"Das ist auch die Antwort auf das Problem der Angst und der Immigration. Italien ist heute einer der Häfen für die Immigration aus dem Süden der Welt. Die Zahlen sind nicht alarmierend, sie sind zwar gewachsen, aber wir sind noch unter dem Niveau der Reisen der Hoffnung aus den neunziger Jahren. Wenn man Italien betrachtet kommt man auf ca. 50.000 im Jahr. Doch es ist auch wahr, dass es ein weltweites und zumindest europäisches Problem ist. Italien muss auf der Höhe seiner Kultur der Gastfreundschaft und der europäischen Gesetze und Standards bleiben, was das Asylrecht betrifft. Und wir alle müssen mithelfen, damit kein Immigranten feindselig behandelt wird, ob er einen legalen oder illegalen Status besitzt. Denn das wird zu einer Zeitbombe der Verachtung und des Misstrauens, die immer bittere Früchte hervorbringt und sei es erst nach Jahren. Europa muss Italien helfen, dieses Problem nicht allein zu bewältigen, das auch eine Chance ist, wenn es gut angegangen wird."
Eine weitere Verantwortung.
Vor einem Jahr starb der große Denker und Theologe des 20. Jahrhunderts, Olivier Clement, ein Freund der Gemeinschaft. Seine Worte weisen auch weiter auf den roten Faden der vielleicht vielfältigen Dinge hin, die das Jahr von Sant'Egidio gekennzeichnet haben. Es war ein "unmodernes" Jahr, denn es war nicht von Individualismus oder von Angst vor dem anderen gekennzeichnet, die sich in den wohlhabendenen Ländern der Welt immer mehr zeigt.
In einem der Gemeinschaft gewidmeten Buch schreibt Olivier Clément: "Nur ein Christentum, dass immer wieder tief und großzügig ist, kann der Kompass sein, der uns ermöglicht, auf dem Ozean dieser schwierigen und komplizierten Welt unterwegs zu sein. Ihr, liebe Freunde von Sant'Egidio, seid an der Reihe. Ich habe zudem den Eindruck, das ihr es gut beherrscht! Jeder Christ ist gefragt. Und es ist schön mit weiten Horizonten unterwegs zu sein!"
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